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Die Initiatoren des Klimapaktes für Schlüchtern, Karl Friedrich Rudolf und Gerd Neumann, berichteten beim Teilnehmertreffen im Rasthof Distelrasen, dass die Kompensationsgelder der Schlüchterner Unternehmen für das Jahr 2019 10 348 Euro (entspricht 1 725 Tonnen CO2) ergaben. 4 280 Euro seien in den Erwerb von 1 350 Bäumen geflossen. An der Einhegung der Pflanzen habe sich der Klimapakt mit 1 073 Euro beteiligt.
Gerd Neumann erläuterte die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Kloster als Waldeigentümerin, der Ökologischen Forschungsstation (ÖFS) sowie dem Forstamt Schlüchtern und sprach von einer erfreulichen biologischen Entwicklung auf der Forstfläche. „Die Setzlinge haben sich sehr gut entwickelt. Die nachzupflanzenden Ausfälle dürften sich maximal so um die 10 Prozent belaufen. was ein sehr gutes Ergebnis darstellt.“
Die Setzlinge seien von der Waldeigentümerin zwischenzeitlich freigeschnitten. Dieser Vorgang werde vom Kloster im Herbst im Zusammenhang mit der Pflanzung der Eichen auf der restlichen Fläche noch einmal wiederholt. Gerd Neumann wies darauf hin, dass sich in diesem dreiviertel Jahr neben den Setzlingen der ausgesuchten Laubbaumarten eine überraschend artenreiche Nebenvegetation entwickelt. Verteilt über alle sechs Baumsorten-Felder habe die Ökologische Forschungsstation im August 105 verschiedene Pflanzenarten, darunter auch Baum und Straucharten, gezählt.
Veränderte Situation
René Daniel, im WITO-Vorstand für den Klimapakt, betonte: „Für den Klimapakt für Schlüchtern ergibt sich durch die deutlich erhöhte Waldschaden-Förderung durch das Land eine komplett veränderte Situation und die erfordert eine Neujustierung unserer Vorgehensweise.“ An der Idee „regionaler Zukunftswald“ solle festhalten werden. Die Landes-Förderungen für die Aufforstung von Klimabrachen seien zwischenzeitlich auf 80 bis 90 Prozent der Pflanzkosten erhöht worden, die Einhegungen finanziere das Land zu 50 Prozent. „Der Klimapakt könnte in Zukunft die verbleibenden Prozente kompensieren und die Einhegung hälftig finanzieren. Ebenso ist eine Unterstützung der Waldbesitzer bei den Waldschaden-Förderanträgen und eine Kostenübernahme für das Mulchen mit schwerem Gerät möglich. Unsere Bedingungen sind allerdings, die Festlegung der zu pflanzenden Baumarten in Zusammenarbeit mit der ÖFS sowie ein Betretungsrecht für 25 Jahre. Muster dafür wäre der inzwischen abgeschlossene Nutzungs- und Gestattungsvertrag zwischen WITO und dem Klosterrentamt für die Forstbrache am Drasenberg. Nach erfolgter Zustimmung zu diesen Vorschlägen könnten zügig weitere Flächen für regionale ‚Zukunftswälder‘ akquiriert werden. Eine Herausforderung, aber machbar“, so René Daniel.
Karl Friedrich Rudolf stellte „ecocockpit“, das CO2-Bilanzierungstool und seine variablen Einsatzmöglichkeiten vor. Die Teilnehmer einigten sich darauf, vorerst an den bisher erhobenen Daten (Scope 1 und 2) festzuhalten. „Wiegen, messen und zählen und im Ergebnis auch weiterhin Jahr für Jahr den Unternehmens-CO2-Fussabdruck zu minimieren bleibt weiterhin der ehrgeizige Anspruch des Klimapakts für Schlüchtern.“ Karl Friedrich Rudolf betonte erneut die große Bedeutung der aktiven Mitarbeit Schlüchterner Schulen am Klimapakt. Die Rhön-Energie als Förderin habe für einen reibungslosen Shuttledienst zwischen Schulen und der Forstfläche bereitgestanden. Bedauerlicherweise sei es den Schülern pandemiebedingt dann doch nicht möglich gewesen, an der Pflanzaktion teilzunehmen.
Alle an der Aktion beteiligten Personen waren sich im Nachhinein aber einig, dass man auch in Zukunft die körperlich äußerst anspruchsvolle Pflanzarbeit besser ausschließlich durch professionelle Waldarbeiter ausführen lässt. „Allerdings, die Beteiligung junger Menschen am Klimapakt und deren Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge in unserer Region, bleibt weiterhin ein vorrangiges Ziel der WITO-Initiative.“
Enge Bindung der Jugendlichen
Wie das funktionieren kann, erläuterte Dr. Karlheinz Schmidt. Er stellte erneut die Möglichkeiten der ÖFS für eine dauerhafte wissenschaftliche Begleitung der Initiative in enger Kooperation mit den drei Schulen vor. Die ÖFS werde einen Lehrpfad am Beispiel des bereits existierenden Heckenlehrpfades erstellen. Darüber hinaus würden 70 ausgesuchte und von der ÖFS markierte Bäume jährlich und gemeinsam mit den Schüler in Bezug auf Wachstum, Beschattung und individuelle Entwicklungsunterschiede protokolliert. So solle eine enge Bindung der Jugendlichen zu „ihren“ Bäumen und „ihrer“ Umwelt gefördert werden. Der Artenreichtum der Nebenvegetation und deren Entwicklung werde ebenfalls Bestandteil dieses Forschungsprogramms sein und sei zwischenzeitlich auch mit dem Kloster als Eigentümerin vereinbart worden.
In der anschließenden Diskussion forderte Markus Eckard größtmögliche Transparenz der eingesetzten Kompensationsgelder. Er regte diesbezüglich auch eine eigene Rubrik auf der Klimapaktseite an. Hintergrund ist für ihn die positive Einstellung der Belegschaften (sowie Kunden) der Unternehmen. Es geht darum, den nachvollziehbaren Nutzen der Klimapakt-Aktivitäten, regelmäßig zu bestätigen. Dieser Vorschlag wurde von allen Anwesenden unterstützt und wird umgesetzt.
Einstimmig sprachen sich die Teilnehmer für die Finanzierung der wissenschaftlichen und didaktischen Begleitung des „Zukunftswaldes“ durch die ÖFS durch Kompensationsmittel aus.
Die Idee, eigene Waldflächen zu schaffen oder zu erwerben, wurde verworfen. Es wurde aber angeregt, darüber nachzudenken, über ein „Bewerbungsformat für private Waldbesitzer“ Brach-Flächen dem Klimapakt zur Verfügung zu stellen. Diese Idee soll weiterverfolgt werden. Auch soll mit „Forstbetriebsgemeinschaften“ (private Waldbesitzer) Kontakt aufgenommen werden und das Anliegen, Brachen mit einem „Zukunftswald“ aufzuforsten, vorgestellt werden.