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Die zwölf Stromkästen im Steinauer Erlebnispark zaubern den kleinen und großen Besuchern ein Lächeln ins Gesicht. Sie fragen sich, wie das gehen soll? Diese tristen Kästen und ein Lächeln?
Die Anwort ist einfach: Daniel Mohn hat sie mit seiner Graffiti-Kunst gestaltet. Seit zwei Wochen verwandelt der 32-Jährige die Stromkästen in dem beliebten Freizeitpark in farbenfrohe Kunstwerke.
Er freut sich, dass Parkinhaber Theo Zwermann ihm bei seiner Arbeit freie Hand lässt und ihm vertraut: „Eine gewisse Offenheit gegenüber meiner Graffiti-Kunst ist nötig.“ Und Zwermann ist, wie er sagt, „mit dem Ergebnis total zufrieden“. Er war im vergangenen Jahr auf Mohn aufmerksam geworden, als dieser bei dem Projekt „Bad Soden-Samünster blüht“ die Stromkästen im Kurpark zum Blühen gebracht hat. Während dort wunderschöne Blumenmotive entstanden sind, zieren im Erlebnispark vorwiegend Tiere die Stromkästen. Igel, Eichhörnchen, Maus, Waschbär und Rotkehlchen geben sich ein Stelldichein.
Die Geschichte der Erdmännchen
Besonders ins Auge fallen die Erdmännchen, die dem Betrachter freundlich entgegenblicken. „An den Erdmännchen hängt mein Herz am meisten“, verrät Daniel Mohn. Er verbindet mit ihnen eine ganz persönliche Geschichte. Und auch Theo Zwermann hat eine Anekdote zu den possierlichen Tierchen. „Mein Vater, der vor vier Jahren gestorben ist, hat mir bei der Konzeption des Parks vor fast 30 Jahren immer zu einem Erdmännchen-Gehege geraten. Er hatte in Zoos und Tierparks gesehen, dass die Tiere bei den Besuchern sehr beliebt waren und alte und junge Tierfreunde gleichermaßen anzogen.“ Aus dem Erdmännchen-Gehege sei nichts geworden, aber ihren Platz haben die Tiere nun im Park gefunden – wenn auch in etwas anderer Form.
Übrigens: Zwermann und Mohn wussten nichts von der Geschichte des jeweils anderen. Erst im Gespräch mit unserer Berichterstatterin kam ihrer beider Verbindung zu den Erdmännchen zur Sprache.
Daniel Mohn kennt den Erlebnispark bereits von Besuchen in seiner Kindheit. Nun ist er als Künstler hierher zurückgekehrt. Er ist stolz, mit seiner Graffiti-Kunst „einen Fußabdruck zu hinterlassen, der länger bleibt als man selbst“.
Vier bis fünf Stunden arbeitet er täglich an seinen Motiven. „Danach ist die Konzentration weg.“ Betrachtet man seine Arbeit, ist es beeindruckend, wie es Mohn gelingt, feinste Konturen mit einer Spraydose auf die Fläche zu bringen. Dazu bedient er sich verschiedener Techniken.
Seine Motive findet der Kurstädter im Internet. Für seine Arbeit im Erlebnispark suchte er nach Nahaufnahmen der Tiere und bestimmte mithilfe von Photoshop die verschiedenen Farbtöne, um sie naturgetreu wiedergeben zu können. Eine Vorabzeichnung oder gar Schablonen braucht Daniel Mohn, der auch als Tätowierer arbeitet, für seine Arbeiten nicht.
Mit zwölf Jahren hat er begonnen, Pokemon-Figuren abzupausen. Damals sei sein Vater auf sein Talent aufmerksam geworden und habe ihm einen großen Zeichenkasten geschenkt. „Ich habe gemerkt, dass ich mit meinen Zeichnungen Leute begeistern kann, das hat mir gefallen“, erinnert er sich. Über seinen älteren Cousin sei er schließlich zur Graffiti-Kunst gekommen.
Lediglich einen Auftrag nimmt Daniel Mohn jedes Jahr an, „denn die Sommer sind endlich“, erklärt er lächelnd. Mit der Graffiti-Objektgestaltung biete er eine Dienstleistung an, „die man eigentlich nicht als Dienstleistung anbieten kann“. Denn er verbinde damit stets einen künstlerischen Anspruch.
Parkinhaber Theo Zwermann freut sich über die Highlights, die im Park entstanden sind. „Die Motive beflügeln die Fantasie, sind naturnah und laden zu einer Entdeckungstour ein.“