Von der Jagd auf Schnäppchen

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Im „Nochmalschön“-Laden im Sinntaler Ortsteil Sterbfritz geht es mehr ums Finden, weniger ums Suchen. Denn der Warenbestand lässt sich nicht wie in anderen Geschäften durch Bestellungen planen. Rein kommt, was für andere entbehrlich ist, aber noch viel zu gut ist, um es wegzuwerfen.
„Nochmalschön“ bietet auf einer Verkaufsfläche von fast 200 Quadratmetern Kleidung und andere Gebrauchsgegenstände aus zweiter Hand gegen eine kleine Spende an. Das charmante Konzept wurde vor sechs Jahren ins Leben gerufen, ursprünglich war es dazu gedacht, ankommende Flüchtlingsfamilien mit den wichtigsten Dingen zum Leben zu versorgen.
Schnell entwickelte sich der Laden zum beliebten Treffpunkt für Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, aber auch solchen Menschen, die gern auf Schnäppchenjagd gehen und lieber Gebrauchtes als Neues kaufen. Monatlich kommen bis zu 250 Menschen in das Ladengeschäft in der Brückenauer Straße 11.
Landrat Thorsten Stolz stattete gemeinsam mit dem Sinntaler Bürgermeister Carsten Ullrich dem Sozialladen einen Besuch ab und informierte sich im Gespräch mit Dekan Wilhelm Hammann vom Kirchenkreis Kinzigtal, Pfarrer Arne Schmitz von der evangelischen Christusgemeinde Sinntal-Marjoß, Koordinatorin Beate Schmitz sowie den beiden Ladenmitarbeiterinnen Daniela Benz und Steffi Matthes über die Abläufe und das Konzept des Second-Hand-Paradieses, das in den Räumen des früheren Ladengeschäfts Knothe untergebracht ist.
Träger des Ladens sind die evangelische Christusgemeinde in Sinntal und Marjoß, die Ortsgemeinde Sinntal und der Verein Mittelpunkt Generation Mensch. Ein zwölfköpfiges ehrenamtliches Helferinnenteam sorgt im Hintergrund für die Organisation: Ware muss in Empfang genommen, gesichtet und sortiert werden.
Gleich im Eingangsbereich des Ladens finden Kinder eine Bücherecke und Kisten voller Spielzeug. In einer anderen Ecke stehen Sofa und Tisch, wie es sich für eine „gute Stube“ gehört, ist feines Geschirr und Teller und Gläser für den Alltag in den Regalen zu finden, aber auch allerlei Deko.
Im hinteren Bereich befindet sich die Abteilung für Kinderkleidung und Schuhe. Alles, was nach einer gewissen Zeit nicht in neue Hände gekommen ist, geht als Spende an den Verein Kunterbuntes Kinderzelt und die Bergwinkel-Tafel.
„Auf diese Weise tragen wir dazu bei, dass gebrauchsfähige Waren nicht weggeworfen werden müssen“, erklärt Dekan Wilhelm Hammann. Alle eingenommenen Spenden werden zur Deckung der Betriebskosten verwendet, kommen aber auch unbürokratisch wohltätigen Zwecken in Sinntal zugute.
„Wir haben auf der einen Seite Menschen, die mit wenig Geld über die Runden kommen müssen und dankbar für solche wohnortnahen Einkaufsmöglichkeiten sind. Wir haben aber auch immer mehr Menschen, die heutzutage nachhaltig leben möchten. Dazu gehört auch, Kleidungsstücke und Geschirr oder Bücher gebraucht statt neu zu kaufen und eben nicht gleich wegzuwerfen, sondern sie anderen Menschen zur Verfügung zu stellen“, sagte Landrat Thorsten Stolz. Deshalb seien solche Ladenprojekte ein interessantes Angebot für ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und dienten darüber hinaus auch noch als eine Art Treffpunkt, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
„Läden wie Nochmalschön sind nicht nur für geflüchtete Menschen eine wertvolle Anlaufstelle, weil sie hier für wenig Geld eine Grundausstattung erhalten, sondern auch für Menschen, die auf der Suche nach einem besonderen Schnäppchen sind. Deshalb ist es erfreulich, dass der Laden sich schon so lange trägt und auch ein Stamm von Ehrenamtlichen dahintersteht. Ohne diese Menschen geht es nicht“, fasste der Landrat zusammen und lobte das bürgerschaftliche Engagement.
„Es ist doch oft so, dass viele Menschen etwas kaufen, was ihnen dann nicht mehr gefällt oder nicht richtig passt oder aus anderen Gründen nicht getragen wird. Dann hängen solche Sachen lange Zeit im Kleiderschrank. Genau diese Sachen wollen wir haben, denn es gibt immer Menschen, denen gefällt, was andere nicht mehr gebrauchen können“, erklärt Pfarrer Arne Schmitz.
Seine Frau Beate Schmitz koordiniert die Aufgaben, die im Laden anfallen. Ihren Worten ist deutlich anzumerken, dass der Betrieb des Ladens zwar mit viel Arbeit verbunden ist, sich diese Arbeit aber in mehrfacher Hinsicht lohnt. „Die Sachen, die wir anbieten, finden in aller Regel einen Abnehmer oder eine Abnehmerin. Es ist einfach schön, die Freude in den Gesichtern der Menschen zu sehen, die bei uns fündig werden. Und es ist auch ein gutes Gefühl, wenn gut erhaltene Ware noch einmal Verwendung findet und eben nicht im Müll landet“, sagte sie.
„Der Nochmalschön-Laden ist für Sinntal ein Glücksfall, denn er bietet vielen Menschen die Möglichkeit, sich mit gut erhaltener oder sogar neuwertiger Kleidung für wenig Geld einzudecken, ohne weit fahren zu müssen“, sagte Bürgermeister Ullrich.
„In diesem Laden steckt ganz viel Liebe und Herzblut. Ohne unsere ehrenamtlichen Kräfte ginge es nicht“, erklärt Pfarrer Arne Schmitz. Als Zeichen der Anerkennung hatte der Landrat dem Helferteam eine Spende für das Projekt mitgebracht.