Wo sich Lichtpfeile aus Spiegelblech im Blätterwerk verfangen
Ein Kunstpfad schlängelt sich über eine Strecke von einem guten Kilometer wie eine mystische Kulturlandschaft durch Basaltsteinwiesen, Magma-Gesteinsmassen und geheimnisvolle Wälder.
Bis September können Kunstliebhaber in Hutten-Heiligenborn die Symbiose von Kunst und Natur hinterfragend miterleben. Bereits zum neunten Mal veranstaltet das Kulturwerk Bergwinkel das in der Region einmaliges LandArt-Festival.
Bei der Eröffnung am vergangenen Samstag sagte Organisator Gerwin von Monkiewitsch: „Wir sind befallen vom Kunstvirus. Er überträgt sich an Leute, die noch staunen können. Deutliche Anzeichen sind Wohlbefinden und Lebensfreude. Manche von uns hat es schon ein Leben lang erwischt.“
Die Künstler Jens Grundschock, Nicole Jänes, Lars Tae-Zun Kempel, Klaus Kleine, Martin Kohlhepp, Anne von Monkiewitsch mit Schülerinnen und Schülern der Henry-Harnischfeger-Schule Salmünster, Gerwin von Monkiewitsch, Hannes Metz, Werner Obländer, Katrin Paul und Peter Schäck ließen sich von dem einmaligen Ambiente inspirieren und installierten ihre spektakuläre Kunstobjekte behutsam in die Landschaft.
Glanzlichter setzten beispielsweise Hannes Metz‘ „Ekliptik“, Jens Grundschocks „Aufschrei“ und Gerwin von Monkiewitschs „Lichteinfall“, dessen Lichtpfeil aus gefaltetem Spiegelblech sich im Blätterwerk eines Baumriesen verhangen hat und sich mit der Natur verbindet.
„Kunst stellt Fragen. Mich hat dieser Baumstumpf angeschrien“, erklärte Grundschock seine mit einem Aluminium-Gerüst gestützten, abgestorbenen Erdstammblock. Die gepressten Papierfelsbrocken von Katrin Paul waren eine „Versuchsanordnung“, die Natur zu ersetzen. „Pensilis – hängend“ hieß es der interaktive Installation von Nicole Jänes. Vor Ort gefundene Gegenstände beschweren die Beine der in Bäume gehängten Strumpfhosen, die den Besuchern den Weg versperren und zur Seite bewegt werden müssen.
Bemerkenswert waren zwei Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Unter Leitung der Kunsttherapeutin Annegret Droste und der Geologin Sandy Jaschik hatten ein gutes Dutzend Kinder auf 1 000 Meter eine Zeitspur gelegt, die spannende Geschichten über die Entstehungsgeschichte der Erde, die ersten Pflanzen und Säugetiere erzählte, lange bevor es Menschen gab. Mit eigenen Zeichnungen hatten die Kinder die Erdgeschichte aussagekräftig bebildert.
Abseits der Zeitschnur finden Kinder bunte Fähnchen. Hier gilt es ausprobieren, entdecken, erforschen und mit viel Spaß einige Wunder der Welt erleben. Außerdem sind in der Nähe der Miniabenteuer zwölf Buchstaben versteckt, die zusammengesetzt ein Lösungswort ergeben. Wer die Lösung bis Ende November per Whatsapp einschickt, erhält eine kleine Überraschung.
Lehrerin Anne von Monkiewitsch hatte mit 24 Schülern und Schlüerinen der zehnten Klasse Vogelscheuchen aufgestellt, um Corona, Gewalt, Krankheiten, Armut, aber auch Stress mit den Eltern und Klasssenarbeiten aus ihrem Leben zu vertreiben.
Die erste Führung entlang des Kunstpfades hatte das Trio Julietta musikalisch begleitet. Für den 28. und 29. August sind jeweils um 15 Uhr besondere Führungen mit Tanzeinlagen geplant. Ein weiteres Aktionswochenende im September findet mit Detlef Heinichen aus dem Theatrium Steinau statt. Weitere Informationen:
kulturwerk2010.de