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Burkhard Kling, Leiter der Städtischen Museen, und Claudia Dorn, Leiterin des Verkehrsbüros Steinau, wenden sich mit dem Appell, für den Erhalt der Steinauer Museen einzutreten, an die Öffentlichkeit: „Die finanzielle Situation der Brüder-Grimm-Stadt Steinau an der Straße ist angespannt. Früher wurden die Städtischen Haushalte am Ende des Kalenderjahres für das Folgejahr beschlossen. Seit geraumer Zeit ziehen sich die Haushaltsdebatten in die Länge und reichen immer wieder bis in das laufende Haushaltsjahr hinein. Seit Jahren wird mit geringsten Mitteln hervorragende Museumsarbeit geleistet. Die Stadtverordnetenversammlung hat für den Haushalt 2020 jetzt noch weitergehende Sparmaßnahmen beschlossen. Die Mittel für das Kassen- und das Aufsichtspersonal wurden um 50 Prozent gekürzt. Dies bedeutet, dass der Museumsbetrieb nun, nach der Hälfte des Jahres, mitten in der Saison, eingestellt werden muss. Zusätzlich zu den Konsequenzen für das Personal bedeutet dies, dass einer der kulturellen Leuchttürme für den Main-Kinzig-Kreis und das Land Hessen nicht mehr für Gäste offen steht. Der Beschluss darüber fällt in der Magistratssitzung am Mittwoch, 15. Juli. Der Kürzungsbeschluss beinhaltet negative Auswirkungen für Steinau: die städtischen Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten und Verkaufswaren im Museum brechen weg. Aufgrund der Corona-Pandemie boomt der Deutschlandtourismus. Das zeigt sich auch an den Besucherzahlen in den städtischen Museen, derzeit kommen zwischen 20 bis 35 Besucher am Tag.

Die Bedeutung des Kultur-Tourismus für Steinau lässt sich anhand weniger ausgewählter Zahlen belegen: ca. 10.000 Gäste im Jahr im Museum Brüder Grimm-Haus ca. 20.000 Übernachtungen im Jahr (lt. Hess. Statistischem Landesamt). So fördern die Besucher erheblich die lokale Wirtschaft wie Hotellerie, Gastronomie, Bäckerei, Metzgerei, Tankstelle, Handwerksbetriebe bis hin zum Eigenbetrieb Wasserwirtschaft der Stadt Steinau. Der Großteil der Gäste kommt wegen der Museen nach Steinau. Mit dem Museum Brüder-Grimm-Haus und dem Museum Steinau verfügt die Stadt über zwei Museen mit hohen Alleinstellungsmerkmalen. Die Qualität der Museen zeigt sich auch in der Verleihung des Museumspreises der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen im Jahr 2008. Eine wichtige Aufgabe ist der integrative Aspekt von Museen und die Tatsache, dass sie als außerschulischer Lernort für alle Generationen von immenser Bedeutung sind! Wenn 20.000 Übernachtungen wegbrechen, werden mindestens 40.000 Brötchen weniger verkauft. Die Stadtwerke werden dann 800.000 Liter Wasser weniger verkaufen, was Auswirkungen auf den Wasserpreis haben wird (wenn das Duschbad von 20.000 Gästen wegfällt, bei einem Wasserverbrauch von ca. 40 l/Dusche). Die Beispiele lassen sich fortsetzen. Das Schließen der in der Fachwelt geschätzten Museen hat einen hohen Imageverlust für die Brüder-Grimm-Stadt Steinau zur Folge. Dieser Wiederum wirkt sich auch für oder gegen die Entscheidung zurAnsiedlung von Industrie und Gewerbe in Steinau aus. Dies hat negative Auswirkungen auf die Entwicklung Steinaus zur Folge.In die hessische Verfassung wurde kürzlich unter Abschnitt II a Staatsziele in Art. 26 e das „Kulturstaatsziel“ aufgenommen. Das heißt, dass die Gemeinden auch dafür Sorge zu tragen haben, dass die kulturellen Einrichtungen zum Wohle aller zur Verfügung stehen. Staatsziele sind Leitprinzipien für die Politik und die vollziehende Gewalt

Wir rufen dazu auf, am Mittwoch, 15. Juli, ab 16.30 Uhr auf den Marktplatz „Am Kumpen“ in Steinau an der Straße zu kommen und unsere Forderung zum Erhalt der städtischen Museen zu unterstützen. Die nicht öffentliche Sitzung des Magistrats wird an diesem Tag um 17.30 Uhr in der benachbarten Markthalle des Steinauer Rathauses stattfinden.“