Vielseitiger Erzähler und engagierter Rundbriefschreiber

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Der Germanist Hans-Wolfgang Bindrim aus Schlüchtern stellt sich mit dem umfangreichen Prosaband „Spiegelungen“ als vielseitiger Erzähler und engagierter Rundbriefschreiber vor.
Das Buch, das bei AT Edition, Münster, erschienen ist, beinhaltet die Sammlungen „Das kleine Welttheater“ (Fabeln), „Auf dem Rad der Fortuna“ (Anekdoten und Kalendergeschichten), „Spuren“ (Aphorismen, Skizzen und Notizen) und „Briefe aus dem Bergwinkel“ (Rundschreiben in der Corona-Pandemie 2020/23). Im Anhang sind 20 erzählende Texte zusammengestellt. Ausgewählte Literatur zu Textgattungen, zur antiken Mythologie und zum Hexenthema ist in einer Bibliographie aufgeführt. Das Buch (ISBN 978-3-89781-284-0) umfasst 320 Seiten und kostet 19,90 Euro.
Die Welt ist eine Bühne, und das Leben der Menschen ist ein Schauspiel auf dieser Bühne mit vielen Geschichten, in denen gespiegelt wird, wer wir sind. In 200 durchnummerierten, insgesamt jedoch 227 Fabeln treten Tiere, Pflanzen und Dinge auf, die wie Menschen reden und handeln. Die Intention des Fabeldichters zielt darauf ab, nicht nur menschliche Probleme und Konflikte, sondern auch gesellschaftliche Machtverhältnisse aufzuzeigen und zu kritisieren.
Die 65 Anekdoten und Kalendergeschichten liefern Geschichten zur Geschichte, in denen historischen Persönlichkeiten, aber auch Namenlosen in der Geschichte Bemerkenswertes widerfährt. Während der Historiker danach fragt, wie es war, fragt der Anekdotenerzähler auch danach, wie es hätte sein können. Mit der Fiktion erklärt er oft sogar mehr als mit der Historie. Wichtig ist es ihm, dass die Begebenheit, die er erzählt, bezeichnend für Person und Epoche ist, wie kurios und seltsam sie auch immer anmuten mag.
Aphorismen, Skizzen und Notizen bieten Gedankensplitter und narrative Mosaiksteinchen in einer Sammlung, die als Ganzes auch als postmoderner vielschichtiger Roman gelesen werden kann: Dessen (Anti-)Held gerät in eine schwierige Situation und ringt darum, nicht ganz und gar zu scheitern. Ist ihm ein moralischer Sieg beschieden? Sein Schicksal evoziert Fragen, Gedanken, Bilder und Geschichten. Die angesprochenen Begebenheiten ereignen sich vor dem Hintergrund des Schlüchterner Jubiläumsjahres 1993, der hessischen Landtagswahl am 27. Januar 2008 und der von 2005 bis 2019 jährlich stattgefundenen Veranstaltungsreihe „Steinauer Wochenende zum ‚Welttag des Buches‘“. Der Autor, der offen und ehrlich erzählt, schont sich selbst nicht und gesteht, dass dies sein „persönlichster“ Text sei, den er bislang geschrieben habe. Ja, er spricht sogar von einer „Seelenbeichte“.
Die 38 Briefe aus der Zeit der Corona-Pandemie 2020/23 sind ein engagiertes Plädoyer für die Literatur und wollen in einer globalen Krise interessierten Lesern Mut machen, indem sie mit Lesestoff versorgt und zum Nachdenken darüber angeregt werden.
Unter den Texten im Anhang finden sich auch Märchen, Kurzgeschichten und Glossen.