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Anastasia Anastasiadou führt nicht nur das coolste und innovativste Orthopädiefachgeschäft weit und breit, sie ist auch die diesjährige Katharinenmarktmeisterin.
Die Wahl hätte nicht besser ausfallen können: Denn die 40-Jährige brennt für ihr Handwerk, das für sie Leidenschaft und Berufung zugleich ist. Und sie liebt Steinau und die Steinauer.
An jenen Winterabend im Jahr 2016 erinnert sich Anastasia Anastasiadou noch genau: Nach etlichen Berufsjahren in Mainz hatte sie gerade eine neue Stelle in einem Schlüchterner Sanitätshaus angenommen und fuhr mit ihrem künftigen Chef durch das weihnachtliche Steinau: die malerischen Gassen und Winkel stimmungsvoll beleuchtet, an jeder Ecke die Märchenfiguren der Brüder Grimm. „Ich habe mich sofort in die Stadt verliebt und gedacht: Hier möchte ich wohnen.“ Gesagt, getan. Und so zog sie mit ihrem langjährigen Partner Christian Volk (48) und den beiden Töchtern Sophia (16) und Katharina (14) in eine Wohnung mitten im Herzen der Altstadt. „Ich fühle mich hier zuhause. Die Stadt hat unheimliches Potential – von den Menschen und von den Läden her. Steinau hat einfach unglaublich viel Charme“, schwärmt die 40-Jährige. „Ich sehe und erlebe jeden Tag etwas auf meinem Weg zur Arbeit, das mich glücklich macht.“
Geboren im niederbayerischen Landshut, verbrachte Anastasia Anastasiadou ihre Kindheit bei den Großeltern im Nordosten Griechenlands, in einem Bergdörfchen an der bulgarischen Grenze, in einfachsten Verhältnissen. Als sie mit acht Jahren zu ihren Eltern, die ein großes Restaurant in Altötting führten, zurückkehrte, erlebte sie dies als eine Art „Kulturschock“: „Das waren zwei völlig unterschiedliche Welten“, berichtet sie. Auch ihre beiden jüngeren Geschwister lernte sie damals das erste Mal kennen. Die nächsten Jahre pendelte sie zwischen Deutschland und Griechenland, besuchte schließlich das Gymnasium in Achern. Ihr Traum: Modedesign zu studieren.
Der Berufswunsch stieß bei den Eltern auf wenig Begeisterung, die sich für ihre Tochter eher eine Karriere als Medizinerin oder Juristin vorstellten. Doch Anastasia Anastasiadou hatte auch damals schon ihren eigenen Kopf und einen starken Willen: Sie verließ die Schule noch vor der Abiturprüfung und begann – den Realschulabschluss in der Tasche – eine Lehre im benachbarten Fachbetrieb für Orthopädieschuhtechnik, Thalhammer. Was sie genau erwartete, davon hatte sie zunächst keine Vorstellung. „Ich wollte einfach nur mein eigenes Ding machen und Geld verdienen“, entsinnt sie sich. Es war die richtige Entscheidung, wie sich rasch herausstellen sollte. Denn ihr Chef, zu dem sie heute noch engen Kontakt pflegt, erkannte ihr Talent, forderte und förderte sie von Anfang an, ließ ihr viel Freiraum, sich kreativ zu entfalten und ihre Ideen umzusetzen.
Dreieinhalb Jahre dauerte die anspruchsvolle Ausbildung, die sie mit Bestnote abschloss, danach folgten drei Jahre Elternzeit als alleinerziehende Mutter. Der Liebe wegen zog sie schließlich nach Mainz, zu ihrem jetzigen Partner Christian Volk. Dort arbeitete sie elf Jahre in einem Sanitätshaus, legte ihre Meisterprüfung ab – und machte sich in der Branche einen Namen: Mit ihren innovativen Schuhmodellen hat sie schon zahlreiche Wettbewerbe gewonnen. Daneben coacht sie Kolleginnen und Kollegen, schreibt Fachartikel und hat unlängst sogar auf Einladung drei Wochen lang in Japan, am Kobe College of Medical Welfare, unterrichtet.
