Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtkurses Geschichte im Jahrgang 9 der Henry-Harnischfeger-Schule Bad Soden-Salmünster begaben sich anlässlich des bundesweiten Gedenktages am 9. November auf den Weg und reinigen die Stolpersteine entlang der Frankfurter Straße in Salmünster.
Ihnen war es wichtig, an Menschen aus der Mitte Salmünsters zu erinnern, die keine Gräber haben. Unter dem Titel „Heimat unterm Hakenkreuz“ beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der eigenen Region in der Zeit des Nationalsozialismus.
Neben dem Friedhof in Salmünster, der an die Gefallenen und Vermissten im Zweiten Weltkrieg erinnert und auf dem sich Gräber von Kriegsgefangenen, Soldaten und Schülern befinden, besuchten die Schülerinnen und Schüler auch die Stolpersteine, die an ehemalige Salmünsterer Bürgerinnen und Bürger erinnern. Salmünsters Pfarrer Joseph Müller wurde aufgrund eines Witzes, den er während einer Predigt erzählte, von den Nationalsozialisten verhaftet, zum Tode verurteilt und geköpft. Ein Stolperstein erinnert an ihn.
Die anderen Stolpersteine erinnern an die jüdischen Mitbürger Salmünsters. Nur wenige von ihnen konnten fliehen, die meisten wurden in Konzentrations- und Vernichtungslagern getötet. Einer von ihnen war Manfred Jakob Grünebaum, der nur 15 Jahre alt und 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde.
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit war er einer der ersten Schüler, der die Henry-Harnischfeger-Schule besuchte, die 1931 eröffnet wurde.
Henry Harnischfeger, der als Jugendlicher Salmünster verließ, um in die USA auszuwandern und dort erfolgreicher Unternehmer wurde, vergaß seine Heimatstadt nie. Unter anderem stiftete er die Henry-Harnischfeger-Schule als Schule für alle Schülerinnen und Schüler. Er kämpfte dafür, dass nicht nur katholische und evangelische Schüler unter einem Dach unterrichtet werden, sondern auch jüdische Schülerinnen und Schüler. Daher wurde die jüdische Schule Salmünsters geschlossen und Teil der neu gegründeten Henry-Harnischfeger-Schule.
„Leider fehlen insbesondere aus dieser Zeit Aufzeichnungen im Schularchiv“, erklärte Julia Czech, Pädagogische Leitung der Integrierten Gesamtschule. „Wir setzen uns als Schule fortwährend für das „Nie wieder“ ein und leben Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Susanne Glück, Schulleiterin der Henry-Harnischfeger-Schule ergänzt: „Im Sinne des Schulgründers eine Schule für alle zu sein, leben wir Vielfalt, Toleranz und Erinnerung und sehen unsere Schulform als große Bereicherung.“
Die Henry-Harnischfeger-Schule als Integrierte Gesamtschule mit Grundstufe vereint die Bildungsgänge Gymnasium, Realschule und Hauptschule nach dem Prinzip des längeren gemeinsamen Lernens und bildet damit den Querschnitt der Gesellschaft ab. BWB