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„Ich liebe meine Heimat. Steinau war immer mein Zuhause.“ Wer mit
Philipp Merz, dem diesjährigen Katharinenmarktmeister, spricht, glaubt ihm das gern.
Den Apotheker hat es trotz der Reisen in viele Länder, seines Studiums in Marburg und seiner Tätigkeit in Berlin stets zurück nach Steinau gezogen. 2005 kehrte er mit seiner heutigen Frau Annette endgültig in die Brüder-Grimm-Stadt zurück.
Zivildienst in Bad Orb
Doch von Anfang an: Am 5. Oktober 1975 im benachbarten Bad Soden-Salmünster geboren, besuchte Philipp Merz den Kindergarten und die Grundschule in Steinau. 1986 wechselte er an das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium nach Schlüchtern, das er 1995 mit dem Abitur abschloss. Ehe es 1997 zum Studium der Pharmazie nach Marburg ging, absolvierte Philipp Merz einen 15-monatigen Zivildienst im evangelischen Müttergenesungswerk in Bad Orb.
Die Universitätsstadt an der Lahn entpuppte sich für den jungen Studenten als Glücksfall. Hier lernte er seine Frau Annette kennen. Seit Silvester 2007 sind die beiden verheiratet. Das Jawort gaben sie sich – selbstverständlich – in Steinau. Heute machen die beiden Kinder, die achtjährige Karla und der sechsjährige Keno, die Familie und das Glück komplett.
Doch zurück zu der Zeit nach dem Pharmaziestudium: Zum praktischen Jahr zog es Philipp Merz nach Berlin. „Ich habe die größtmögliche Alternative zu Steinau gesucht“, erinnert er sich. „Berlin war die logische Konsequenz.“ Hier in Kreuzberg, an der Grenze zu Neukölln, arbeitete Merz in „einer der abgefahrensten Apotheken überhaupt“. Multikulti und ein Chef mit Dreadlocks sind nur einige Stichworte, die Philipp Merz einfallen.
Doch auch im „hippen Berlin“ waren ihm seine Wurzeln wichtig. Immer wieder kehrte er in die Heimat zurück, insbesondere in der Weihnachtszeit hatte die Steinauer Familie mit ihren Traditionen Priorität.
Als Gyla Merz, die die Brüder-Grimm-Apotheke in Steinau führt, ihren Sohn und ihre Schwiegertochter in spe um Unterstützung bittet, kommen beide in 2005 in die Kleinstadt zurück. Eineinhalb Jahre später stirbt die Mutter und Philipp Merz steht vor Aufgaben, die ihn über seinen Beruf als Apotheker hinaus fordern. Nachdem alle Formalitäten geregelt und Herausforderungen gemeistert sind, übernimmt Merz die Brüder-Grimm-Apotheke offiziell zum 1. August 2007.
„Ich bin super dankbar für die Hilfe meiner Angestellten in der damaligen Zeit. Für das Team würde ich alles tun“, unterstreicht der 43-Jährige. Apotheker ist Merz mit Leib und Seele. Auch sein Großvater und seine Eltern waren Apotheker. „Ich habe das mit der Muttermilch aufgesogen.“
Seine Ansprüche an sich als Pharmazeut und Kaufmann – nach einem Fernstudium an der Universität Bayreuth ist Merz Betriebswirt für Apotheken – sind groß. Technisierung und Digitalisierung sind auch Zukunftsthemen für eine Apotheke. „Ich möchte mein Team für die Notwendigkeit der neuen Prozesse begeistern, und ich möchte das nicht schlecht machen“, betont Merz.
Neugierig und musikverrückt
Selbstverständlich gibt es auch einen privaten Philipp, der von sich sagt: „Ich möchte das Leben feiern und mir nichts aufheben.“ Er selbst bezeichnet sich als neugierig, musikverrückt und sportbegeistert.
„Sport könnte ich den ganzen Tag treiben“, verrät er. Dabei ist die Palette groß: rudern, laufen, Ski fahren, Tennis oder Fußball spielen. Nicht zu vergessen, das Schwimmen. Dabei gilt seine Liebe dem Steinauer Schwimmbad. „Im Sommer würde ich hier gerne mein Zelt aufschlagen“, lacht Merz. Welche Bedeutung dieser Ort für ihn hat, erzählt eine Anekdote. Nach einer Examensprüfung setzt sich der Student in Marburg ins Auto, fährt nach Steinau, geht eine Runde schwimmen, isst eine Tüte Pommes, stattet seiner Mutter einen Besuch ab und fährt zurück nach Marburg, um mit seinen Kommilitonen zu feiern.
Zu vielen ihrer ehemaligen Kommilitonen haben Annette und Philipp Merz heute noch enge Kontakte. „In der Studienzeit sind echte Freundschaften entstanden“, freuen sich beide.
Beste Freunde aus Kindertagen
Freundschaft pflegt Philipp Merz auch zu seinen „Steinauer Jungs“, Kameraden, die er aus Kindergartenzeiten kennt. Eine Handvoll „beste Freunde, die kurze Zeit nach einem Anruf da sind, um etwa gemeinsam zu kickern“.
Ein sehr enges Verhältnis hat Philipp Merz auch zu seinem jüngeren Bruder Martin, der 2010 aus Berlin zurück nach Steinau kam. Heute wohnen beide Brüder mit ihren Familien nur einen Steinwurf voneinander entfernt.