Anastasia Anastasiadou brennt für ihr Handwerk, das für sie Leidenschaft und Berufung zugleich ist. Schon vor ihrem kurzen Zwischenspiel in Schlüchtern stand fest, dass sich sie einmal selbständig machen wollte. 2019 war es dann soweit: „Footopia“ feierte Eröffnung. Das einzigartige Konzept war ursprünglich für eine größere Stadt wie Gelnhausen oder Frankfurt ausgelegt, doch auch Lebensgefährte Christian Volk, der als IT-Experte und Headshot-Fotograf tätig ist, bestärkte die Deutsch-Griechin darin, es in Steinau zu versuchen. Und so hat die Stadt nun den wohl coolsten und modernsten Orthopädieschuhladen weit und breit zu bieten. In ihrem Fachbetrieb in der Brüder-Grimm-Straße 7 verwirklicht die selbsternannte „SchuhFEEtischistin“ ihre eigene Vision des gesunden Gehens und verbindet dabei Orthopädie-Schuhtechnik, Gesundheit und Lifestyle auf außergewöhnliche Art und Weise.
Kunden aus ganz Deutschland schätzen ihre Arbeit. Das Leistungsspektrum ist breit und reicht von Einlagen, Bandagen, Kompressionsstrümpfen in Rundstrick und orthopädischen Maßschuhen über Einlagen und Schuhen nach DGUV bis hin zu Zurichtungen und Orthosen. Bei „Footopia“ kann man aber auch seine Schuhe reparieren oder restaurieren lassen sowie originelle Handtaschen, Gürtel und viele andere Lederaccessoires erwerben. Wer sich für „Einlagen to go“ entscheidet, der kann die „Magie des Handwerks“ hautnah erleben und der Orthopädie-Schuhmachermeisterin bei der Anfertigung direkt über die Schulter schauen.
Egal ob Maßschuh oder Einlage: Stets steht der Mensch als Individuum im Mittelpunkt. Anastasia Anastasiadou legt Wert auf guten Umgang miteinander, auf Freundlichkeit und Respekt – und darauf, sich Zeit für den Kunden zu nehmen, um gemeinsam mit ihm die bestmögliche Lösung zu erarbeiten. Erst wenn der Kunde 100-prozentig zufrieden ist, ist sie es ebenfalls. Unterstützung erhält sie seit Kurzem von ihrem japanischen Auszubildenden Tetsuya und FOS-Student Vincent.
Langeweile kommt bei Anastasia Anastasiadou auch nach Feierabend nicht auf, denn die Liste ihrer Hobbys und Interessen ist lang: Fotografie, Malen und Zeichnen, das Schneidern eigener Entwürfe, darunter aufwendige Roben, teils inspiriert von Märchen und Fantasy, Stricken und Häkeln. Darüber hinaus stellt sie selbst Schinken, Wurst und Käse her, backt Brot. „Das rührt wohl noch von meiner Kindheit her. Meine Großeltern waren Selbstversorger, haben sogar Stoffe selbst gewebt“, erzählt sie. „Ich würde gerne noch Schwammerln sammeln. Ich weiß aber nicht, wie ich damit anfangen soll, ohne meine Familie umzubringen“, fügt sie mit einem Lachen hinzu. Sie ist gerne unterwegs in der Natur, wenn es ihre knappe Zeit zulässt.
Dass die Gilde der Steinauer Meisterinnen und Meister sie als diesjährige Katharinenmarkt-Handwerksmeisterin auserkoren hat, war für die Neu-Steinauerin eine Überraschung. „Ich sehe es als eine besondere Ehre und finde es schön, dass ich das Vertrauen von vielen zu genießen und geeignet zu sein scheine. Und natürlich ist es eine riesige Freude für mich, meinen Beruf zu repräsentieren.“ Sie tritt damit in die Fußstapfen von Iris Schwab, die dieses Ehrenamt zuletzt innehatte. Am Samstag, 16. Oktober, eröffnet also Anastasia Anastasiadou das jahrhundertealte Traditionsfest. Eines ist schon jetzt gewiss: Sie wird auch den Katharinenmarkt rocken!