Klavier, Gesang und Märchen im harmonischen Einklang
„25 märchenhafte Jahre“ – so hatte die ausgebildete Erzählerin Margot Dernesch die Veranstaltung zu ihrem besonderen Bühnenjubiläum überschrieben. Entsprechend märchenhaft und zauberhaft war der Abend im ausverkauften Saal des Theatriums in Steinau.
Bereits beim Eintreten wurden die Gäste durch die liebevoll gestaltete Kulisse thematisch eingestimmt. Mit der Pianistin und Sängerin Maria Blatz zog die Erzählerin zwei Stunden lang das Publikum in ihren Bann. Und alle waren ausnahmslos begeistert.
In einer kleinen persönlichen Laudatio ließ Dernesch ihre Jahre als Erzählerin Revue passieren. In Hinblick auf die vergangene Zeit sei es ihr vorgekommen, als hätte sie nur einen Tag im „Reich der Feen“ zugebracht. Anhand von „märchenhafter“ Symbolik verdeutlichte Dernesch die Lebensreise einer Erzählerin. Wie Rapunzel habe sie sich von alten Zöpfen trennen müssen. Mit Blick in den Spiegel habe sie weder Schneewittchen noch die böse Stiefmutter entdecken können, sondern sich selbst. Den Duft von Rosen habe sie wahrgenommen, sich auch an Dornen gestochen, doch sei sie zum Glück in keinen hundertjährigen Schlaf gefallen. Das sei auch gut so, denn sie habe noch viele Geschichten zu erzählen.
Die Erzählerin hatte ein buntes Programm zusammengestellt. Märchen aus Europa und dem Orient brachte sie in ihrer ausdrucksstarken Weise zu Gehör sowie selbstverständlich auch Geschichten aus den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Da zog ein abgedankter Soldat mit Stiefeln aus Büffelleder durch die Welt und setzte Seite an Seite mit einem königlichen Jägersmann zwölf Räuber fest. Der Lohn des Soldaten, lebenslanges Sattessen an deftigem Bratenfleisch im königlichen Schloss, ließ die Geschichte versöhnlich enden.
Der faule Heinz und seine dicke Frau Trine jedoch fanden durch den Eintausch ihrer meckernden Ziegen in einen schwirrenden Bienenstock die Bestimmung ihres Lebens: Sie mussten nicht mehr zum Hüten hinaus aus dem Haus, sondern konnten ihrer Lust und Freude am Nichtstun frönen. Anders in einem Märchen aus dem Orient – durch Löcher in der Wand beäugte eine geizige Witwe nachts ihre eigenen Söhne samt Ehefrauen. Dass das für die Schwiegermutter nicht gut ausgehen konnte, wunderte niemanden.
Stimmungsvoll und in wundervoller Weise wurden die Märchen durch Maria Blatz am Keyboard umrahmt. Sie begeisterte das Publikum mit einfühlsamen Stücken von Fleetwood Mac, Chicago, Johannes Oerding und Ludovico Eunaudi. „Es war ein Ohrenschmaus der besonderen Art“, so ein Gast, der sicherlich für das ganze Publikum spricht. „Klavier, Gesang und märchenhafte Geschichten im harmonischen Einklang miteinander, und das alles im Theatrium der Märchenstadt Steinau an der Straße – wunderbar.“
Margot Dernesch dankte ausdrücklich sowohl der Musikerin als auch Detlef Heinichen und seinem Team für die Möglichkeit, zu ihren Jubiläumsabend ins Theatrium einladen zu können.