Die Kurstadt hat mit Helga Hansmann, Hildegard Hagemann-Korn und Sienna Steltung drei neue Vorbildfrauen! Sie tragen nun die von Jutta Hallepape gefertigte Brosche mit der blauen Lapislazuli-Rose.
Bereits zum dritten Mal ehrten Barbara Kruse vom Archiv Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis, Dominika Macha vom heimischen Kunstkreis und Heike Jänicke vom Generationentreff Salmünster drei Frauen, um „das Wirken von Frauen in dieser Stadt sichtbar“ zu machen, wie Barbara Kruse in ihren Begrüßungsworten betonte.
Die Veranstaltung, die traditionell am Weltfrauentag im Generationentreff stattfindet, wurde in diesem Jahr in den Historischen Konzertsaal verlegt, weil der Generationentreff derzeit der Bewirtung der Passionsspielbesucher dient.
In drei Filmen ließen die Verantwortlichen die Vorbildfrauen selbst zu Wort kommen. Wie waren sie nach Bad Soden-Salmünster gekommen? Welche ehrenamtlichen Arbeiten bestimmen ihr Leben? Und wer sind ihre Vorbilder? Anschaulich gaben die drei Damen Einblick in ihr gesellschaftliches Wirken.
Helga Hansmann (83), die 1960 nach Bad Soden-Salmünster gekommen war, erkannte die Bedürfnisse der Menschen, die seinerzeit aus Russland und Osteuropa nach Deutschland kamen. In ihrer Garage sammelte sie Möbel, Spielsachen und Kleidung und gründete mit anderen Frauen die „Kleiderkiste“ im katholischen Pfarrhaus in Bad Soden. Später vergrößerte sich die „Kleiderkiste“ in den Räumen des Tennisclubs, denn der Bedarf blieb riesig. Bald erkannte Helga Hansmann, dass auch eine Beratungsstelle gebraucht wurde und gründete mit 36 Mitgliedern den Sozialdienst katholischer Frauen, der heute als Institution in der Kurstadt etabliert ist.
Den Mitmenschen eine helfende Hand zu reichen, lernte Helga Hansmann bereits in ihrem Elternhaus. So nahm ihre Mutter, die selbst eine zehnköpfige Familie zu versorgen hatte, nach dem Krieg ganz selbstverständlich eine Flüchtlingsfamilie auf. „Nicht abwägen, einfach helfen, dann geht es weiter!“, beschrieb Helga Hansmann ihr mitmenschliches Wirken.
Das Hilfsprojekt von Hildegard Hagemann-Korn (69) ist zwar im fernen Peru angesiedelt, doch für viele Bürgerinnen und Bürger ist die Geehrte untrennbar mit dem „Kinderprojekt Georg Korn“ verbunden. Seit Jahren ist Hildegard Hagemann-Korn etwa am Salmünsterer Weihnachtsmarkt mit einem Stand vertreten und informiert über die Entwicklung ihres Hilfsprojekts in der Stadt Huaraz. Seit ihrer Heirat mit Franz-Georg Korn lebt die ausgebildete Krankenschwester in der Kurstadt. Auf einer Peru-Reise begeisterten sich beide für Land und Leute, schlossen sich dem christlichen Friedensdienst an und unterstützten ein Kinder-Hilfsprojekt, das peruanische Frauen nach dem frühen Tod von Franz-Georg Korn nach ihm benannten. Medizinische Versorgung für Kinder und Familien, unbürokratische Hilfe in Notlagen und der Betrieb mehrerer Gassenküchen gehören zu den Leistungen des Projekts. Hildegard Hagemann-Korn blieb dem Projekt, das unter dem Dach der „Kinderhilfe Kakadu“ weiterbesteht, treu. Sie unterstützt das Projekt, bleibt in Kontakt und fliegt immer wieder nach Südamerika. Das Kinder-Hilfsprojekt bestimmt einen Teil ihres Lebens. Mit Bewunderung denkt sie an ihre Oma mütterlicherseits, die als Kriegswitwe fünf Kinder alleine großgezogen hatte.
Die jüngste Vorbildfrau ist Sienna Stelting (15) aus Salmünster. Die erfolgreiche Tischtennisspielerin beim TTC Salmünster betreibt diesen Sport seit sie sieben Jahre alt ist, mit acht Jahren spielte sie ihr erstes Turnier. Ihrem Sport widmet sie ihre Freizeit, auch zur Ehrung konnte sie nicht anwesend sein, weil sie ein nationales Turnier in München bestritt, bei dem es um das Bundesranglistenfinale für die zwölf besten Tischtennisspielerinnen unter 19 Jahren in ganz Deutschland ging. Sienna Stelting liebt Tiere. Die bekennende Veganerin versorgt zu Hause etliche Haustiere. Sie schätzt ihre Oma nicht nur als gute Köchin, sondern auch deren aufmunternde Art. Ihr sportliches Vorbild ist die Tischtennisspielerin Annett Kaufmann.
Diese Veranstaltung am Weltfrauentag sei gerade jetzt wichtig, weil „den Frauen viele Errungenschaften wieder streitig gemacht werden“, sagte Stadträtin Birgit Enders-Jacob in ihren Grußworten. „Menschen brauchen echte Vorbilder, keine sogenannten Influencer“, lobte sie die Vorbildfrauen sowie die Ehrenden.
Dominika Macha verwies auf die begleitende Bilderausstellung „Fraulich“ in der Brunnenpassage und stellte die Künstlerinnen vor.
Die Sängerinnen Susanne Weyel und Angela Callan unterhielten die Gäste mit passenden Liedbeiträgen. Die überwiegend weiblichen Gäste waren sich einig: Es ist schön, am Weltfrauentag auf einer solchen Veranstaltung zusammenzukommen.