Verpflichtung zum Frieden

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Seit 15 Jahren gibt es die Kreisgruppe Schlüchtern der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Zur Erinnerung an die Vertreibung der Menschen nach Kriegsende aus dem Sudetenland hat die Organisation jetzt am Schlüchterner Friedhof einen Gedenkstein aufgestellt.
Die feierliche Enthüllung des Gedenksteins fand im Beisein zahlreicher Gäste statt. „Wir sind stolz auf dieses Denkmal – 75 Jahre nach der brutalen Vertreibung“, sagte Kreisobmann Walter Weber. Er selbst sei als Kind mit seiner Familie vertrieben worden. Sie hätten fast alles zurücklassen müssen. Weber zeigte ein kleines Weihwasser-Kesselchen, welches noch erhalten geblieben sei.
Zusammen mit dem Schlüchterner Steinmetz Karl Malter enthüllte Weber den Gedenkstein. Dieser ist mit den Worten „Unvergessene Heimat Sudetenland“ beschriftet. Angebracht sind auch ein Landkartenausschnitt des Sudetenlandes sowie eine weitere Platte mit der Aufschrift des Gedenkens an die mehr als 8 000 Menschen, die aus ihrer sudetendeutschen Heimat vertrieben wurden und im Altkreis Schlüchtern eine neue Heimat fanden.
Als Koordinator des Bauvorhabens gab der stellvertretende Kreisobmann Roland Dworschak Erläuterungen zur Realisierung. Er sprach vielfache Dankesworte an die städtischen Gremien für unbürokratische Unterstützung sowie an die beteiligten Firmen, insbesondere an den Steinmetzbetrieb Malter aus Schlüchtern sowie an den Garten- und Landschaftsbaubetrieb Hartung aus Herolz. Dworschak dankte auch für die vielfache finanzielle Unterstützung, insbesondere dem Land Hessen, der Kreissparkasse und der Volksbank sowie weiteren Firmen und Vereinen.
Zur Finanzierung der verbleibenden Eigenmittel haben viele Privatspenden beigetragen. Insgesamt seien rund 24 000 Euro investiert worden.
Eine ökumenische Segnung des neuen Gedenkmals erfolgte durch die Pfarrer Manfred Kopka und Annalena Failing. Der Gedenkstein stehe für Erinnerung und Mahnung und sei eine Verpflichtung zum Frieden, sagte Kopka. Dem Wort Denkmal gab Pfarrerin Failing die Bedeutung „Denk mal“. Nämlich daran, was damals geschehen sei und wofür der Stein stehe, nämlich leidvolle Schicksale.
Durch den Gedenkstein erfahre die Kreisgruppe Schlüchtern der Sudetendeutschen Landsmannschaft eine besondere Aufwertung, sagte Bürgermeister Matthias Möller in seinem Grußwort. Die Organisation habe großen Anteil am Geschehen in der Bergwinkelstadt.
Beeindruckende Zahlen hatte die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene des hessischen Innenministeriums, Margarete Ziegler-Raschdorf, parat. 13 Millionen Menschen seien gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben worden. Zwei Million Menschen hätten während Flucht und Vertreibung den Tod gefunden. Rund 400 Transporte mit rund 500 000 Menschen seien nach Hessen gekommen und entlang der Bahnstrecken Waggonweise ausgeladen worden, unter anderem auch in Schlüchtern und in Sinntal. Es gelte die Erinnerung an die damaligen Geschehnisse wachzuhalten und an die nächste Generation weiter zu geben. Die Landesbeauftragte zollte der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Altkreis Schlüchtern große Anerkennung, insbesondere Kreisobmann Walter Weber.
Großes Lob hatte Markus Harzer parat, der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft.