Jockesmarkt stiftet Identität
Zum Jockesmarkt in Steinau wurde in diesem Jahr ordentlich was geboten. Und auch schon früh am Morgen, als an 37 Flohmarkt-Ständen – eine Rekordbeteiligung – am Kumpen und in der Brüder-Grimm-Straße allerlei hübsche und nützliche Dinge den Besitzer wechselten.
Musik gab es über den Tag vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Steinau, der Gitarrengruppe Steinau, dem Musikverein Germania Steinau und am Abend von der Band Doc Rock, deren Rockkracher alle Classic-Rock-Fans begeisterten.
Doch zurück zum Anfang: Bürgermeister Christian Zimmermann hatte am frühen Nachmittag in seiner Rede zur Eröffnung den Jockesmarkt als eine „Plattform für bürgerschaftliches Engagement“ bezeichnet. Die Veranstaltung habe sich als wichtiges kulturelles Ereignis etabliert, das Identität stifte und den Zusammenhalt der Bürger stärke.
Seinem Wunsch: „Lassen Sie uns heute gemeinsam schöne Stunden verbringen, uns austauschen, lachen und das Miteinander genießen“, kamen die Besucherinnen und Besucher gerne nach. Bei Kaffee und Kuchen im Marstall, Currywurst und Pommes Frites am Kulturkiosk, Burgern und weiteren Leckereien saß Alt und Jung in geselliger Runde im Herzen der Stadt beisammen.
Im Theatrium wurde „Der kleine Maulwurf“ gespielt, der SSC lud ein zum Mitmachsingen und das Jugendzentrum zur Kinderbelustigung. Kinderschminken mit „SunnyFaces“, Käptn Ballon, Hüpfburg und Torwandschießen im Hirschgraben waren prima Angebote für die Kinder und wurden gerne angenommen.
Eine besondere Würdigung erfuhren die „Mauerspechte“, eine Bürgerinitiative, die sich seit 35 Jahren für den Erhalt der Stadtmauer einsetzt. Bürgermeister Christian Zimmermann erinnerte an Karl Hellwig, der in den 1980er Jahren, als die Stadtmauer in eine besorgniserregenden Zustand war, mit „visionärem Denken und unerschütterlichem Glauben an die Kraft der Gemeinschaft“ die „Mauerspechte“ ins Leben gerufen hatte.
Dank des Engagements von rüstigen Rentnern und anderen Bürgern seien viele wertvolle Restaurierungsprojekte realisiert worden. Dabei habe sich die Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof als „äußerst fruchtbar“ erwiesen.
Zimmermann lobte die rührige Truppe: „Ihre Arbeit hat nicht nur die Stadtmauer gerettet, sondern auch das Bewusstsein für den Denkmalschutz und die Bedeutung historischer Gebäude in unserer Gemeinschaft gestärkt.“ Die „Mauerspechte“ seien ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement, das in dieser Form einmalig sei.
Und die Bilanz der „Mauerspechte“ kann sich durchaus sehen lassen: In den letzten 35 Jahren wurden 10 der noch vorhandenen 14 Wehrtürme renoviert und über 800 Meter der Stadtmauer erneuert. Bereits 1991 wurden die Truppe mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet und zehn Jahre später folgte der Deutsche Preis für Denkmalschutz.
„Mauerspecht“ Wilfried Strack betonte die große Verbundenheit der Männer untereinander und erwähnte besonders Georg Lotz, der mit über 90 Jahren keinen einzigen Tag bei den „Mauerspechten“ auslasse. Sein Dank galt unter anderem Doris Geschwindner und Sabine Stern, die für das leibliche Wohl der Truppe Sorge tragen, der Firma Frank Börner, die die benötigten Gerüste kostenfrei zur Verfügung stellt, Harald Mathi und Koni Merz für die Zusammenstellung der Foto-Ausstellung und der Stadtverwaltung für ihre Unterstützung.
„Oberspecht“ Gerhard Guth schloss sich mit Dankesworten an den städtischen Bauhof, die Kreissparkasse Schlüchtern und Margrit Kaul für ihre mannigfaltige Unterstützung an.
Bürgermeister Christian Zimmermann überreichte jedem „Mauerspecht“ eine Urkunde, in der es unter anderem heißt: „Mit handwerklichem Können, Ausdauer und Gemeinschaftssinn haben sie sich über mehr als drei Jahrzehnte hinweg um das kulturelle Erbe unserer Stadt verdient gemacht.“ Als äußeres Zeichen des Dankes erhielt jeder der Männer eine Jacke mit dem Schriftzug „Mauerspechte“ und einem aufgestickten Specht.
Zu Beginn der Ehrung hatten Corinna Löffert und Diana Schmitz, unterstützt von „ihrem“ Musikverein Germania, auf die Melodie „Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ne kleine Wanze“ ein Lied für die Rentnertruppe angestimmt. In dem von Meike Morawetz geschriebenen Text hieß es: „An der städt’schen alten Mauer klopfen ganz viel Spechte, an der städt’schen alten Mauer gibt’s ganz viel zu tun.“
Zum Jockesmarkt aber durfte die Arbeit getrost ruhen, während sich die „Mauerspechte“ unters feiernde Volk mischten.




