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Das gab es
noch nie in der Geschichte der
beiden Weiperzer Musikverei-
ne. Erstmals richteten die bei-
den Vereine ein gemeinsames
Dorfkonzert aus und musizier-
ten auch gemeinsam. Es war
ein historisches Ereignis. Die
Veranstaltung war ein großer
Erfolg.
Weiperz gilt als „Musikdorf“.
Immerhin gibt es zwei musika-
lische Vereine. Der Musikver-
ein 1924 sowie die Trachtenka-
pelle Musikfreunde 1960. In der
Umgangssprache werden diese
als „Önnern“ und als „Öbern“
bezeichnet. Die Bezeichnungen
beruhen auf den früheren zwei
Gastwirtschaften in Weiperz. Das
Vereinslokal des Musikvereins
1924 war die Gastwirtschaft Döp-
pler („Önnern“) und die Trachten-
kapelle Musikfreunde 1960 hat-
te ihr Domizil in der ehemaligen
Gastwirtschaft Gerst („Öbern“).
In dieser Tradition ist auch be-
gründet, dass es in Weiperz seit
jeher zwei Bloogemeinschaften
zur Kirmes gibt.
Den Musikverein gibt es bereits
seit 1924. Im Jahr 1960 spaltete
sich ein Teil der Musiker ab und
gründete einen eigenen Verein,
die Trachtenkapelle Musikfreunde
Weiperz. Seit jeher besteht zwi-
schen beiden Vereinen eine ge-
wisse Rivalität und ein Konkur-
renzdenken. Nicht zuletzt die
Corona-Pandemie hat dazu bei-
getragen, dass dies jetzt anders
ist. Beide Vereine hatten seit ein-
einhalb Jahren keine Proben und
keine Auftritte. Deutlich wurde,
dass es bei beiden Vereinen durch
die Pandemie keine personellen
Verluste gibt. Nach wie vor ha-
ben Jung und Alt Spaß am Mu-
sizieren.
Beiden Vereinen war es wich-
tig, musikalisch jetzt wieder los-
legen zu können. So gingen die
Vereinsverantwortlichen mit den
Vorsitzenden Ewald Gerst (Mu-
sikverein) und Thomas Nitsche
(Trachtenkapelle) in diesem Som-
mer aufeinander zu mit dem Ziel,
wieder zu musizieren und mög-
lichst gemeinsam etwas für das
Dorf auf die Beine zu stellen. Ge-
sagt – getan: Die Idee zum ersten
gemeinsamen Weiperzer Dorfkon-
zert war geboren.
Nach vier Wochen Vorberei-
tungszeit war es am vergangenen
Samstag soweit: Auf dem ehema-
ligen Schulhof in Weiperz wurde
das Konzert als Open-Air-Veran-
staltung ausgerichtet und fand auf
Anhieb eine große Resonanz. Vie-
le Besucher, nicht nur aus Wei-
perz, sondern auch aus umliegen-
den Orten, waren gekommen, um
einen unterhaltsamen Abend zu
haben und zugleich an einer his-
torischen Veranstaltung teilzu-
nehmen.
„Ich freue mich bombastisch,
dass dieser historische Tag zu-
stande gekommen ist“, zeigte
sich die Weiperzer Ortsvorste-
herin Margot Klement stolz über
die erstmalige gemeinsame Ver-
anstaltung beider Vereine. Sie
dankte allen Mitwirkenden. Auch
das Wetter meinte es gut mit der
Open-Air-Veranstaltung. Zumin-
dest blieb der angekündigte Re-
gen aus.
Beide Klangkörper musizierten
abwechselnd und brachten eine
breite Palette musikalischer Sah-
nestücke zu Gehör, von der klassi-
schen Dicke-Backe-Musik bis zur
modernen konzertanten Blasmu-
sik. Dirigent Bernd Kirchhof steht
der Trachtenkapelle vor, die den
musikalischen Auftakt gestalte-
te: Mit dem „Klingenden Jubilä-
umsmarsch“ und der Polka „Eger-
land“. Musiker und Moderator
Benedikt Herbert nahm die Be-
grüßung vor und wies auf zu
beachtende Corona-Regeln hin,
insbesondere eine Kontaktdaten-
erfassung. Richtig gut gefiel die
Trachtenkapelle mit dem gefühl-
vollen Whitney Houston-Klassiker
„One Moment in Time“.
Unter Leitung von Michael Gärt-
ner ging die musikalische Reise
mit dem Musikverein 1924 weiter.
Der zackige Marsch „Washington
Post“ wurde ebenso intoniert wie
die „Böhmische Liebe“. Besonders
in Erscheinung traten Ewald Gerst
und Alexander Kraft als Sänger.
Kraft gefiel zudem als Moderator.
Beide Vereine zelebrierten ein
buntes Programm mit verschie-
den musikalischen Richtungen.
Neben Märschen und Polkas, wie
„Tiroler Adler“, „Kaiserin Sissi“,
„Gruß der Heimat“ und „Wir lie-
ben Blasmusik“ wurden auch mo-
derne Stücke aus der Pop- und
Rock-Szene intoniert. Richtig gut
kamen beim Publikum Stücke von
Tina Turner, Udo Lindenberg, Pe-
ter Maffay und Wolfgang Petry
an. Ein Hörgenuss war ein Med-
ley der schwedischen Popgrup-
pe Abba, beispielsweise „Mama
Mia“ und „Dancing Queen“. Das
dankbare Publikum belohnte die
Musikerinnen und Musiker mit
viel Applaus.
Worauf die meisten Besucher ge-
hofft hatten, ist zum krönenden
Abschluss der dreistündigen Ver-
anstaltung dann doch noch wahr
geworden. Beide Musikvereine
spielten spontan und ungeprobt
zusammen. Gemeinsam wurde
mit über 70 Aktiven das passen-
de Stück „Wir Musikanten“ in-
toniert. Ortsvorsteherin Margot
Klement ließ sich nicht lange bit-
ten, bei diesem historischen Ereig-
nis als Hilfsdirigentin aufzutreten.
Nach diesem gemeinsamen Zu-
sammenspiel, welches es seit Be-
stehen der beiden Musikvereine
seit 60 Jahren erstmals gab, wollte
der Applaus des begeisterten Pu-
blikums kein Ende nehmen. Es
hat den Besuchern ebenso Freu-
de gemacht wie den Musikern.