Nächste Woche beginnt der Abriss

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„Die vielen Gespräche waren ein Kraftakt. Jetzt geht das Projekt endlich auf die Reise.“ Die Erleichterung steht Bürgermeister Matthias Möller ins Gesicht geschrieben, als er zur Baubesprechung in die Krämerstraße kommt.
Der Petersberger Architekt und Projektentwickler Rolf Krüger und Mike Weider, Geschäftsführer von Weider Erdarbeiten aus Eichenzell, besichtigen die Fachwerkhäuser, von denen zwei in der nächsten Woche abgerissen werden und klären letzte offene Fragen. Auch Schlüchterns Erster Stadtrat Reinhold Baier ist bei dem Ortstermin dabei und staunt ob der Ausdehnung der Gebäude Richtung Grabenstraße. Hans-Jürgen Vey, der seine Kindheit und Jugend in der Krämerstraße verbracht hat, kommt zufällig vorbei und steuert interessante Erinnerungen bei. So weiß er zu berichten, dass Elvis Presley in 1957 im Militärfahrzeug durch die Krämerstraße gefahren ist. Architekt Krüger verweist auf die historischen Aufnahmen, die im Projektbüro (Hausnummer 29, ehemals Friseursalon Brähler) ausgestellt sind. Auf ihnen erkenne man die „gelebte Armut des 19. Jahrhunderts“.
Die Häuserzeile, wie sie heute aussieht, wird Geschichte sein, wenn die neue Wohnanlage in der zweiten Hälfte 2020 fertiggestellt sein wird. Für die Häuser 31 und 33 hat auch das Landesdenkmalamt die Abbruchgenehmigung erteilt, da – schönstes Amtsdeutsch – keine „wirtschaftliche Revitalisierung“ möglich sei. Nichtsdestotrotz bleibt vom Charakter der Fachwerkhäuser etwas erhalten. Denn auch die an dieser Stelle entstehenden Wohnungen werden über eine Treppe zugänglich sein, und der abgebrochene Sandstein wird so weit wie möglich wieder verwendet. Rolf Krüger möchte auch gerne alte Haustüren einbauen.
Der vordere Bereich des „Braustübchens“ bleibt bestehen und wird später einen Gemeinschaftsraum beherbergen. Auch das Gebäude mit der Hausnummer 37 bleibt erhalten, nur der Anbau wird abgerissen. Die Krämerstraße 29 ist nicht Bestandteil der entstehenden Wohnanlage. Sie bildet einen der Zugänge zu den Wohnungen. Die Tiefgarage wird zwischen den Hausnummern 31 und 33 zugänglich sein. Einen weiteren Zugang wird es über die Schmiedsgasse geben.
Der Schutt, der bei den Abbrucharbeiten entsteht, wird „fast schon chirurgisch separiert“, erklärt Rolf Krüger, und verweist darauf, dass sich so gut wie keine Technik in den Gebäuden befindet. Ehe der Abriss beginnt, werde die Fläche gerodet, um Platz zu schaffen, sagt Mike Weider.
Der bei den Abbrucharbeiten anfallende Schutt werde in Holz, Bauschutt und Baumischabfälle getrennt. „Um die Staubentwicklung einzudämmen, werden wir Wasser spritzen“, verspricht Weider. Das Entfernen der Asbestverkleidungen werde beim Regierungspräsidium angemeldet und der Asbest fachgerecht entsorgt.
Von den 26 Wohnungen in einer Größe zwischen 35 und 102 Quadratmetern, die in der Innenstadt entstehen, ist bereits mehr als die Hälfte verkauft.
90 Prozent der Käufer kommen aus dem Raum Schlüchtern, weiß Rolf Krüger, der von einem hohen Druck auf den Immobilienmarkt spricht.