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Mit tiefen Erosionsschluchten, bizarren Felsformationen und dem sagenumwobenen Wilden Tisch ist der Bernhardswald bei Hohenzell ein absolutes Glanzlicht des Premiumwanderwegs „Spessartbogen“.
Wer Natur in Reinkultur erleben und ein paar Stunden mit der Familie einmal anders gestalten will als in den eigenen vier Wänden, darf sich auf eine 90-minütige, abenteuerliche Wanderung rund um den wilden Tisch freuen.
Für die Anfahrt zum Parkplatz Bernhardswald benutzen Sie am besten die Kreisstraße nach Hohenzell. In dem Schlüchterner Stadtteil bleiben Sie auf der Hauptstraße, bis Sie die evangelische Kirche vor sich sehen. Dort biegen Sie links auf die Spessartstraße ab. Am Ende des Kopfsteinpflasters geht es rechts zur Spechtehütte den Berg rauf. Ganz wichtig, damit Sie sich nicht verlaufen: Nehmen Sie hinter dem Parkplatz den linken Weg und Sie befinden sich auf einem fünf Kilometer langen Rundwanderweg „Roter Milan“, der Sie nach rund drei Kilometern zum Wilden Tisch führen wird.
Zunächst geht es bergab. Das herrliche Panorama der tiefen Schluchten, die für den Bergwinkel typisch sind, tut sich auf. Im Talgrund begrüßt Sie einer der beiden Quellarme der Ahlersbach. Hier ist der Bachlauf zu einem kleinen Weiher aufgestaut. Der Ahlersbach wird Sie auf dem Weg bergauf begleiten.
Liebe Familienväter, jetzt kommen die kritischen Momente. Fragen wie „Wann sind wir endlich bei den Wilden Leuten?“ oder „Geht es jetzt eine Ewigkeit bergauf?“, müssen Sie pädagogisch richtig beantworten. Nur keine Angst. Nach 400 Metern taucht am Hang ein Grenzstein von 1730 auf. Um Ihre Liebsten ein wenig abzulenken, erzählen Sie ganz einfach, dass hier die Südgrenze der Fuldischen katholischen Enklave Herolz-Sannerz-Weiperz markiert ist und das in der ansonsten evangelischen Grafschaft Hanau.
Wahrscheinlich bleibt Ihnen beim Anstieg nur noch übrig, die Saga vom Wilden Tisch zu erzählen. Da ist von einem Männlein die Rede, das über Stock und Stein kletterte und als die Sonne unterging, zu den riesengroßen Menschen im Bernhardswald kam. Er fürchtete sich sehr und wollte fliehen. Doch die Riesen riefen ihn zurück, erquickten ihn mit Speis‘ und Trank und bereiteten ein Nachtlager aus dünnem Gras und weichem Moos.
Als Dank erfüllte das Männlein den Riesen einen Wunsch. Der lautete, ewig leben zu dürfen und in dem Wald ihr Unwesen zu treiben. „Wer in der Stille lauscht, der hört sie noch, die wilden Leute, wie sie in der Einsamkeit ihr eigenes Leben leben“, heißt es in der Sage.
Heimatforscher Wilhelm Praesent hat die Leute im Bernhardswald einmal trefflich beschrieben. „Wo gewaltige Steinmassen hernieder starren, da haben sie ihre ‚Wilden Häuser‘. Dort essen sie am ‚Wilden Tische‘. Ihre Kinder schützen die Kinder der Menschen, wenn diese Beeren pflücken, zeigen heilkräftige Kräuter und den Verirrten den Weg.“
Geschafft: Es folgt der Einstieg zum Wilden Tisch. Und hier erscheint erstmals der Hinweis „Spessartbogen“. Gehen Sie den kaum wahrnehmbaren Weg weiter und genießen Sie den Blick auf den Bernhardsgraben. Es sind nur noch wenige hundert Meter bis zur Teufelskanzel und dem Wilden Tisch. Diese sehenswerten Steinformationen entstanden vor 200 Millionen Jahren und haben die eiszeitlichen Verwitterungen überstanden. Das Gebiet ist geologisch von Muschelkalk geprägt. Genießen Sie diese Naturdenkmäler, Ergebnis Jahrmillionen alter Ausspülungen.
Keine Angst: Sie müssen nicht die ganzen drei Kilometer zurück. Wenn Sie auf dem Hauptweg sind und links die Leo-Hütte sehen, geht es rechts Richtung Parkplatz. Es gibt keine Steigungen mehr und nach wenigen Metern geht es rechts Richtung Auto. Eines habe ich vergessen: Atmen Sie tief durch. So eine reine Luft wie im Bernhardswald finden Sie nirgendwo. Da sind Kopfschmerzen, Migräne und Sorgen verflogen. Ehrlich.