Wo Kinder ihr Herz für die Landwirtschaft entdecken können
Kühe und Hühner sind Tiere, die Kinder heutzutage allzu häufig nur noch aus Bilderbüchern oder als Spielzeug kennen. Sie bringen die Tiere nicht mit Lebensmitteln in Verbindung und wachsen ohne Bezug zur Landwirtschaft auf. Der Biohof Jockel in Steinau-Rabenstein ermöglicht Kindern den direkten Kontakt zu Tieren, zu landwirtschaftlichen Maschinen und der Arbeit auf dem Hof und auf dem Acker. Für die Kinder ist das ein großer Spaß und es wird viel gelacht, wenn Monika Jockel mit den Kindergruppen auf dem Hof unterwegs ist.
„Mit seiner Bauernhofpädagogik ist der Biohof Jockel ein idealer Partner für das Projekt Lernfeld Landwirtschaft“, stellte Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann fest und überreichte Joachim Jockel, der mit seiner Frau Monika und seinen Eltern Corina und Winfried den Hof bewirtschaftet, die Lernfeld-Landwirtschaft-Plakette. Der „Biohof Jockel“ ist seit drei Jahren Partnerbetrieb des Main-Kinzig-Kreises. Der Ökobetrieb steht auf mehreren Standbeinen: Milchvieh- und Legehennenhaltung, Ackerbau und Marktfruchtbetrieb, hinzu kommen eine Direktvermarktung von Bauernhofprodukten und natürlich die Bauernhofpädagogik mit Besuchen für Kitagruppen und Schulklassen sowie Jahreszeitenkurse und Einzelprogramme für Kinder bis zwölf Jahre. Dafür hat das Hof-Team eigens Fortbildungen besucht.
„Wer auf den Hof der Familie Jockel kommt, kann gar nicht anders, als mit ganzen Sinnen die Umgebung wahrzunehmen und dabei wie von selbst Neues zu lernen“, stellte Andreas Hofmann fest. Gemeinsam mit Katrin Hess, Leiterin des Amtes für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum, sowie Christina Gebhardt, Leitung des Sachgebiets landwirtschaftliches Fachrecht, und Bürgermeister Christian Zimmermann sprach Hofmann darüber, wie Kinder für die Landwirtschaft begeistert werden können, einfach dadurch, dass sie auf dem Hof mit anpacken und erleben, was Kühe brauchen, um Milch geben zu können. Und sie erhalten an der Melkattrappe ein Gefühl dafür, wie lange es braucht, um die Menge für ein Glas Milch zu melken.
„Kinder erleben bei uns, dass die Milch eben nicht aus dem Tetra Pak und dem Supermarkt stammt, sondern von Kühen. Es ist für die Kinder immer ein großer Spaß, wenn sie mit den Tieren in direkten Kontakt kommen und die Abläufe auf dem Hof kennenlernen. Dazu gehört auch, dass sie mithelfen, das Futter für die Hühner vorzubereiten: Raspeln und Schnippeln von Gemüse, Obst und Körner. Je nach Kursdauer helfen sie dann auch dabei, das Mittagessen für sich selbst zuzubereiten, mit Lebensmitteln, die aus dem Garten, dem Acker oder dem Stall stammen“, erläuterte Monika Jockel und fügte hinzu: „Für viele Kinder ist das etwas ganz Besonderes und auch Ungewohntes, sie lassen sich auf Neues ein und probieren auch mal Lebensmittel, die sie zu Hause eigentlich gar nicht essen wollen.“
Genau darum geht es bei Lernfeld Landwirtschaft: Jungen Menschen nahe zu bringen, was es braucht, um Lebensmittel zu produzieren und wie diese Lebensmittel schmecken, wenn sie ohne lange Transportwege auf dem Teller landen. „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe erzeugen qualitativ sehr hochwertige Produkte. Es ist wichtig, dass Kinder einen Bezug zu dieser wichtigen Arbeit herstellen können“, sagte Andreas Hofmann und dankte der Familie Jockel und dem Bauernhofteam für das große Engagement und Herzblut, das in der täglichen Arbeit auf dem Hof steckt.
Der Betrieb, der seit mehreren Generationen der Familie Jockel gehört, bewirtschaftet eine Fläche von 155 Hektar, davon 99 Hektar Dauergrünland. Es gibt zirka 165 Rinder, davon rund 93 Milchkühe und 450 Legehennen. Der Betrieb gehört zum „Bioland“-Verband. Auf den Biostandard umgestellt hat der Betrieb 2019.
Bei den Jockels erfahren die Kinder viel über die Arbeit im Stall, sie lernen beim Füttern, was Kühe fressen, welche Geräusche sie machen, wie sie sich bewegen und riechen und sie sind überrascht, wie viel Milch eine einzige Kuh jeden Tag produziert. Aber auch die Feldbewirtschaftung ist für die Kinder spannend, sie beschäftigen sich mit den Unterschieden der einzelnen Getreidesorten und bestimmen selbst Pflanzen, die ihnen auf ihren Exkursionen unter die Lupe kommen. „Abgefragt wird bei uns niemand, aber gelernt wird trotzdem und zwar ganz nebenbei und ohne, dass die Kinder es überhaupt mitbekommen“, lacht Monika Jockel. Das gemeinschaftliche Erleben auf dem Hof und das Erfassen mit allen Sinnen stehen bei der Bauernhofpädagogik im Vordergrund. Ihr ist es wichtig, die jungen Besucherinnen und Besucher auf die Natur einzustimmen, die direkt vor der Tür schon beginnt. „Darauf können die Jungen und Mädchen später aufbauen und erinnern sich vielleicht daran, was sie bei uns erlebt und gelernt haben“, erklärt sie.