Die Stadt moderner, effizienter und wirtschaftlicher machen

Text_2

Beim Jahresempfang der Stadt Schlüchtern und des Vereins für Wirtschaft und Tourismus (Wito) am vergangenen Freitagabend hat Bürgermeister Matthias Möller in der mit 450 Gästen proppenvollen Stadthalle betont, dass es nach wie vor sein Ziel sei, die Stadt Stück für Stück in den unterschiedlichsten Bereichen zu verbessern und moderner, wirtschaftlicher und vor allem effizienter zu machen.

„Daran werde ich festhalten und hart mit meiner Mannschaft daran arbeiten, um diese Ziele, die wir uns gemeinsam gesteckt haben, zu erreichen. Wir werden Schlüchtern als Mittelzentrum zunehmend mehr Bedeutung und vor allem Gewicht im Kreis geben und auch in Zukunft die Stadt als Marke weiter ausprägen und unsere Alleinstellungsmerkmale noch intensiver vermarkten.“

Der Rathauschef selbst sah sich als parteiloser Manager der Kommune, der den Parteien gegenüber stets Neutralität wahre. „So haben wir gemeinsam mit dem Stadtparlament und durch eine transparentere Politik, mit viel Kommunikation, Entwicklungen wie die des Langer-Areals anstoßen können und wenn alles glatt läuft, beginnen wir noch in diesem Jahr mit dem Bau des Kultur- und Begegnungszentrums“, kündigte der Bürgermeister an. Möller war sich sicher, dass die Steuern auch künftig stabil gehalten werden könnten und eine neue Schlüchterner Mitte entwickelt, ein breitgefächertes Kulturangebot gefördert, Kindergärten gebaut und Kinder professionell betreut würden. Auch die Erschließung neuer Baugebiete sei ein Garant dafür, dass Schlüchtern weiter floriere.

Jeder Schlüchterner habe die Möglichkeit, sich Informationen über künftige Projekte aus erster Hand einzuholen. „Und dafür nutzen wir alle uns zur Verfügung stehenden Medien. Aber ist es zu befürchten, dass nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs kein Twitter, Facebook oder Instagram-Account datenschutzkonform betrieben werden kann.“

Denn in Deutschland fehle ein Gesetz, das regele, welchen Umfang und welche Grenzen behördliche Öffentlichkeitsarbeit allgemein haben dürfe. „Im 21. Jahrhundert haben wir keine Gesetzregelung für die digitale Kommunikation? Eine Katastrophe für die öffentliche Verwaltung wie ich finde.“ Denn wenn nur über die Behörde und nicht mit der Behörde geredet werde, habe das fatale Folgen. Bevor gegen Ende des Empfangs das Buffet eröffnet wurde und es zum „Netzwerken“ ging, bat der Bürgermeister Vertreter der Stadtwehren auf die Bühne und würdigte in dem neuen Imagefilm „13 Wehren, eine starke Gemeinschaft“ den ehrenamtlichen Einsatz der Brandschützer.

Wito-Vorsitzender Axel Ruppert betonte, dass persönliche Kommunikation durch nichts zu ersetzen sei, wenn es darum gehe, aktiv und kreativ die Zukunft zu gestalten. Der Verein für Wirtschaft und Tourismus spreche die Bürger auf allen Kanälen an. Facebook und Instagram müssten sein, sonst erreiche man nicht jeden und vor allem nicht die junge Generation. „Wenn es nicht rund läuft, bitte nachfragen und sich mitteilen“, sagte Ruppert. Auch Blicke von außen seien notwendig, um der Weiterentwicklung Raum zu geben. „Wir sind eine offene Stadt. Schlüchtern braucht Zuzug. Schlüchtern braucht Familie.“

Über das „neue“ Hanau berichtete Stadtentwickler Martin Bieberle, ein gebürtiger Herolzer. Der Umbau der Innenstadt habe den Steuerzahler 15 Millionen Euro nach Abzug aller Fördermittel gekostet. „Im Jahre 2007 war Hanau im freien Fall. Da galt es ambitionierte Pläne zu entwickeln und dabei den Bürger mitzunehmen. Stadtentwicklung sei eine (wenn nicht die) öffentliche Angelegenheit. Er zitierte Hartmut Häußermann, der sagte: „Öffentlichkeit ist anstrengend, weil sie die Auseinandersetzung mit anderen voraussetzt. Eine komplexe und offene Gesellschaft beruht nicht auf der Suche nach Übereinstimmung, sondern auf der Einübung in den zivilen Umgang mit der permanenten Nichtübereinstimmung.“

Was die Gestaltung Schlüchterns neuer Mitte betreffe, betonte er: „Die Umbaujahre sind nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Es wird Beschwerden geben. Wenn aber aus Baugruben Gebäude werden, wird es besser.“

Der Jahresempfang wurde musikalisch von der Big Band „Route 66“ gestaltet. Am Eingang standen Bürgergarde und Biedermeiergruppe Spalier. Wohl auch aus einem festlichen Anlass. Denn die Kommune Schlüchtern feiert ihren 50. Geburtstag.

Kerstin Baier-Hildebrand, Abteilungsleiterin im Rathaus und Vorsitzende des Geschichtsvereins, erinnerte an die Gebietsreform, die 1969 bis 1971 die heutigen Stadtteile zusammenführte. Als letzter kam übrigens Niederzell dazu. Im Jahre 1974 wurde der Ort kraft Gesetzes eingemeindet, nachdem sich die Einwohner mehrheitlich dagegen aussprachen. In einer turbulenten Bürgerversammlung seien den Niederzellern viele Gründe für ihr Nein eingefallen wie bespielsweise: „Es riecht nach Kommunismus.“ „Wir sollen anderen die Schulden bezahlen.“ „Wir bezweifeln, dass es einen örtlichen Behördentag geben wird.“