„Die zertanzten Schuhe“ beim Märchensonntag
„Unsere Stadt ist wie gemacht für den Märchensonntag“, sagte Bürgermeister Christian Zimmermann (parteilos) bei der Vorstellung des Programms im Gerichtssaal des Brüder Grimm-Hauses und spielte damit auf den mittelalterlichen Stadtkern, das mächtige Renaissanceschloss und die historischen Gebäude rund um den Kumpen an.
In dieser Kulisse lädt die Stadt Steinau für Sonntag, 6. August, zum 20. Mal zu dem Märchenfest ein. „Ich freu‘ mich auf die Darsteller am Märchensonntag und auf alle Familien, die nach Steinau kommen“, bekannte Zimmermann, der um Fassung rang, als er an den kürzlich gestorbenen Leiter des Brüder Grimm-Hauses, Burkhard Kling, erinnerte, dem insbesondere die Märchenspiele im Amtshof am Herzen gelegen hätten. Ingrid Ganß vom städtischen Verkehrsbüro benannte die Tragik, die mit dem diesjährigen Motto „Die zertanzten Schuhe“ verknüpft ist. Dieses weniger bekannte Grimmsche Märchen sei stets Klings Wunsch für den Märchensonntag gewesen.
In kurzen Zügen umriss Ganß den Inhalt des Märchens, in dem es zwölf Prinzessinnen jede Nacht gelingt, den vom König verschlossenen Schlafsaal zu verlassen, an unbekanntem Ort zu tanzen und dabei ihre Schuhe zu verschleißen. Erst einem armen Soldaten gelingt es, mit Hilfe einer alten Frau, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf das bunte Programm am Märchensonntag gab Wencke Wiest, die die jüngste Tochter des Königs verkörpert. Sie präsentierte im Hof des Brüder Grimm-Hauses einen akrobatischen und zugleich poetischen Tanz mit dem Aerial Hoop, einem kreisrunden, im Baum hängenden Reifen. Denn Tanz wird es am Märchensonntag in vielen Varianten geben: Ballett mit dem Ballettsaal Opsahl, Mitmach-Tänze mit „Spirit oft the Dance“ aus Vollmerz, höfische Tänze, Seiltanzen zum Mitmachen und Hanan Kadur als tanzende Prinzessin.
Irische und Renaissancemusik spielen Rosa Lignum aus Bad Hersfeld, Schlossverwalter Martin Kohlhaas erfreut mit Drehorgelmusik, Wood & Voices mit Gitarrenklängen und Gaukler Sepp als Straßenmusikant. Apropos Straße: durch die flanieren als „Walk-Acts“ Prinzessinnen auf Stelzen und die Familie Wiest als Prinzen, Prinzessinnen und ein Soldat.
Schuhe können am Märchenbrunnen geangelt werden, Bogenschießen und einen Märchenwald gibt es im Burggraben, ein Kinderkarussell am Kumpen, der Märchenkreis Bergwinkel erzählt in der Hofstube und John Rogers im Hirschgraben. In drei Aufführungen (12, 14 und 16 Uhr) wird in einem Freilichttheater im Hof des Grimm-Hauses das Märchen von den zertanzten Schuhen erzählt, und Kurt Spielmann ist als „Magnus, der Schuster“ zu erleben.
Kunsthandwerk, Basteln, T-Shirt-Bemalen, eine Hüpfburg und vieles mehr lassen am 20. Märchensonntag garantiert keine Langeweile aufkommen.
Die evangelische Kirchengemeinde lädt zu einem Märchengottesdienst in die Katharinenkirche ein, das Theatrium zu der Weltmeisterschaft im Märchen schnell erzählen, und die Orthopädie-Schuhtechnik Footopia in der Brüder-Grimm-Straße gestaltet ihr Schaufenster märchenhaft.
Stärken können sich die Besucher an zahlreichen Essensständen. Das große gastronomische Angebot sei auch der ARGE zu verdanken, die sich mit den Vereinen sehr engagiere, richtete Bürgermeister Zimmermann seinen Dank an die vielen Ehrenamtlichen, die sich am Familienfest beteiligen.