Schöne Döppe und Quötschesoppe

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„In Marjoß, doa gidd‘s schöne Döppe, bann die Marejen Musik hürn, fange se o zo höbbe.“ Das hat das Töpferdorf ausgiebig getan und den 850. Geburtstag und die Kirmes gefeiert. Ein Glanzlicht setzte dabei der Stehende Zug mit 58 Stände und Attraktionen. Wie dem Stück „Wallensteins Lager“ vor einer Brandruine, Bogenschießen im Ritterlager oder der Aufstellung einer Schildkröte im römischen Lager.
Was hat eine Schildkröte mit römischen Soldaten zu tun?, fragte sich so mancher Besucher auf der Dorfmeile. Indem die Soldaten ihre Schilder wie einen Schildkrötenpanzer um sich platzierten, schützten sie sich vor feindlichen Geschossen. Und genau das lernten zwei Dutzend Kinder beim Spielen in der Römerzeit.
Im Töpferdorf Marjoß drehte sich natürlich so einiges um das Töpferhandwerk.Um die Töpferkunst in die Zukunft zu retten, hatte die Familie Ommert die alte Töpferei in der Distelbachstraße gekauft und will die historische Werkstatt erhalten.
„Möglicherweise ist dort einer der einzigen Holzbrennofen noch vorhanden“, berichtete Hubert Ommert. Auf experimenteller Ebene hat er auch die alten Maschinen in der historischen Tongrube angeworfen, um „das kulturelle Wissen über Ton zu sichern“. Kein Wunder, dass die „Aal Hansjes Döbbewerkstoatt“ die Gäste aus Nah und fern ebenso magisch anzog wie Alfred Strauchs Döppemuseum mit 180 Exemplaren und einem Ausschnitt aus dem Brennofenbuch seit 1861 oder alte Trachten und Wohnzimmer in Strotts Hof.
Schon beim Festkommers im Saal Charlott stand die Chronik des Töpferdorfes Marjoß im Mittelpunkt. „Jed Häusje hod sein Nohme, es Rübebeet sein Pohd, Wäge sann Krafaame Marjosser Ächeoard.“ Mit einem Gedicht von Birgit Brigge leitete Hans-Walter Stein seinen Rundgang durch die Marjosser Geschichte ein. Er wies darauf hin, dass bereits 7 000 Jahre vor Christi Geburt Feuerstellen mit Knochen und Steinwerkzeuge belegen, dass entlang der Jossa steinzeitliche Besiedlungsflächen vorhanden waren.
Der Chronist berichtete über Hungersnöte, Pestdurchzüge, Kriegswirren, aber auch über die Töpferkunst, die Marjoß bekannt gemacht hat. Er erzählte von der Diakonisse Antonie Lamp, die ihr ganzes Leben immer nur für andere da war und niemals etwas anderes wollte als den Menschen und Gott zu dienen. Weiter ging es mit den Auswanderern wie Schuhmacher Georg Schultheis, der in Illinois sein Glück fand. Nicht fehlen durften die alten Hausnamen wie „Schullkoarles“ (Karl von der Schule), „Konroare“ (Konrads), „Klöäsjes“ (Nikolaus) und „Schlöngels“ (Schlingloff).
Was hatten die Marjoßer sonst noch bieten? Krombirnsoppe, Poffertjes, Quötschesoppe mit Waffeln, Bier vom Büarn und Edelweißer.
Bezahlt wurde mit dem Marjosser Taler. Diese Währung konnte bei den zahlreichen Wechselstuben eingetauscht werden. Wer nicht zu Fuß über die Dorfmeile flanieren wollte, auf den wartete ein alter Traktor mit Planwagen. So konnte man komfortabel die alten landwirtschaftlichen Geräte, Motorräder und Traktoren und Falkoniere bestauen und zusehen, wie fachmännisch ein Baumstamm durchgesägt wird.
Apropos Kirmes: Nach dem Festgottesdienst und dem Umzug ins Festzelt hat der Bloo seinen großen Auftritt. Der war leicht in die Jahre gekommen, wie Bloovater Friedhelm Klapp im Kirmesspruch festhielt. „Die jonge Läit honn wos ganz annersch im Koop.“