„Mütter des Grundgesetzes sind Vorbilder für alle Frauen“

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Die „Mütter des Grundgesetzes“ stehen anlässlich des Internationen Frauentages am 8. März beim Main-Kinzig-Kreis im Mittelpunkt.
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Diese klare Formulierung haben wir vier Frauen zu verdanken, die dies 1949 mit großem politischen Einsatz bewirkt haben: Elisabeth Selbert, Frieda Nadig, Helene Weber und Helene Wessel. Ihre Namen sind untrennbar mit Artikel 3 unseres Grundgesetzes verbunden. Sie haben dafür gekämpft, dass die Idee der Gleichberechtigung von Mann und Frau in unserer Gesellschaft im Grundgesetz verankert wurde. Diese Idee tagtäglich mit Leben zu füllen und dieses Recht auch einzufordern ist eine Aufgabe, die bis heute andauert“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler.
„Wer die Gesellschaft verändern und verbessern will, kann dies auf politischem Wege tun. Deshalb möchte ich Frauen dazu ermuntern, sich politisch zu engagieren und sich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau überall da einzusetzen, wo dies noch nicht in allen Lebenslagen der Fall ist“, erläutert sie.
„Was uns so selbstverständlich erscheint, ist mehr als 70 Jahre, nachdem der Artikel 3 des Grundgesetzes niedergeschrieben worden ist, immer noch nicht in allen Bereichen Realität“, betont Grit Ciani, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises. „Ein kommunales Frauen- und Gleichstellungsbüro ist deshalb weiterhin eine unverzichtbare und starke Institution, um zu vernetzen, zu fördern und Impulse zu setzen“, erläutert Grit Ciani. Denn noch immer nehme Deutschland mit einer Lohnlücke von 21 Prozent einen unrühmlichen Platz im internationalen Vergleich von Einkommen von Männern und Frauen ein.
„Die Frage von Vereinbarkeit und Beruf ist längst nicht mehr allein ein Frauenthema, sondern auch eines für Männer. Diese stoßen mit ihren Anliegen in der Arbeitswelt immer noch auf Unverständnis. Alleinerziehende tragen noch immer ein hohes Armutsrisiko. Gleichgeschlechtliche Paare sind zwar in einigen Punkten den traditionellen Ehen gleichgestellt, aber längst noch nicht in allen Bereichen“, zählt Grit Ciani auf.
Mit Blick auf das zurückliegende, durch die Corona-Pandemie stark geprägte Jahr, sei es eine traurige Erkenntnis, dass häusliche Gewalt auf allen Ebenen zugenommen habe. „Von häuslicher Gewalt sind Frauen und Kinder seit jeher am stärksten betroffen. Das geht uns alle an“, fordert Grit Ciani zum Hinsehen und Handeln auf.
„Bessere und gerechtere Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen, ist deshalb ein wichtiges Anliegen unserer Politik. Dafür braucht es Fördergesetze für Frauen, und immer wieder Menschen, die sich dafür einsetzen, die Hintergründe beleuchten, um politische Entscheidungen herbeizuführen“, erläutert Susanne Simmler und fügte mit Blick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen hinzu: „Direkt vor Ort können wir Demokratie lebendig gestalten. Nur gemeinsam gelingt es Frauen und Männern, die Rahmenbedingungen für berufliche Chancengleichheit und Familie bestmöglich zu verändern. Denn Frauen fehlen nicht nur auf den oberen Stufen der Karriereleiter, es gibt auch nur wenige Frauen in der Politik, zum Beispiel in den Rathäusern“, konkretisiert Susanne Simmler und ergänzt: „Die Mütter des Grundgesetzes haben das Fundament dafür gelegt, dass Frauen alles erreichen können. Nun ist es an uns, die Einstiegs- und Aufstiegschancen für Frauen zu verbessern und vor allem ihre Kooperation untereinander zu fördern.“
Das Thema Gleichberechtigung am Bespiel der „Mütter des Grundgesetzes“ wurde in den vergangenen Monaten in einer Ausstellung beleuchtet, die im Sommer von der Kulturbeauftragten Andrea Sandow ins Main-Kinzig-Forum geholt worden ist. Aufgrund der Corona-Bestimmungen konnte die Ausstellung jedoch nur einem kleinen Personenkreis gezeigt werden.
Anlässlich des Internationen Tages der Frauen zeigt der Main-Kinzig-Kreis nun einen Film zur Ausstellung, um dem Thema eine breitere Öffentlichkeit zu geben. „Der Film macht deutlich, dass Frauen in der Lage sind, auch gegen alle Widerstände Bahnbrechendes zu leisten, und damit die Zukunft aller Frauen zu verändern“, erklärt Susanne Simmler. Die Ausstellung selbst wurde vom Helene-Weber-Kolleg erstellt und von der Stadt Alzenau zur Verfügung gestellt.
„Am Beispiel der Politikerinnen Elisabeth Selbert, Frieda Nadig, Helene Weber und Helene Wessel wird deutlich, dass es politisches Engagement braucht, um die Gleichberechtigung von Mann und Frau tatsächlich durchzusetzen. Deshalb sind die Mütter des Grundgesetzes noch immer Vorbilder, die uns anspornen, nicht nachzulassen“, fasst Susanne Simmler zusammen.
Der Film ist über den Youtube-Kanal des Main-Kinzig-Kreises und unter www.mkk.de abrufbar. Die gesamte Ausstellung mit Hintergrundinformationen ist auf www.frauen-macht-politik.de/ausstellung-muetter-des-grundgesetzes/ zu sehen. Fragen und Reaktionen können an das Frauen- und Gleichstellungsbüro unter www.mkk.de gerichtet werden.