Mittelalter zum Anfassen: Jubiläums-Marktspektakel in Steinau

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Jubel-Rufe brandeten beim historischen Umzug durch die Steinauer Gassen. Bereits zum zehnten Mal begab sich die Trimburger Ritterschaft mit mehr als 600 Teilnehmern auf eine Zeitreise ins Mittelalter. Zauberei, Jonglage, Feuershow, Schwertkämpfe, Tavernenspiel, „allerley Zauberei“ und Sauflieder zogen tausende Besucher am Kumpen und im Schlossgraben in ihren Bann.

Die 55 Lager an den Kinzigauen drehten die Zeit einfach um 500 bis 1 000 Jahre zurück und lebten für zwei Tage wie anno dazumal. Die Erben der Bojer zogen als Söldner durch die Jahrhunderte. „Wir sind Mittelalter zum Anfassen. Viele keltischen Stämme wurden nach Cäsars Eroberungskriegen aufgesplittet. Die Bojer gehörten dazu. Wir bringen unserem Publikum von der keltischen Küche, verschiedenem Handwerk bis zum Schwertkampf keltische Kultur bis ins späte Mittelalter näher“, berichteten Padraig, der fahrende Salzhändler, und seine Frau Daniela.

Der Freye Söldnerhaufen 1525 hatte die längste Anreise aus dem Schwabenland. „Wir beleben alte Burgen und Ruinen authentisch und sind historisch korrekt unterwegs. Im Lager hat jeder seine Funktion. Dass das genau eingehalten wird, dafür sorgt unser Ordnungsfeldwebel“, erklärte Hauptmann Roland Brüderle. Die Büdinger Gruppe „Nur ein Kratzer“ hatten ihre Schwertkämpfer nach Steinau geschickt ebenso wie die Freie Kriegerschaft Gelnhausen.

Und Bürgermeister Malte Jörg Uffeln bemühte sich auch in diesem Jahr vergebens um die Aufnahme bei den Landsknechten. Wurde der Schultheis vor einem Jahr mit Rübenkraut-Sirup geteert und gefedert, weil er dem Herzog von Franken den Kriegsdienst verweigerte und sich mit Weibsvolk herum getrieben hatte, schaffte er auch in diesem Jahr die Prüfung nicht. Diesmal waren der Grund zwei Dirnen, die er umgarnt hatte. Vielleicht hätte er sich ein Beispiel an den Gießener Rattenfängern nehmen sollen. Diese reisten in die Brüder-Grimm-Stadt, um in bekannter Manier das Volk mit wohlklingenden Gesängen zu umschmeicheln. Singen kann er ja, vielleicht klappt es ja mit den Spielleuten.

Vorsicht war geboten: Ablassprediger „Quadroculus“ und andere Gaukler trieben ihr Unwesen. Niederes Volk war unterwegs. Burgfräuleins amüsierten sich beim Mäuseroulette. Doch keine Angst. Alle gingen am Montag brav an die Arbeit wie die Scheftheimer Kelten, die von Beginn an dabei sind. „So ein Mittelalter-Markt ist wie ein Kurzurlaub“, sagte Andrea Hambach.

Zufrieden war Initiator Reinhold Wahler von der veranstaltenden Trimburger Ritterschaft. „55 Gruppen haben ihr Lager aufgeschlagen. Das ist Rekord. Bei der Premiere waren es gerade mal 15. Auch die Besucherzahlen und die Zahl der Marktstände ist im Laufe der Jahre deutlich gestiegen. Für uns ist Steinau die zweite Heimat geworden.“