Das Coronavirus hat in den vergangenen Monaten auch einige Einrichtungen der stationären Pflege im Kreisgebiet erreicht. Infizierte Bewohnerinnen und Bewohner wurden in den Pflegeheimen isoliert, die Angestellten des Hauses arbeiteten teils unter Vollschutz, der Besuch war in allen Einrichtungen für mehrere Wochen ganz untersagt. „Es waren und sind immer noch kraftraubende Wochen für alle, gerade auch für die Angestellten. Unser kreiseigenes Schulungsteam hat unterstützt und wird den gut 50 stationären Einrichtungen auch weiterhin zur Verfügung stehen“, versichert Sozial- und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler. Die Erste Kreisbeigeordnete hatte das „Schulungsteam Corona“ Anfang April ins Leben gerufen. Es setzt sich zusammen aus Pflegeberaterinnen aus den Pflegestützpunkten, Hygienefachkräften und Mitarbeitern des Gesundheitsamts. Zwei Teams – eins für die westliche und eins für die östliche Hälfte des Kreises – steuerten parallel alle stationären Einrichtungen an, um mit den Hygienebeauftragten vor Ort theoretisch wie auch praktisch die Maßnahmen gegen eine Covid-Ausbreitung durchzugehen. „Innerhalb weniger Tage waren die Schulungsteams in allen Einrichtungen zu einer ersten Runde gewesen. Dieses Angebot haben alle Häuser sehr dankbar angenommen, gerade in dieser Phase, als völlig offen war, wie sich das Coronavirus weiter ausbreiten und womöglich auch Pflegeheime betreffen könnte“, blickt Irmhild Neidhardt vom Team Leben im Alter zurück, das die Schulungsteams mitkoordiniert. Die erste Schulungsrunde traf entsprechend auf große und positive Resonanz. Nach einigen Tagen änderte sich der Schwerpunkt hin zu der Frage, wie Besuche von außen in den Einrichtungen wieder schrittweise ermöglicht werden könnten. Die beiden Teams suchten erneut alle stationären Einrichtungen auf, um die individuellen Konzepte und Abläufe der Besucherkontakte im Detail vorab abzustimmen. Und schließlich bot das Schulungsteam noch in einem dritten Umlauf seine Dienste an, als es um die externen Dienstleister ging, die wieder in den Einrichtungen arbeiten wollten wie zum Beispiele Frisöre oder Podologen. „Fast 300 Stunden Schulungseinsatz für die Pflege“, so Susanne Simmler, „die wirklich nachhaltig sind, weil sie den Häusern zusätzliche Sicherheit und Halt gegeben haben.“ Größere Ausbrüche in Alten-, Pflege- und Rehaeinrichtungen blieben im Main-Kinzig-Kreis die Ausnahme, vor allem durch das beherzte, souveräne Eingreifen der Angestellten und die angeordneten Maßnahmen des Gesundheitsamts. Aus Sicht von Gesundheitsamtsleiter Dr. Siegfried Giernat ist die Beratung und Unterstützung des zehnköpfigen Schulungsteams „äußerst hilfreich“. „Alles in allem sehen sich die stationären Einrichtungen mit Covid-19 zwar der gleichen Herausforderung gegenübergestellt, aber die Fragen und Gegebenheiten vor Ort sind doch durchaus unterschiedlich. Da ist es gut gewesen, dass wir diese Spezifika direkt in den Blick genommen haben, gerade bevor wir die ersten Fälle in den Einrichtungen hatten. Diese fachliche Beratung durch den Kreis war für die Pflegearbeit in Corona-Zeiten und mit Covid-Fällen von großem Wert“, so Giernat.
Einen besonderen Dank richtet Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler an das Unternehmen HSM Wetterau. Die Mitarbeiterinnen hatten zur Entlastung der Hygienefachkräfte aus dem Gesundheitsamt die Schulungsarbeit im Auftrag des Kreises mit unterstützt. So wenig die Corona-Pandemie tatsächlich beendet ist, so wenig wird auch das Schulungsteam Corona seine Arbeit beenden. „Die Einrichtungen wissen, wie sie uns erreichen können, die Telefone sind weiter geschaltet. Wir stehen für Fragen rund um Corona und Pflege zur Verfügung“, erklärt Irmhild Neidhardt. In regelmäßigen Abständen wird es Lageeinschätzungen geben. Auch die Verteilung von Schutzausrüstung oder Laptops im Rahmen der „Digitalen Luftbrücke“ des Landes wird zum großen Teil über das Schulungsteam mit begleitet.
„Wir hoffen alle, dass es keine zweite Pandemie-Welle gibt, gerade mit Blick auf die Pflege, die in dieser Lage ein besonderes System darstellt“, sagt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Überall würden die Beschränkungen des öffentlichen Lebens und in Begegnungen zwischen Menschen aufgehoben – „ein notwendiger Schritt“, so Simmler. Gleichzeitig müsse man sensible Bereiche der Gesellschaft weiterhin besonders gut schützen. „Das miteinander zu vereinbaren bleibt eine schwierige Aufgabe für alle. Für das Schulungsteam heißt das: Die Fragen und Themenstellungen reißen nicht ab. Besuche und Veranstaltungen, Pflegearbeit und Infektionsschutz, auf allen Feldern tauchen Detailfragen auf, die sich nicht immer im Alltag vor Ort klären lassen. Hier setzen wir an. Und wir nehmen sicher auch wieder eine Schulungsrunde in Angriff, wenn es übergeordnete Covid-Themen gibt, die alle stationären Einrichtungen betrifft.“