Heilbäderverband kämpft um Fortbestand der Kurbetriebe
„Dies ist eine gravierende existenzbedrohende Welle“, brachte Kurdirektor Stefan Ziegler die Sorgen der Mitglieder des Hessischen Heilbäderverbandes auf den Punkt. Die Vertreter der hessischen Heilbäder hatten in ihrer Mitgliederversammlung im Spessart Forum die schwerwiegenden Folgen der Corona-Krise für die Heilbäder beraten.
In der anschließenden Pressekonferenz stellten Stefan Ziegler, Verbandsvorsitzender Michael Köhler, Geschäftsführerin Almut Boller, Holger Reuter (Kurdirektor Bad Wildungen) und Claudia Kugler (Reha-Klinikleiterin St. Marien) die schwierige Situation der 30 hessischen Kur- und Gesundheitszentren vor.
Nach der coronabedingten Schließung der Thermen „sind wir noch weit von der üblichen Besucherzahl entfernt“, sagte Stefan Ziegler. Mit Blick auf die Verluste befinde sich Bad Soden-Salmünster im Vergleich mit anderen Kurstädten eher im mittleren Bereich.
Für Hessens Heilbäder konstatierte Michael Köhler etwa 45 Prozent weniger Übernachtungen also weniger Kurtaxe, Wegfall aller Tagungen, Veranstaltungen und Kongresse, „die Thermen laufen mit halber Kraft und so wächst das Defizit“. 27 Millionen Euro betrage der Verlust bereits für das laufende Jahr. 20 der 30 Heilbäder seien im ländlichen Raum situiert, hätten oft keine zusätzliche gewerbliche Ausrichtung, also auch kaum Gewerbesteuer, verdeutlichte Michael Köhler. Allerdings stellten die Kur- und Gesundheitsorte 40 000 Arbeitsplätze zur Verfügung.
Die Situation der Reha-Klinik St. Marien mit den Schwerpunkten Orthopädie und Geriatrie schilderte Claudia Kugler. Von der hundertprozentigen Auslastung mit 185 Patienten seien derzeit gerade 40 Prozent zu verzeichnen, bei erhöhten Kosten wegen der Corona-Maßnahmen.
„Ohne Unterstützung werden wir diese Krise nicht überstehen!“, ist Stefan Ziegler überzeugt, daher richtet die „Heilbäderfamilie“ den dringenden Appell an die Politik, für die hessischen Heilbäder Hilfsprogramme bereitzustellen.
Mit Blick auf Thüringen, wo die Landesregierung für zehn Kurbetriebe zehn Millionen Euro ausgezahlt habe, formulierte Michael Köhler die Forderung nach einem Sonderprogramm von mindestens 20 Millionen Euro jeweils für das laufende Jahr und für die beiden Folgejahre zum Ausgleich der Mindereinnahmen und der Mehrausgaben.
Dabei verstehen die Heilbädervertreter die Unterstützung nicht als Vollkaskoversicherung, sondern suchen selbst nach Lösungen und entwickeln Konzepte zur Sicherung des Fortbestands und zur Entwicklung der Kurbetriebe.Die medizinisch-therapeutische Versorgung gewinne immer mehr an Bedeutung, und gerade die Corona-Krise habe das Bewusstsein für Gesundheitsvorsorge und Prävention gestärkt.
Längst hätten die Kurorte auf diese Nachfrage reagiert und in die entsprechende Infrastruktur investiert. Um dem Auftrag, die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken, gerecht zu werden, sei die Weiterentwicklung des Kurwesens nötig, waren sich die Verantwortlichen einig.
Die Struktur der Heilbäder sei ein Qualitätsversprechen. Es gelte, den Trend zum Urlaub in Deutschland zu nutzen und mit geeigneten Konzepten die natürlichen Heilmittel der Kurorte generationenübergreifend zu präsentieren.