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Wenn verschiedene Märchenfiguren wie „Tante Schlemmer“ und eine Dame, die zu Grimms Zeiten in Steinau lebte, gemeinsam im Marstall sitzen, muss etwas besonderes sein. Und das ist auch so, denn am 11. April 1975 wurde die Deutsche Märchenstraße in Steinau gegründet.
Vom Main ans Meer – auf einer Länge von etwa 1000 Kilometern schlängelt sich die Deutsche Märchenstraße durch fünf Bundesländer. Der Anfang dieser Route, die mehr als 60 Orte verbindet, liegt in Hanau. Das Ende – wie könnte es anders sein – ist in Bremen. Fünf der sechs Orte, in denen die Brüder Grimm lebten, liegen entlang dieser Route. Einzig ihre letzte Lebensstation, Berlin, ist nicht dabei. Am 11. April 1975 wurde die Straße in Steinau gegründet, denn mit dem Brüder-Grimm-Haus ist Steinau der einzige Ort, der noch über ein Gebäude verfügt, dass historisch noch so erhalten ist wie es zu Zeiten der Grimms ausgesehen hat. Die Familie Grimm lebte viele Jahre in Steinau. Jacob und Wilhelm Grimm haben dort ihre Kindheit verbracht und deshalb überall in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. „Ich kann jedem nur empfehlen, nach Steinau zu kommen und die Stätten zu besuchen“, betont Steinaus Rathauschef Christian Zimmermann (parteilos). „Wenn man ein bisschen zwinkert, könnte man fast glauben, dass Jacob und Wilhelm hier gleich um die Ecke rennen“, schwärmt Benjamin Schäfer als Geschäftsführer des Vereins Deutsche Märchenstraße.
Vor Medienvertretern berichtet er von eben dieser der Deutschen Märchenstraße. „Zweifelsohne handelt es sich um eine Erfolgsgeschichte“, unterstreicht Schäfer. Dennoch sei es keine Geschichte gewesen, die nur bergauf ging. „Wir haben ein weit verbreitetes Netzwerk, es gab viele Akteure und viele Projekte“, erinnert sich Schäfer und erzählt von Märchenstunden mit Tee und anderen Projekten. Auch für die Zukunft hat der Verein einiges geplant: So soll die Beschilderung der Deutschen Märchenstraße verbessert werden, sodass Radfahrer den Weg einfacher finden können. Darüberhinaus soll die zugehörige App verbessert werden und die Sichtbarkeit der Route in den einzelnen Orten verbessert werden. Doch es sind nicht nur Deutsche, die die Deutsche Märchenstraße besuchen und auf den Spuren der Brüder Grimm unterwegs sind. Mehr als 80 Reiseveranstalter haben Reisen entlang der Route in ihrem Programm und die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) hat die Deutsche Märchenstraße als eines von zwei Schwerpunktthemen für das Jahr 2025 für Deutschland festgelegt. „Das ist wie ein Ritterschlag für uns“, betont Sylvia Stock, Pressesprecherin des Märchenstraße-Vereins. Das führt dazu, dass Touristen aus der ganzen Welt entlang der Märchenstraße unterwegs sind. Das Jubiläum wird 2025 in zahlreichen Orten am Rand der Märchenstraße gefeiert. In Steinau wurden am Freitag zum Beispiel kostenfreie Führungen mit den Märchenfiguren angeboten. Gefeiert werden auch in Steinau Feste wie der Märchensonntag im August. Die Besucher sowie die Einwohner der Grimm-Stadt können an Führungen mit Märchenfiguren, historischen Figuren oder jenen mit Virtual-Reality-Brillen teilnehmen. In diesem Jahr wird zusätzlich das 40-jährige Bestehen des Märchenbrunnens vor dem Rathaus gewürdigt. Im Zuge des Märchenbrunnen- und Stadtführerfestes soll in Steinau erstmals eine Märchenkönigin gewählt werden, die die Stadt für ein Jahr repräsentieren werde, so Stefanie Cossalter-Dallmann, Leiterin des Steinauer Museums. sa