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Tolle Neuigkeiten für Schlüchtern: Dem von Bernd Ullrich geleiteten Stadtarchiv wurde der diesjährige Hessische Archivpreis zugesprochen. 4 000 Euro gibt es von der Stiftung für herausragende Arbeit im Bereich der Sicherung und Zugänglichmachung von Archivgut.
Stadtarchivar Bernd Ullrich kann seine Freude kaum verbergen. Als er den Brief mit den tollen Nachrichten morgens geöffnet habe, habe er erstaunt vor sich hingemurmelt: „Wow! Damit habe ich nicht gerechnet.“ Die Auszeichnung sei wie ein Weihnachtsgeschenk, sagt der 77-Jährige. „Ich bin sehr stolz und dankbar, dass die Arbeit, die ich hier in den vergangenen knapp 20 Jahren gemacht habe, auf diese Art anerkannt wird.“ Das Preisgeld liegt bei 4 000 Euro.
Der Hessische Archivpreis existiert seit 2004. Er wurde vom Hessischen Landesverband deutscher Archivarinnen und Archivare gemeinsam mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gegründet und würdigt herausragende Arbeit der Archivare in Hessen im Bereich der Sicherung und Zugänglichmachung von Archivgut.
Ullrich kam 2001 zum Stadtarchiv. Nach seiner beruflichen Zeit bei der Feuerwehr hatte der damals 60-Jährige eine Nebenbeschäftigung gesucht – und sie im Keller der Stadthalle gefunden. Dabei hatte Ullrich keinerlei Erfahrung als Archivar. „Ich wusste nicht ansatzweise, was ich da machen muss“, sagt Ullrich. Also ließ er sich auf der Archivschule in Marburg, der einzigen Hochschule für Archivwissenschaften in Deutschland, ausbilden.
„Und dann stand ich da mit meinem Talent und musste zusehen, wie ich das Schlüchterner Stadtarchiv aufbaue“, sagt Ullrich. Zu dieser Zeit hat es noch gar keines in der Bergwinkelstadt gegeben. Er habe gerade in der Anfangszeit sehr viel Hilfe und Unterstützung bekommen. „Dafür bin ich sehr dankbar.“ Irgendwann sei schließlich eine klare Linie drin gewesen. „Und die verfolge ich bis heute konsequent.“
Das Schlüchterner Stadtarchiv ist eine wahre Schatztruhe: In den Räumen findet sich Historie bis zurück in die Anfänge der Stadt, mehrere hundert Jahre alte Bücher, aber auch jüngere Kommunalgeschichte, etliche Märchen der Gebrüder Grimm, und sogar einige Exponate wie eine hölzerne Büste von Ulrich von Hutten stehen dort. Bernd Ullrich weiß nahezu immer auf Anhieb, wo er was findet: „Es gibt schließlich nichts im Schlüchterner Stadtarchiv, das ich nicht in meinen Händen hatte.“
Wie er das Preisgeld verwenden möchte, weiß Ullrich bereits. Sein größter Wunsch: „Ein DIN-A3-Scanner, mit dem wir größere Dokumente und Zeitungsseiten archivieren können.“ Ansonsten könne das Archiv aber auch eine neue Schneidemaschine, weitere Faltkartons und einen neuen Kartenschrank gebrauchen. „Ich habe viele Ideen.“ Bis Ende 2022 muss das Preisgeld abgerufen sein.
Ullrich ist sich sicher: „Das kriege ich hin.“ Sobald es die Corona-Maßnahmen wieder zulassen, soll übrigens auch eine würdige Feier und offizielle Verleihung durch den Hessischen Landesverband deutscher Archivarinnen und Archivare gemeinsam mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen in der Stadthalle Schlüchtern stattfinden.
Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller freut sich ebenfalls über den Preis. Der Rathauschef betont: „Bernd Ullrich macht seit Jahren fantastische Arbeit in unserem Stadtarchiv. Ich bin froh, dass wir ihn haben. Den Preis gönne ich ihm von Herzen.“
Die Zukunft des Stadtarchivs wird derweil auch geplant: Im Rahmen der Interkommunalen Zusammenarbeit suchen die Städte Schlüchtern und Steinau an der Straße geeignete Räumlichkeiten, um ein Regionalarchiv zu gründen und die Archive zusammenzulegen.
Ullrich findet die Pläne toll: „Ich unterstütze dieses Vorhaben absolut.“ Schließlich sei es schon immer sein Wunsch gewesen, sämtliche Dokumente über Schlüchtern an einem Platz zu haben. Das ist aktuell nicht gegeben. Derzeit hat das Stadtarchiv nämlich unter anderem „Außenstellen“ in Niederzell sowie im Rathauskeller.
„Sollte es so kommen, dann habe ich auch in den nächsten Jahren noch einiges zu tun“, sagt Ullrich. Und wenn auch das geschafft ist, flattert vielleicht bald schon die nächste tolle Nachricht mit der Post herein.