Tief berührt von Bachs feierlicher Vertonung der Weihnachtsgeschichte

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Mit schlankem, aus lediglich 14 Sängerinnen und Sängern bestehenden Chor, und kleinem, aber doch mit allen Instrumenten besetzten Orchester, erklang am vierten Advent die ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in der Erlöserkirche in Bad Soden – ein höchst festliches Hörerlebnis für die zahlreichen Zuhörer.
Die Gesangsklasse von Heidrun Göttsche hat sich viel vorgenommen: Johann Sebastian Bachs wohl beliebtestes Werk, das WO, wie Kenner es gerne abkürzen, aufzuführen und dabei alle Choräle und Soli selbst zu übernehmen. Für die ersten drei Teile ist das ehrgeizige Unterfangen schon einmal geglückt – die durchweg hohe Qualität und die emotionale Tiefe der vorgetragenen Arien und Rezitative ließ schnell vergessen, dass hier in der Mehrzahl keine Profis agierten, sondern sehr gute, ambitionierte Laien, von denen einige schon lange zum Unterricht zu der Sannerzer Gesangspädagogin kommen – der jüngste Sänger an diesem Abend, Bass Julius Warnecke aus Schlüchtern, ist gerade einmal 18 Jahre alt.
Auch unter den Musikern fanden sich viele Studenten und Schüler, die das allererste Mal das berühmte Weihnachtsoratorium des Barockkomponisten zum Besten gaben und ihre Sache mit Bravour meisterten. Zwar dauerte es einige Takte, bis sich das bunt zusammengewürfelte Orchester warm gespielt und aufeinander eingestellt hatte, doch mit Fortschreiten der Aufführung wurde der Klang ausgewogener und runder. Das Dirigat hatte der junge Kirchenmusiker Rudolf Haidu aus Würzburg übernommen, der Sänger und Orchester souverän und mit leichter Hand durch das anspruchsvolle Programm führte.
Die Zuhörer genossen Bachs kunstvolle, höchst feierliche Vertonung der Weihnachtsgeschichte, die für viele Menschen – wie Kerzenschein und Tannengrün – einfach untrennbar zum frohen Fest dazu gehört, lauschten andächtig, manche mit geschlossenen Augen, stellenweise tief berührt von dem Dargebotenen. Als Ohrenschmaus entpuppten sich die wunderbaren Chorstücke, die am Ende, in der Zugabe, nochmals in dem prächtigen Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ gipfelten – ein wahrlich majestätisches Finale, die Stimmen wohl aufeinander abgestimmt, ausgesprochen beweglich und dynamisch, das Orchester flott und voller Energie flankierend. Hier spiegelte sich all die Freude, der Glanz und die Hoffnung wider, die mit Christi Geburt verbunden sind.
Die Besucher hielt es nicht länger auf ihren Plätzen: Einer nach dem anderen erhob sich, um im Stehen dieser eindrucksvollen Gesamtleistung zu applaudieren, die kurz vor dem heiligen Abend noch einmal Herz und Sinne berührt hatte. Etwas weniger bekannt sind die Kantaten IV bis VI des WO – auch sie werden in der Weihnachtszeit erklingen: am Sonntag, 19. Januar, um 17 Uhr, diesmal in der evangelischen Kirche in Sterbfritz.