Vereine sind der „Kitt der Gesellschaft“
Auf ihrem Neujahrsempfang im Feuerwehrhaus Salmünster ehrte die Vereinsgemeinschaft Salmünster drei ehrenamtlich tätige Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für ihre Mitbürger einsetzen.
Zuvor hielt Michael Graf, der Leiter des Kreisverbandes des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), ein Referat über die gesellschaftliche Bedeutung des Vereinswesens und dessen Verbindung zu Unternehmen.
„Vereine und Mittelstand gehören zusammen, sie sind tragende Säulen der Gesellschaft“, stellte der Referent fest. In den 615.000 Vereinen in Deutschland seien 27 Millionen Leute organisiert, informierte er. Die Vorläufer des Vereinswesens verortete er bei den Tempelherren im England des 15. Jahrhunderts, den Handwerkerzünften und Kaufmannsgilden, den Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts sowie den Clubs der englischen Oberschicht.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts spreche man von Vereinen, die sich zumeist um Aufgaben kümmerten, die der Staat nicht erfüllten konnte, etwa die Heilsarmee oder das Rote Kreuz. 1848 erkannte die Nationalversammlung das Vereinsrecht als Grundrecht an.
Ein Boom der Vereine sei nach dem II. Weltkrieg mit der Gründung von Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen zu verzeichnen.
Ohne die ehrenamtlich geführten Vereine stoße die Gesellschaft in etlichen Bereichen an ihre Grenzen, denke man etwa an die Feuerwehren und die Hilfsdienste im Gesundheitswesen.
Die zweite Säule der Gesellschaft sei der deutsche Mittelstand, auf den 99 Prozent der 3,4 Millionen Unternehmen entfielen. Die mittelständischen Unternehmer seien meist an den Standorten verwurzelt, trügen soziale Verantwortung und seien oft selbst Vereinsmitglieder.
Die Schnittstelle zwischen Vereinen und mittelständischen Unternehmen sei das Sponsoring, also die Zuwendung von Geld-, Sach- und Dienstleistungen an Vereine. Die Unterstützung der Vereine auf der einen Seite und der Imagegewinn für die Unternehmer auf der anderen Seite sowie Geselligkeit und soziales Miteinander bedeuteten eine „Win-Win-Situation“, befand Michael Graf.
Das Leitungs-Team der Vereinsgemeinschaft, dem Burkhard Baumgarten, Dieter Hagemann, Hartmut Peterhansl und Horst Silberschlag angehören, ehrte in diesem Jahr drei Menschen, die sich ehrenamtlich in besonderer Weise für ihre Mitmenschen einsetzen.
Seit mehr als 30 Jahren betreut Hildegard Hagemann-Korn das Kinderhilfsprojekt „Georg Korn“ in Peru. 1988 bereiste sie mit ihrem Ehemann Franz-Georg das südamerikanische Land. Beeindruckt von Land und Leuten, schlossen sie sich dem „Christlichen Friedensdienst“ an und unterstützten in der Stadt Huaraz kranke und bedürftige Kinder und ihre Familien. Nach Ende des Projekts und dem Tod ihres Ehemanns 1995 engagiert sich Hildegard Hagemann-Korn für ein Projekt, das peruanische Frauen gegründet haben. Bis heute betreut sie das Kinderprojekt „Georg-Korn“ unter dem Dach der „Kinderhilfe Kakadu“. Drei Gassenküchen sorgen für warme Mahlzeiten für etwa 200 Kinder, arme Familien bekommen Lebensmittel, und kranke Kinder erhalten medizinische Versorgung. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit“, erklärte Hildegard Hagemann-Korn ihr kontinuierliches Engagement. Im Frühling plant sie erneute eine Reise zu „ihren Kindern“ nach Peru.
Längst ist die Gruppe „Spätlese“ in der Kurstadt ein Begriff. Vor 14 Jahren gründete Christa Kailing die Gruppe für ältere Mitbürger, die sich regelmäßig im Café Sonnenschein trifft. Neben geselligem Austausch zur Kaffeezeit finden die älteren Menschen Spaß am Singen deutscher Volkslieder, musikalisch begleitet von ehrenamtlich aktiven Musikern aus der Region. Die Freude am Singen trägt die Gruppe seit einigen Jahren in die Öffentlichkeit, wenn Christa Kailing zum Singen in der Salzarena einlädt. Hier sind alle sangesfreudigen Einwohner und Gäste zum Mitsingen willkommen.
Zudem organisiert Christa Kailing Busfahrten zu Zielen in der Umgebung, zu denen sich Interessierte unbürokratisch telefonisch bei ihr anmelden können.
Mit Nino Muntoni ehrte die Vereinsgemeinschaft einen engagierten Feuerwehrmann. Seit 1982 gehört er zur Freiwilligen Feuerwehr Salmünster, und war seit 1984 auch im Vorstand aktiv. Er gilt als „dienstältester Atemschutzgeräteträger“ und ist heute Sprecher der Alters- und Ehrenabteilung. Sowohl als aktiver Feuerwehrmann, als auch bei Veranstaltungen und anderen Feuerwehraktivitäten ist Nino Muntoni stets helfend zur Stelle.
Die Auswahl der Geehrten decke die ganze Bandbreite der ehrenamtlichen Arbeit ab, lobte Bürgermeister Dominik Brasch. Die Vereine erfüllten sportliche, kulturelle, soziale und sicherheitsrelevante Aufgaben. Die Stadt werde stets bemüht sein, die ehrenamtliche Arbeit der Vereine zu unterstützen, versprach er.
Für den Ortsbeirat gratulierte Michael Ziegler den Geehrten und bezeichnete die Vereine als „Kitt der Gesellschaft“. Wichtig sei der Zusammenhalt der Vereine, wie ihn die Vereinsgemeinschaft dokumentiere.
Der Vorsitzende der Feuerwehr Salmünster, Manfred Kleinert, verwies auf das Frühlingsfest der Feuerwehr am 25. und 26. Mai. Im nächsten Jahr stehe das 100-jährige Bestehen der Feuerwehr an, das vom 16. bis 18. Mai mit einem großen Fest auf dem Festplatz gefeiert werden solle. Dafür bat er die Mitglieder der anderen Vereine um aktive Mithilfe.