Wer gewohnt ist Gas zu geben, dem ist die Bremse nur im Weg

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In den 60er Jahren trug der Motorsportclub Schlüchtern seine Spessartbergrennen auf der 3,4 Kilometer langen Strecke zwischen Sterbfritz und Oberzell aus. Spitzenpiloten wie Jochen Maas, Harald Ertl und Gerd Schüler kämpften konzentriert und halsbrecherisch gegen den Berg.
Und der deutsche Tourenwagen-Bergmeister von 1965, Gerd Schüler, hatte oft die Nase vorn. Kürzlich hat der 79-jährige ehemalige Werksfahrer von Alfa Romeo, Ford und Porsche noch einmal ein paar Runden auf der ehemaligen Rennstrecke gedreht. Ein Filmteam hat ihn dabei begleitet.
Die Fahrt erscheint auf Gerd Schülers Social Media Kanälen Instagram: Gerd.schueler und You Tube, wo auch alte Super 8 Aufnahmen aus den 1960-er und 1970-er Jahren zu sehen sind, die er persönlich kommentiert.
Sterbfritz ist der Auftakt der „Touren der Vergangenheit“, auf denen der erfolgreiche Rennfahrer und Unternehmer in alten Zeiten schwelgen und die Anekdoten dieser besonderen Zeit des Motorsports festhalten will. „Ich war damals für den Mannheimer Hähn-Rennstall unterwegs, fuhr mit den Hähn-Giulia Super TI und GTA regelmäßig Klassensiege ein. Jochen Maas war mein Mechaniker“, erzählt Gerd Schüler.
„Als ich später den Rennstall wechselte, haben Jochen und ich uns heiße Duelle geliefert. Zweimal haben wir beide Autos geschrottet. Aber ich war immer der Schnellere von uns beiden. Ich fuhr rund und abgeklärt, der Jochen wild und risikoreich“, meint Schüler.
Über Rennstrecke geschwommen
Im Frühsommer geht es weiter auf den Nürburgring und danach auf die Orginalstrecken der „Mille Miglia“ in Italien. „Vielleicht im 300 SLR Mercedes-Benz, dem Siegerauto von Sterling Moss, oder dem Flügeltürer. Das gibt schöne Gefühle“, sagt Gerd Schüler.
Die markantesten Erlebnisse hatte er bei 1000-Kilometer-Rennen in Monza. 1968 baute er einen schlimmen Unfall. „Ich flog viele Meter durch die Luft, brach mir einen Wirbel und das Fahrzeug brannte aus.“ 1972 schaffte er es dort an der Seite von Reinhold Joest auf den zweiten Platz. „Die 1 000 Kilometer in strömendem Regen waren brutal. Wir sind über fünf Stunden über die Rennstrecke geschwommen. Haben aber Jacky Ickx hinter uns gelassen“, erzählt er. Gegen Ende seiner Fahrerkarriere fuhr er in der Formel Super V einen Lola-Formel-Rennwagen. In dieser Serie tummelten sich damals Piloten wie Keke Rosberg, mit dem er noch heute befreundet ist, und Niki Lauda.
Schülers Lebensmotto lautet „Break up to make up (Schluss machen und von vorne anfangen)“. 1974 zog er sich aus dem Rennsport zurück und baute mit seinem Geschäftspartner Michael Presinger ein Gastronomie-Unternehmen auf. Er besaß in Deutschland 34 Restaurants und acht Discotheken. 1978 hatte er im Frankfurter Flughafen das legendäre Dorian Gray eröffnet. Den Einstieg in die neue Branche fand er noch zu seiner aktiven Zeit als Werksfahrer. 1968 machte er in Mannheim den Themenclub „Cockpit“ auf. Wenig später folgte die Discothek „Tiffany“, die 2019 ihr 50-jährige Bestehen gefeiert hat. Heute arbeitet er als Künstler, Autor und Berater und genießt seinen Ruhestand. Auf seinen aktuellen Touren will Gerd Schüler die Stationen seiner Vergangenheit dokumentieren und Dinge schaffen, die der Nachwelt erhalten bleiben.
„Ich bin ein glücklicher Mensch. Ich konnte mir immer meine Träume erfüllen. Ich fühle mich jung, achte auf meine Gesundheit und umgebe mich gerne mit Menschen. Wer gewohnt ist Gas zu geben, dem ist die Bremse nur im Weg.“