Der kürzlich veranstaltete Unternehmerabend des Sinntaler Gewerbevereins übertraf alle Erwartungen. Bestimmendes Thema der Veranstaltung war die Kommunikation in Unternehmen. Man kann nicht nicht kommunizieren, meinte Paul Watzlawik. Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, hielt der frühe Ludwig Wittgenstein dagegen. Vielleicht hatten beide Sprachphilosophen ein wenig recht.
Was so leicht klingt, miteinander zu reden und in den Dialog zu treten, war für Referent Andreas Bellof die schwierigste Disziplin für Führungskräfte. „Kommunikation ist der Generalschlüssel. Aber wir haben verlernt hinzuhören. Uns interessiert nicht, was der andere will. Deshalb vernichten viele Probleme in Betrieben Zeit, Energie und Motivation. Die Kommunikation ist zu 99 Prozent das Problem und eine Kette von Missverständnissen“, behauptete Bellof. Auf Augenhöhe sprächen Führungskräfte und Mitarbeiter nicht. Das sei eine Illusion. „Wir brauchen Anerkennung und Wertschätzung und nicht Augenhöhe“, betonte der Experte für interne Unternehmenskommunikation in seinem Impulsreferat und sprach provokativ vom „schwarzen Loch der Kommunikation“.
Er forderte eine lebendige, eine lösungsorientierte, offene Dialogkultur. Zuhören, respektieren: Führungskräfte seien mehr denn je gefordert, um beispielsweise eine verunsicherte Facebook-Generation im Unternehmen zu integrieren. Zu oft würden Zeit und Geld für das Wesentliche verschwendet und vorhandene Potenziale nicht genutzt, um zufriedene, hochmotivierte Mitarbeiter zu bekommen.
Der Hanauer PR- und Medienexperte Marcus Heide analysierte die Öffentlichkeitsarbeit kleiner und mittlerer Unternehmen der Region und kam zu dem vernichtenden Urteil, dass viele Websites einfach nur „hingerotzt“ seien. „Keine Nachricht, keine Neuigkeit, nur Floskeln: So kommuniziert man nicht“, bemängelte der Referent fehlende Professionalität bei der Textgestaltung. „Die Aussage, bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, ist eine reine Lüge. Im Mittelpunkt stehen Umsatz und Gewinn.“ Am Beispiel eines Sterbfritzer Unternehmens zeigte er auf, wie es besser geht. Dort hieße es: Service bedeute, das Geschäft aus den Augen der Kunden zu sehen. Botschaften müssten präzise, korrekt und klar formuliert sein. Texte müssten ansprechen, sonst sei der User nach drei Sekunden weg. Heide gab beim Unternehmerabend den Tipp: „Entscheiden Sie sich zu kommunizieren. Schärfen Sie ihr Bewusstsein, was Floskeln betrifft und schreiben Sie Texte aus der Perspektive des Lesers.“
Markus Klimesch, Spezialist für Personalbeschaffungsprozesse aus Nidda, vertrieb vehement das Gespenst Facharbeitermangel. Seine „Torte der Wahrheit“ belegte, dass der Markt der Arbeitssuchenden in Wahrheit weit größer sei, als die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit belegen. Wer beispielsweise am Stichtag krank geschrieben sei, werde ebenso nicht gezählt wie Arbeitssuchende über 58 Jahren, die kaum mehr zu vermitteln seien. Rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland seien Teilzeitarbeiter und würden lieber in Vollzeit arbeiten. 5,3 Millionen suchten neue Herausforderungen und eine Million sei in der Dienstleistungsbranche unglücklich.
„Das Kandidatenpotenzial liegt bei 14 Millionen. Befreien Sie diese Menschen“, rief er in die Runde und machte sich für ein aktives Recruiting stark. „Behandeln Sie ihre Kandidaten genau so gut, wie Sie ihre Kunden behandeln und werden Sie zu einem Talente-Magnet.“
Der Freigerichter Unternehmensberater, Autor, Trainer, Keynote-Speaker und Gründer des Institutes praxisorientierter Unternehmer, Clemens Adam, zeigte auf, wie ein Unternehmen Umsatzbremsen beseitigen und Gewinne optimieren kann. „Performer verkaufen über Emotionen und über Leidenschaft. Arbeiten Sie den Mehrwert ihres Produktes heraus. Überprüfen Sie, ob Sie noch synchron mit ihrem Produkt sind. Fokussieren Sie sich auf Erfolg produzierende Aktivitäten und lassen Sie alles andere sein“, gab er den Mitgliedern des Gewerbevereins Sinntal mit auf den Weg.
Souverän moderierten Bettina Stark und Sönke Sievers einen kurzweiligen Abend.