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Kulturlandschaft ist von Menschen geprägt. Geschichte und Geschichten haben ihre Spuren in der Landschaft hinterlassen. Davon erzählt auch der 20. Kulturweg im Main-Kinzig-Kreis, dessen feierliche Eröffnung am Sonntag, 9. Juni, um 9.30 Uhr am Parkplatz am Krugbau in Steinau beginnt.
Während einer Freiluft-Pressekonferenz erläuterte Dr. Gerrit Himmelsbach vom Historischen Spessartprojekt, auf dessen Initiative bereits 125. weitere Europäische Kulturwege zurückgehen, was der Rundwanderweg alles zu bieten hat. Der insgesamt 126. Europäische Kulturweg trägt die Bezeichnung „Eisenberg, Ton und Stuterei – jenseits des Bellinger Bergs“. Er führt in zwei Schleifen durch die Kulturlandschaft der Stadt Steinau.
Eine Gruppe interessierter Menschen hatte Ende 2019 damit begonnen, die Geschichte vor Ort unter Moderation des archäologischen Spessart-Projekts zu erarbeiten. Försterin Tanja Halfmann sowie Mitarbeiter der Stadt Steinau unterstützten die Vorarbeiten. Dann bremste die Corona-Pandemie die Unternehmung aus. Im Mai 2022 nahm die Gruppe die Arbeit wieder auf. Inzwischen sind die Texte geschrieben, die Fotos gesammelt oder eigens geschossen worden, die auf den Informationstafeln entlang des Weges aufgestellt werden sollen.
Wenn die Eröffnung am 9. Juni entlang der Südschleife am Krugbau am Rande des Steinauer Waldes beginnt, geht es am Eisenberg um den Erzbergbau im Mittelalter. Hier zeugen über 200 „Pingen“ vom sogenannten Duckelbergbau ab dem hohen Mittelalter.
2019 war im Rahmen einer archäologischen Ausgrabung, an der zahlreiche ehrenamtliche Helfer beteiligt waren, der erste im Spessart ausgegrabene Rennofen gefunden worden. In solchen Lehmöfen wurde das Erz verhüttet. Die Teilnehmer der Eröffnungsfeier dürfen sich über hier ausgegrabene 800 Jahre alte Schlackestücke freuen.
Nebenan auf den Neudorfwiesen bestand einst eine Siedlung, was ebenfalls durch eine Grabung nachgewiesen wurde. Heute ist hier ein Naturschutzgebiet.
Der Krugbau selbst beherbergte im 18. Jahrhundert wegen der Nähe von Tonvorkommen die Herstellung von Mineralwasserflaschen aus Steingut für die hessisch-hanauische Quelle in Schwalheim der Hanauer Grafen. Später wurden hier fein bemalte Krüge hergestellt, die heute Sammlerwert besitzen. Ende des 18. Jahrhunderts ließen die Hanauer Grafen den Thalhof bauen, um eine eigene Pferdezucht, Stuterei genannt, zu etablieren.
Bis circa 1990 bauten Steinauer und Marjosser Töpfer hochwertigen Ton am Katzenstein ab.
Nach dem zweiten Weltkrieg rekultivierten vornehmlich Frauen die Wälder in ganz Deutschland. Die Kulturfrauen wurden im Dialekt „Planzweiwer“ genannt. In der „Krausehütte“ machten sie Pause.
Zurück geht es entlang der „Schwarzen Rolle“, einem im Rahmen des Arbeitsdienstes ausgebauten Weges. Aus dem landwirtschaftlichen Gut Thalhof entwickelte sich der Erlebnispark.
Beim nach einem Förster benannten Frohnhof gab es einst die legendäre Pizza und Met von Paul Frohn. Es schloss sich eine Episode an, in der hier Galloways gezüchtet wurden. Zum Abschluss der Wanderung wird die Pizza nach Frohnhof-Rezept und Honig-Apfelwein kredenzt.
Dr. Gerrit Himmelsbach bedankte sich bei Hauptamtsleiter Horst Schmidt für die Bearbeitung der Förderanträge, bei Stadt- und Staatsforst sowie bei allen beteiligten Bürgern, namentlich bei Rainer Geschwindner und dem Geologen Joachim Lorenz.
Der Heimat- und Geschichtsverein Steinau präsentiert derzeit an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat im Dachgeschoss des Museums Steinau, Amtshof, Brüder-Grimm-Straße 80, in Steinau ausgewählte Werke aus der Produktion der Töpfer des Krugbaus.