Fantasievolle Premiere des Märchens „Eisenhans“

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„Extra Trommel. Die rote Bestie wird in den Kerker geführt“, hieß es zu Beginn einer rauschenden Premiere des Märchens „Eisenhans“.
Der wilde Mann, dessen Leib braun wie rostiges Eisen war und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knien hingen, soll für das Verschwinden vieler Jäger und Jagdhunde im königlichen Wald verantwortlich sein. Bereits zum 19. Mal hat der Schauspieler und Regisseur Kurt Spielmann genau das Brüder-Grimm-Märchen, das im Mittelpunkt des Steinauer Märchensonntags am 4. August steht, im Amtshof inszeniert.
In der historischen Vorlage, die erst spät in die Sammlung der Brüder Grimm aufgenommen wurde, geht es um einen verwunschenen Prinzen, einen entführten Königssohn, verpatzte Prüfungen und jenen wilden Mann. Wie immer übernahmen die Mitwirkenden Doppelrollen. Wie immer war Regisseur Spielmann dem Originaltext verpflichtet und überließ es der Erzählerin, von den tausend Nebenschauplätzen der Geschichte zu berichten.
Dass der erwachsene Prinz erst lernen musste, das Leben in der Fremde zu meistern, in dem er ein Königreich rettete und schließlich selbst eins erwarb, gehört zu den Kernaussagen des Märchens. Die gelernte Schauspielerin Isabell Rustum verkörperte die Prinzenrolle amüsant, wirbelte als törichter Gärtnerjunge über den Amtshof, ritt auf ihrem dreibeinigen Steckenpferd mutig in den Krieg und eroberte charmant und selbstbewusst das Herz der Prinzessin. Den Eisenhans kennzeichneten Eisen und Gold. Vom Aussehen her dachte man gleich an Rübezahl. Und dem Prinzen mit den goldenen Haaren versprach der wilde Mann, ihm jederzeit zu helfen, wenn er in Not gerate und schickte ihn in die Welt. Dort sollte er lernen, was die Armut tut. Er ignorierte das Gold, schenkte die Dukaten den Kindern des Gärtners. Die sollten damit spielen. Der reife Prinz bewies nicht nur im Krieg eine erstaunliche Selbstsicherheit.
Und den Zuschauer ließ der Gedanke nicht los, dass Eisenhans wie ein Vater immer die schützende Hand über den Königssohn hielt. Von der Spielmannschen Märchenmagie gefangen, hatten die Erwachsenen viel Zeit nachzudenken, während sich die Kinder über das Happyend freuten.
Wie sagte der Regisseur im Interview mit dem Bergwinkel Wochen-Boten: „Ich will die Fantasie anregen.“