Die Deutsche Bahn hat auf den Bahnanlagen der Bergwinkel-Region eine nie da gewesene Offensive zur Verbesserung der Infrastruktur gestartet. Von den Bahnhöfen Schlüchtern und Flieden bis hin nach Elm und Sterbfritz wird gebaut und verbessert.
Begonnen wurde die Offensive vor rund zwei Jahren im Bahnhof Schlüchtern als meist frequentierter Bahnhof der Region. Komplett neue Bahnsteiganlagen werden dort gebaut, sodass künftig bequemes Ein- und Aussteigen möglich ist.
Dies ist ein lang gehegter Wunsch der vielen Reisenden, die täglich in das Rhein-Main-Gebiet und anderswo hin pendeln. Das Besondere: Die neuen Bahnsteige werden durch den Einbau eines Aufzuges künftig behindertengerecht. Zurzeit erfolgt die Fertigstellung des Bahnsteiges am Gleis 1. Aus diesem Grund können die Regionalbahnen, die im Zweistundentakt zwischen Schlüchtern und Gemünden beziehungsweise Würzburg und Bamberg verkehren, den Bahnhof der Bergwinkelstadt nicht anfahren.
Für diese Züge ist der Bahnhof Sterbfritz als End- und Anfangsbahnhof umfunktioniert worden. Für die ausfallenden Züge ist zwischen Sterbfritz und Schlüchtern ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Dies bedeutet, dass die aus Richtung Jossa kommenden Regionalbahnen in Sterbfritz enden und dort wenden und wieder zurück in Richtung Main starten. Reisende müssen am Bahnhof Sterbfritz in bereitstehende Busse in die Bergwinkelstadt umsteigen. Die Busse verkehren in geringfügig veränderten Fahrzeiten wie normalerweise die Züge. Umgekehrt werden Reisende in Richtung Bayern vom Bahnhof Schlüchtern mit Bussen zum Bahnhof Sterbfritz befördert und fahren von dort mit Regionalbahnen weiter in Richtung Gemünden am Main beziehungsweise Würzburg und Bamberg.
Die Fahrplanänderungen dauern noch bis Mitte Juni bis zur Fertigstellung der Bahnsteigarbeiten im Bahnhof Schlüchtern an. Unabhängig davon macht die Bahn die Strecke zwischen Flieden und Gemünden, auf welcher dringender Erneuerungsbedarf besteht, fit für Zukunft.
Es handelt sich dabei um eine Hauptverkehrsader von Nord- nach Süddeutschland und umgekehrt, auf der täglich rund 150 Züge unterwegs sind. Die Strecke hat eine besondere Bedeutung für den nationalen und internationalen Güterverkehr, für den Personennahverkehr sowie als Umleitungsstrecke für den Fernverkehr.
Als Vorabmaßnahme einer über mehrere Jahre vorgesehenen Streckenerneuerung finden seit eineinhalb Jahren umfangreiche Bauarbeiten im Bereich der Bahnhöfe Elm und Sterbfritz statt. Insbesondere hält in diesem Bereich das elektronische Zeitalter Einzug. Es erfolgt eine komplette Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik zwischen den beiden 11 Kilometer voneinander entfernten Bahnhöfen. Rund 150 Kilometer neue Kabel wurden einschließlich der dazugehörigen Anlagen verlegt. Für die Ausführung der Arbeiten erfolgten mehrmalige Vollsperrung-Phasen. Sowohl im Bahnhof Sterbfritz als auch im Bahnhof Elm sind neue Stellwerke als reine Technikgebäude gebaut worden.
Künftig wird es in beiden Bahnhöfen keine Fahrdienstleiter mehr geben. Die Steuerung erfolgt von einem neuen elektronischen Zentralwerkwerk im Bahnhof Flieden.
Wie von der zuständigen Bau-Projektgruppe der Deutschen Bahn in Frankfurt zu erfahren war, liegen die Arbeiten im Zeitplan, sodass die vorgesehene Inbetriebnahme der neuen Technik am 19./20. April während einer Strecken-Vollsperrung fristgerecht erfolgen kann. Danach wird es im Bahnhof Elm mit seinem Abzweig nach Schlüchtern keinen Fahrdienstleiter mehr geben.
Der Bahnhof Sterbfritz wird noch weiterhin mit einem Fahrdienstleiter besetzt sein. Dieser steuert noch die seitherige Technik in Richtung Jossa, bis zur Umsetzung einer großen Bauphase in den Jahren 2026/27. Während diesem Zeitraum soll mit einer Vollsperrung die komplette Strecke zwischen den Bahnhöfen Sterbfritz, Jossa und Burgsinn erneuert und auf neueste Technik umgestellt werden. Auch werden während dieses Zeitraums der Brandenstein- und der Ebertsbergtunnel zwischen Elm und Sterbfritz neu gebaut, ebenso eine Reihe von Brücken, Durchlässen, Stützmauern und Gleisen.
Im Bahnhof Sterbfritz, wo es zurzeit noch schienengleiche Überwege gibt, werden neue Bahnsteige mit neuen Zugängen gebaut. Wegfallen soll der Bahnübergang nahe des Friedhofs, der vom Fahrdienstleiter per Anrufschranke gesichert wird. Die Bahn verhandelt mit der Gemeinde wegen einer Ersatzlösung.
Wie es in einer Mitteilung der Bahn heißt, werde viel Geld investiert, um die Sinntal-Strecke langfristig zu erhalten, fit für die Zukunft zu machen sowie die Betriebsqualität und die Sicherheit zu verbessern. Die groß angelegte Maßnahme wird von der Bahn als „Leuchtturm-Projekt“ bezeichnet. „Es handelt sich um ein Pilotprojekt“, sagte die Bahn-Projektleiterin Elisabeth Obiero.