„Ein neues paar Schuhe kann dein Leben verändern“

Text_2

Große Freude in der Brüder-Grimm-Stadt: Nach der coronabedingten Pause im vergangenen Jahr, fand das Steinauer Traditionsfest, der Katharinenmarkt, jetzt wieder statt. Allerdings in veränderter und abgespeckter Form.
„Es ist uns wichtig, die Tradition um den Kumpen aufrecht zu erhalten“, betont Bürgermeister Christian Zimmermann. Ein besonderes Hygienekonzept machte dies möglich.
Corona zum Trotz ließ es sich die Stadt Steinau als Veranstalter in Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen und den Katharinenmarkt-Handwerksmeistern in diesem Jahr nicht nehmen den Traditionsmarkt wieder auszurichten – jedoch nur an einem Tag. So herrschte am vergangenen Samstag rund um den Kumpen buntes Treiben. Ein ansprechendes Unterhaltungsprogramm hatte für jeden etwas zu bieten.
Die Veranstaltung fand eine große Resonanz. Schätzungsweise mehr als 500 Menschen waren schon zur Eröffnung um 15 Uhr gekommen. Zu Gast war auch eine Abordnung der Schlüchterner Kalte-Markt-Präsidenten.
Wichtigste Person – neben dem Bürgermeister – war die Katharinenmarktmeisterin Anastasia Anastasiadou. Sie sah es als eine große Ehre an, dass die Gilde der Steinauer Handwerksmeisterinnen und –meister sie zur diesjährigen Katharinenmarktmeisterin auserkoren hat.
Die 40-jährige Deutsch-Griechin lebt seit fünf Jahren mit ihrer Familie in Steinau und hat vor zwei Jahren das Orthopädiefachgeschäft „Footoapia – Orthopädie & Lifestyle“ in der Brüder-Grimm-Straße eröffnet. In der eigenen Meisterwerkstatt werden Einlagen nach Maß angefertigt sowie vielfältige Orthopädie-Schuhtechnik-Leistungen angeboten. Auch werden Lifestyle-Maßschuhe angefertigt sowie Leder-Accessoires. Anastasiadou bezeichnet sich selbst als „SchuhFEEtischistin“.
„Der Beruf des Orthopädieschuhmachers ist eine magische Welt“, sagte die neue Katharinenmarktmeisterin in ihrer Antrittsrede bei der Eröffnung des beliebten Heimatfestes und fügte hinzu: „Wir vereinen viele Berufe und das macht den Beruf zu einem der komplexesten.“ Sie brachte ihren Beruf in Verbindung mit Ärzten, Physikern, Psychologen, Chemikenr, Schreinern und Designern. „Letztendlich vereinen wir Orthopädieschuhmacher viele Berufsgruppen und können daraus durch unser Fachwissen den Menschen Lebensqualität schenken“.
„Aschenputtel ist der beste Beweis dafür, dass ein neues Paar Schuhe dein Leben verändern kann“, bezog sich Anastasiadou auf die Brüder-Grimm-Stadt. Auch ging sie auf das Thema Zeit ein. Diese sei das, was man braucht, um zu erfahren, wo „der Schuh drückt“. Manchmal wolle man es auch nicht wahrhaben, dass die Lebenszeit des Lieblingsschuhs abgelaufen sei.
„Wir können nicht nur Schuhe neu machen und reparieren. Wir vermessen auch Kompressionsstrümpfe und Bandagen und konstruieren Einlagen“, sagte die Handwerksmeisterin und fügte hinzu: „Eine gute Einlage ist mit einer Liebesbeziehung zu vergleichen. Wenn alles passt, ist man glücklich.“ Es sei auch ihre tägliche berufliche Motivation, Menschen glücklich zu machen und ihnen bestmöglich zu helfen.
Die besondere menschliche und charmante Art der neuen Katharinenmarktmeisterin hob auch Bürgermeister Christian Zimmermann in seiner Ansprache hervor. „Ich bin geplättet“, sagte er angesichts der großen Besuchermenge bei der Markteröffnung. Das Stadtoberhaupt stellte klar: „Es ist der 732. Markt“. Obwohl keine Veranstaltung stattgefunden habe, habe das Jahr 2020 doch als 731. Markt gezählt, weil die Katharinenmarktmeister die Tradition in kleinem Rahmen aufrechterhalten hätten.
Der Bürgermeister verwies auf die vielfältigen Herausforderungen bei der Planung des Katharinenmarktes. Es habe zahlreiche Treffen mit Vereinen und Handwerksmeistern gegeben. Durch mehrere Veränderungen der Corona-Verordnungen mussten immer wieder neue Pläne geschmiedet werden. Schließlich wurde ein entsprechendes Konzept entwickelt, und so galt am Samstag die 3G-Regel mit Einlass-Kontrollen. Zimmermann lobte die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen und Handwerksmeistern. „Dies sollte ein Vorbild für die politische Arbeit sein.“ Er dankte allen Mitwirkenden und erklärte zu Böllerschüssen und Glockenklang den Markt für offiziell eröffnet. Zuvor hatten auf der Bühne die versammelten Handwerksmeister gemeinsam das „Kathreimoat“-Lied angestimmt.
Ein buntes Programm rund um den Kumpen war so recht nach dem Geschmack der vielen Besucher. Zu Beginn unterhielt der Musikverein Germania Steinau unter Leitung von Helmut Pankerl mit stimmungsvollen Weisen. Die Gästeführerinnen Renate Ullrich, Mariele Syllwasschy und Maria Link gaben Anekdoten „rund um den Kumpen“ zum Besten. Moderiert wurde das Programm von Heinrich Müller, ehemaliger Hauptamtsleiter der Stadt. In der Katharinenkirche konnten die Kinder Märchenerzählungen lauschen, dargeboten von John Rogers und Mariele Syllwasschy. Angeboten wurden in der Kirche auch Turmbegehungen. Großen Anklang fand das Kino im Theatrium. Hier wurde Konrad Merz‘ Film „Steinauer Geschichten“ gezeigt. Währenddessen sorgten die Steinauer Vereine mit einer gut bestückten Kuchentafel in der Rathaushalle für süße Gaumenfreude.
Premiere beim Katharinenmarkt hatte die Chorgemeinschaft Ulmbach. Unter Leitung von Uwe Bäbler trugen die rund 30 Sängerinnen und Sänger unter anderem den Udo Jürgens-Hit „Ich war noch niemals in New York“ vor. Gesang vom Feinsten bot auch der Grimm-Misch-Chor mit seinem bewährten Frontmann Peter Grimm. Ebenfalls zu den Mitwirkenden zählte die Gitarrengruppe Hintersteinau mit Musik und Gesang.
„Rock und Pop at ist Best“ – unter diesem Motto stand die abschließende Katharinenmarkt-Party mit den „Kinzigtalern“. Bis Mitternacht feierten die Steinauer und ihre Gäste zu Songs von Marius Müller-Westernhagen bis Nena. Die heimischen Vereine sorgten an mehreren Ständen mit Essen und Trinken für das leibliche Wohl der vielen Besucher, die froh waren, sich wieder einmal treffen zu können.