Kreis stellt sich auf neue Phase der Coronavirus-Ausbreitung ein
Im Main-Kinzig-Kreis sind bislang aus insgesamt elf Alten-, Pflege- und Reha-Einrichtungen Coronavirus-Fälle gemeldet worden. Hohe Infektionszahlen verzeichnen dabei die Bad Soden-Salmünsterer Einrichtung Curata mit insgesamt 25 positiven Testergebnissen unter Bewohnern und Mitarbeitern und das Bad Orber Reha-Zentrum MediClin mit mittlerweile 13 Erkrankten unter den Patienten und sieben Covid-19-Fällen unter den Mitarbeitern (Stand am 17. April).
Für Landrat Thorsten Stolz und Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler sind diese Ausbrüche Belege dafür, „dass wir bei allen Diskussionen über Lockerungsmaßnahmen nicht vergessen dürfen, dass uns der vielleicht schwierigste Teil der Corona-Pandemie noch bevorsteht“, wie es in einer Mitteilung des Kreises heißt. Denn nun gehe es noch stärker als zuvor um den Schutz von Menschen aus Risikogruppen, gerade wenn zunehmend Beschränkungen reduziert werden.
„In enger Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsamt und den örtlichen Einrichtungen wird derzeit alles getan, um eine Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen“, sagt Landrat Thorsten Stolz. „Wir haben deshalb auch aus unseren eigenen Beständen alle Pflegeeinrichtungen im Main-Kinzig-Kreis mit zusätzlichen Schutzausrüstungen ausgestattet, damit es hier keinen Mangel gibt.“
Der Main-Kinzig-Kreis hat in den vergangenen Wochen die Schutzvorkehrungen für Alten- und Pflegeheime bereits gezielt verstärkt. Unter anderem sind die „Schulungsteams Corona“ in 50 stationären Einrichtungen des Pflegebereichs unterwegs gewesen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter präventiv auf den Umgang mit Coronavirus-Infizierten im eigenen Haus einzustellen. Diese Teams, bestehend aus Hygiene- und Pflegefachleuten des Main-Kinzig-Kreises, werden ab dieser Woche mit und für die Einrichtungen passgenaue Konzepte für die Zeit erarbeiten, wenn die Besuchsbeschränkungen wieder abgebaut werden.
„Die stationären medizinischen und pflegerischen Einrichtungen sind äußerst sensible Bereiche. Die Besuchsverbote und damit der besondere Schutz für diese Häuser sind hilfreich und im Moment auch absolut geboten“, erklärt Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler. Gleichwohl dürfte das Land Hessen in den kommenden Wochen und Monaten wieder mehr Menschen den Zugang zu diesen Häusern erlauben, darauf wolle der Kreis die Einrichtungen mit großer Sorgfalt und Schutzkonzepten vorbereiten. „Wir brauchen eben beides: Zum einen die Möglichkeit für Angehörige, ihre Mütter, Väter oder Großeltern in den Pflegeheimen zu besuchen, das muss auf Dauer natürlich wieder möglich sein, denn es ist schließlich auch eine Kraftquelle für die Bewohnerinnen und Bewohner. Zum anderen aber den größtmöglichen Schutz der gefährdeten Gruppen unserer Gesellschaft. Das geht nur über klare, fachlich abgestimmte Regeln“, so Simmler.
Wie verletzlich stationäre Einrichtungen sind, zeigen die bislang elf Häuser mit Covid-19-Fällen, davon fünf im West- und sechs im Ostkreis. Das Gesundheitsamt nimmt schon alleine aufgrund des seit Mitte März geltenden Besuchsverbots an, dass der Ansteckungsweg bei den meisten der Fälle übers Personal führte. „Wir müssen damit rechnen, dass wir in den nächsten Wochen noch Fälle aus weiteren Häusern zu melden haben, obwohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die hohen Hygiene- und Schutzstandards in hohem Maße beachten. Wenn mehr und andere Personen wieder Zutritt zu den Einrichtungen erhalten, wird die Einhaltung der Vorgaben für die einzelnen Standorte noch einmal komplexer und auch schwieriger“, sagt Landrat Thorsten Stolz, der den „um sich greifenden Optimismus hinsichtlich der Pandemie aus diesem Grund leider etwas dämpfen muss“: „Wir werden möglicherweise eine neue Phase der Ausbreitung erleben, in der es noch mehr darum gehen wird, die Menschen in stationären Einrichtungen zu schützen und für alle anderen Menschen eine neue Normalität mit hoher Sensibilität zu erreichen.“
Das Gesundheitsamt hatte in neun der elf Einrichtungen, jeweils in enger Zusammenarbeit mit den Teamleitungen vor Ort, bislang einen größeren Ausbruch verhindern können. Dazu wurden die Betroffenen und deren Kontaktpersonen aus den Häusern größtenteils in der Einrichtung selbst isoliert beziehungsweise das Personal mit Kontakt zum Erkrankten häuslich isoliert. Lediglich in Curata und MediClin hat es bisher eine größere Zahl an Infizierten gegeben, sechs Bewohner aus Curata sowie ein Patient von MediClin sind mittlerweile verstorben. „Diese Entwicklung und diese Zahlen machen sehr deutlich, dass die Corona-Pandemie noch lange nicht überstanden ist und wir hier vor weiteren Herausforderungen stehen, insbesondere im Bereich der Pflege- und Reha-Einrichtungen“, so Landrat Thorsten Stolz.