Von zwei Brüdern und einem Drachen
Die Steinauer Altstadt war am vergangenen Sonntag ein wahrhaft märchenhafter Ort. Erneut fand der traditionelle Märchensonntag statt und abermals erfolgreich. Kernthema war diesmal das Märchen „Die zwei Brüder“.
Ihrem Namen als Märchenstadt hat Steinau erneut alle Ehre gemacht. Immerhin verbrachten hier die Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm Ende des 18. Jahrhunderts einen Teil ihrer Kindheit. Deshalb wird Steinau auch Brüder-Grimm-Stadt genannt. Von den Brüdern Grimm gibt es eine berühmte Märchensammlung, zu der auch das Märchen „Die zwei Brüder“ gehört, eines der unbekannteren Werke der Grimms.
Es ist auch das einzige Märchen, in dem mit einem Drachen gekämpft wird. Deshalb begegneten den Besuchern des Märchensonntags auch Drachen und Schwerter. Eine große Menschenmenge, insbesondere Kinder, war zwischen Schloss, Kumpen und Amtshof unterwegs. Ein sichtbarer Beweis des Hochbetriebs war, dass der übefüllte Mauerwiesen-Parkplatz. Veranstaltungsauftakt war mit einem gut besuchten evangelischen Gottesdienst auf der Sommerbühne des Theatriums, welcher von Pfarrer Gernot Fleischer gehalten und von Uwe Bäbler musikalisch umrahmt wurde. Theatriumschef Detlef Heinichen erzählte das Märchen „Die zwei Brüder“ frei. In Anspielung auf die Länge des Märchens nannte er es augenzwinkernd „der Ben Hur unter den Märchen“. Die offizielle Eröffnung des nunmehr 21. Märchensonntags oblag Bürgermeister Christian Zimmermann. Auch er ging auf das Märchen von den zwei Brüdern ein und verwies auf dessen viele Aspekte: Arm und Reich, Gut und Böse, Hexe, Drachen und schlaue Tiere. Schlussendlich gebe es ein Happy-End. Der Bürgermeister dankte allen, die beim Märchensonntag mitwirkten. „Viele haben sich engagiert“, lobte Zimmermann. Als Hofdame mit Schwert gab Birgit Wiest Erläuterungen zum vielfältigen Programm der Veranstaltung. Die Eröffnungszeremonie wurde von einer Fanfarengruppe des Musikvereins Germania Steinau musikalisch gestaltet. Viel geboten wurde insbesondere für die Kinder. Am Märchenbrunnen am Kumpen konnte geangelt werden. Groß war das Angebot im Hirschgraben des Schlosses, wo gespielt und gebastelt sowie ein Drachenführerschein erworben werden konnte. Auch gab es ein Kinderritterturnier und Bogenschießen sowie akrobatische Vorführungen. Großen Zuspruch fand der „Räuberhaufen Donnerkeil“. Allerorten in der Altstadt begegnete man unterschiedlichen Märchenfiguren. In Anlehnung an das Märchen „Die zwei Brüder“ fand im Amtshof ein Freilichttheater statt, welches auf große Resonanz stieß. Dabei wurde eine Gerichtsverhandlung inszeniert, in der es um die Entführung und Ermordung eines Zwillingsbruders ging. Zu lustigen Tumulten kam es bei den Zeugenvernehmungen.
Im Brüder-Grimm-Haus fanden Märchenerzählungen statt, ebenso im Hirschgraben. Reichlich gesegnet war die Veranstaltung mit musikalischen Aktivitäten. An vielen Stellen gab es Musik, Gesang und Tanz. Zu Gast war auch die Alsfelder Marktspielgruppe. Im Theatrium wurde das Kinderstück „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ gezeigt. Auch im Literaturcafé gab es Theatervorstellungen. An vielen Stellen war für das leibliche Wohl gut gesorgt. Auch der neue Kiosk am Kumpen fand guten Zuspruch. Ein Teil der Brüder-Grimm-Straße war Marktstraße mit vielen Ständen, wo Holzartikel, Strickwaren, Deko-Artikel, Schmuck, Bekleidungsgegenstände, Seifen, Karten und vieles andere erworben werden konnte. FGW