Kleinstadtvertreter zu Gast im Bergwinkel
Die Bergwinkelstadt Schlüchtern etabliert sich in der deutschen Kleinstadt-Familie. Jetzt veranstaltete die Stadt eine „Kleinstadt-Akademie auf Tour“ für Kommunen aus der Region in vergleichbarer Größe. Die Veranstaltung fand im Vorfeld des ersten Bundeskongresses für Kleinstädte statt. Der Bundeskongress wird am 25. und 26. Juni in Wittenberge (Brandenburg), Sitz der deutschen „Kleinstadt-Akademie“, ausgerichtet. Der Kongress wird praktische Lösungen für zentrale Fragen der Stadtentwicklung in kleinen Städten in den Mittelpunkt stellen – und Raum für kollegialen Austausch schaffen.
In Schlüchtern ging es um einen Teilaspekt unter der Überschrift „Vom Sorgenkind zum Vorzeigeobjekt: Umgang mit Problem-Immobilien“. 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich angemeldet und wurden von Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) begrüßt. Darunter befand sich auch Siw Foge, Leiterin der Kleinstadt-Akademie in Wittenberge, mit ihrem Team. Die Veranstaltung fand passenderweise im Kultur- und Begegnungszentrum (KuBe) statt, ein Paradebeispiel für den erfolgreichen Umgang mit einer Problem-Immobilie. Mit einem Film- und Wortbeitrag ging Möller auf die zeit- und arbeitsintensive Umgestaltung des ehemaligen Langer-Areals ein. Das KuBe sei vom Investitionsvolumen das größte jemals in Schlüchtern von der Stadt initiierte Gebäude und stehe heute der gesamten Region für Veranstaltungen zur Verfügung. Derzeit entstehe im vorderen Bereich an der Obertorstraße ein weiterer Büro- und Ladenkomplex. Weitere Gebäude im Mittelteil sowie der Pocket-Park sind in Planung.
In der gesamten Bergwinkelstadt würde derzeit eine Fläche von fast 200 000 Quadratmetern parallel entwickelt. Dafür seien schon etwa 20 Millionen Euro an Zuschüssen akquiriert worden. Natürlich würden bei diesem Umfang auch gelegentlich Irrwege beschritten. Doch insgesamt sei die Stadt Schlüchtern auf einem guten Weg. Die Kleinstädte sollen miteinander ins Gespräch kommen und voneinander lernen, lud Siw Foge zum Netzwerken ein. Diese Kommunen hätten als „tolle Lebensorte“ einzigartige Perspektiven in Deutschland. Sie sollten aus unterschiedlichen Praxiserfahrungen voneinander lernen. Dies wurde gleich bei dem Kongress erfolgreich umgesetzt. Vier Bürgermeister aus der Region berichteten von ihren Erfahrungen mit örtlichen Problem-Immobilien und der erfolgreichen Herangehensweise zur Problemlösung.
Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger (CDU) berichtete von seinen intensiven Bemühungen um das ehemalige Joh-Areal, wo er nach zwölf Jahren endlich den „richtigen Investor“ für die Entwicklung zu den „Kinzig-Höfen“ gefunden habe. Für Heiko Stolz (CDU, Neuhof) war das Nebengebäude des Rathauses jahrelang der Knackpunkt, bevor dort nach der Bewältigung einiger Hürden ein schmucker Anbau ans Rathaus entstand. Christian Zimmermann (parteilos, Steinau) hat nach eigener Aussage eine „ganze Menge von Problem-Immobilien“. Exemplarisch ging er auf einen Gebäudekomplex in der Schwarzwaldstraße ein, der nach umfassender Renovierung und Umbau erschwinglicher Wohnraum werden soll. Andreas Weiher (SPD, Wächtersbach) schließlich erläuterte die umfangreichen Bemühungen für den Umbau des Schlosses zum Hauptsitz der Stadtverwaltung. Im Anschluss diskutierten die Kongress-Teilnehmenden eifrig weiter über die Thematik, bevor Abteilungsleiter Thomas Rau zu einem Rundgang über das Langer-Areal einlud. Bürgermeister Möller zog abschließend ein äußerst positives Resümee des Kongresses: „Schlüchtern hat sich ein weiteres Mal überregional positiv präsentiert. Die Teilnehmer werden sicherlich positive Anstöße mit in ihre Kommune nehmen.“