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„Ja, wir brauchen ihn, aus Respekt vor den Millionen Opfern von Krieg und Gewalt. Wir brauchen diese Momente des Innehaltens, genauso, wie wir Orte des Gedenkens brauchen, damit das, was geschehen ist, nicht verdrängt wird“, betonte Bürgermeister Dominik Brasch in seiner Ansprache zum Volkstrauertag im Schleifrashof und trat damit allen Zweifeln, inwieweit das Gedenken am Volkstrauertag fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch zeitgemäß sei, entgegen.
Der Volkstrauertag sei nicht nur ein Gedenktag an die Opfer von Krieg und Gewalt, sondern zugleich ein Appell für Frieden und Versöhnung.
„Wie gehen wir mit den Lasten zweier Weltkriege um? Unsere europäischen Nachbarn haben uns vor langer Zeit die Hand zur Versöhnung gereicht“, erinnerte Dominik Brasch. Dieses wertvolle Geschenk der Geschichte gelte es, zu bewahren, indem das Leid des Krieges nicht in Vergessenheit geraten dürfe.
Nach jahrzehntelangem Frieden sei mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Trauer und Leid senke sich über alle Familien, die auf die Rückkehr ihrer Lieben aus dem Beschuss der Schützengräben warteten. Die Kriegstreiber vernichteten Menschenleben, Landschaft und Kulturgüter. Auch denke man an die Bewohner der neuen Partnerstadt Tschortkiw, die ebenfalls Kriegsopfer zu beklagen hätten.
Seit dem Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas werde Antisemitismus und Nationalismus auch in Deutschland öffentlich zur Schau getragen. Es gelte, sich mit aller Kraft für Frieden und Demokratie in Deutschland und für Versöhnung und Verständigung in den Auslandsbeziehungen einzusetzen. „Verlieren wir in unserem geschäftigen Alltag nie aus dem Blick, wie wertvoll jede Stunde unseres Lebens ist“, schloss das Stadtoberhaupt seine Ansprache. Sein Dank galt allen Mitwirkenden der Gedenkstunde.
Der VdK-Sozialverband sei 1946 mit dem Ziel gegründet worden, alle Anstrengungen zum Erhalt des Friedens zu unterstützen, sagte Friedhelm Buse, der Vorsitzende des örtlichen Sozialverbandes. Alle Menschen hätten die Chance auf ein Leben ohne materielle Not und in Freiheit verdient. In Zeiten, in denen der Ton rauer werde, „müssen wir das Gespräch aufnehmen und Lösungen für die Probleme der Zeit finden“, mahnte Friedhelm Buse. In Erinnerung an die gefallenen Soldaten, die Vertriebenen, Geflüchteten und alle Opfer der Kriege „müssen wir uns auf unserem Platz für Frieden einsetzen“. Nur eine solidarische Welt könne eine gerechte Welt sein, befand er.
Die riesigen Felder der Kriegsgräber, die sie kürzlich in der Normandie besucht hatte, habe ihr das jähe Lebensende so vieler Menschen gezeigt, sagte Helga Weber in ihrer Ansprache für den Ortsbeirat Salmünster. Diese Gräber sollten Mahnung für die Zukunft sein, beständig für Frieden und Demokratie zu arbeiten. Die Vertreter der christlichen Kirchen Pfarrer Michael Sippel und Prädikant Nico Percz sprachen Gebete und Fürbitten.
Der Musikverein Salmünster und der Kern’sche Gemischte Chor umrahmten die Gedenkstunde mit ausgewählten musikalischen Beiträgen. Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr Bad Soden und Salmünster brachten im Anschluss die Kränze zu den Ehrenmalen. Andreas Wenzel regte an, die Gedenkfeier künftig direkt auf den Friedhof zu verlegen.