Kompetente Kurstadt-Hiwis, lokale Hoheiten und ein beschwipster Prinz

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In diesem Jahr ging die 44. Bad Sodener Weiberfastnacht der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) mit viel Humor und guter Laune über die Bühne des Spessart Forums. Ein Glück, dass die Initiatorin der Traditionsveranstaltung und „Weiberfastnachts-Urgestein“ Marianne Sperzel noch heute zu den aktiven Weiberfastnachterinnen gehört. Jahrelang hatte sie in Reimform das Stadtgeschehen glossiert, und auch heute ließ sie es sich nicht nehmen, mit dem ganzen Saal ihre Weiberfastnachts-Hymne „Amanda“ zu schmettern.
Eine Jubiläumsveranstaltung braucht Schirmherrinnen, dachten sich die Moderatorinnen Kerstin Roush und Melanie Grauel und würdigten, stellvertretend für all die vielen Frauen, die die Weiberfastnacht über die Jahre getragen hatten, Marianne Sperzel, Lieselotte Husmann, Gudrun André und Petra Kloberdanz mit dieser Funktion.
Das kfd-Organisations-Team begrüßte das närrische Publikum mit einem fetzigen Tanz zu einem Medley aus Rock- und Popmusik, das mit „It’s raining men“ endete. Nun darauf brauchten die Damen nicht lange zu warten. Das Männerballet des Geselligkeitsvereins Viktoria Bad Orb begeisterte mit Tanz und Akrobatik.
Geradezu professionell agierten die Tänzerinnen der Gardegruppe des Geselligkeitsvereins. Für ihre großartige Tanzleistung ernteten sie viel Applaus.
Eine feste Größe im Programm der Weiberfastnacht ist die Tanzgruppe des TV Soden-Stolzenberg „Wild fires“. Mit ihrer Trainerin Christine Keidel präsentierten sich die jungen Akteurinnen als Cheerleaders.
Mit einer tollen Gesangseinlage rockte der Frauenchor „New Voices“ aus dem Huttengrund die Bühne. Herbert Grönemeyers Song „Männer“ bot die Grundlage für den von Dirigentin Marion Bös umgeschriebenen Text „Frauen“. Hier ging es um Diäten, Orangenhaut, Falten und chaotische Handtaschen. „Frau zu sein ist nicht immer leicht, 1000 Jobs – wenn das überhaupt reicht – haben’s Männern schon immer gezeicht. Frauen kriegen Kinder, Frauen sind stets organisiert, Frauen rocken Familie, Frauen sind auch gern tätowiert. Und Frauen sind so verletzlich, Frauen sind auf dieser Welt einfach unersetzlich!“ Mit Hilfe des ausgeteilten Textes schallte der Song der Frauen durch den Saal.
Völlig andere Sorgen hatten die „Hausfrauen“ Daniela Heyer und Annette Schuder. Sie berichteten vom „Auslandseinsatz“ ihrer Feuerwehrmänner, die ausgerechnet auf Mallorca den „Ernstfall“ üben. Zudem thematisierten sie Gewichtsprobleme: „Wie man sich füttert, so wiegt man!“
Hoher Besuch erschien mit Prinzessin Tatjana vom Salmünsterer Wasserschloss (Tanja Steinbock) und Estefania vom Bad Sodener Huttenschloss (Steffi Honikel). Die beiden Hoheiten von Salz und Kinzig plauderten munter drauf los. Überall Baustellen!, monierten sie. Unverständlich, dass die „Kaufleute von Y-Play“ Röhren legen müssen, wo doch das Internet kabelfrei sein soll! Es sei an der Zeit, die meist namenlosen Brücken der Kurstadt nach Frauen zu benennen. Vorschläge gebe es genug, etwa Katharina Bulling, Kosidlo, Lieselotte Husmann, Martina Leistenschneider, Monika Ruppel und Marianne-Sperzel-Steg.
Erstmals besuchte ein Faschingsprinz die Weiberfastnacht. Nachdem er bereits 23 Sitzungen absolviert habe, wankte der schon etwas lädierte Prinz, eine Klobürste schwingend, auf die Bühne. Sein Zepter sei irgendwo verloren gegangen, bekannte er. Pfarrer Michael Sippel war in die Rolle des Prinzen geschlüpft, weil „es kein anderer machen wollte“, und er, wohl aufgrund mangelnder Gottesdienstbesucher, einmal ein volles Haus erleben wollte. Auch wenn es „der Bischof nicht so toll“ fand, sei er bereit, neue Wege zu gehen, ließ er wissen.
Als Schlagersänger Roland Kaiser trat Jürgen Franz auf und hatte mit den Avancen der zahlreichen weiblichen Fans seine liebe Not.
Nichts läuft in der Stadt ohne die allseits kompetenten Kurstadt-Hiwis Karl und Schorsch (Melanie Grauel und Steffi Honikel). Auch bei der Bürgermeisterwahl mischten sie ordentlich mit und setzten sich als Zusatzkandidaten gleich mit auf das Wahlplakat des Einzelkandidaten Dominik Brasch. Natürlich werde die Durchfahrt nach Ahl wieder geöffnet, denn „das Ordnungsamt gehört ja jetzt uns!“, versprachen sie. Am Ende erschien Bürgermeister Dominik Brasch, der mit Jochen Honikel die Stimmenauszählung der Bürgermeisterwahl vorgenommen hatte, auf der Bühne. Sein Mitwirken bei der Weiberfastnacht sei eine Liebeserklärung an die kfd. „All das, was geleistet wird, verdient Hochachtung,“ lobte er.
Nach dem offiziellen Programm feierten und tanzten die Frauen zur Musik von Jürgen von Hutten weiter.