Ein glanzvoller Abend der Superlative mit Anke Engelke und Iris Berben

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Mit dem Literaturabend „Komisch“ haben Anke Engelke und Iris Berben in der vergangenen Woche bei strahlendem Sommerwetter im Amtshof des Museums Brüder-Grimm-Haus in Steinau das Sommerfestival des Kuki Kultur-und Kinovereins eröffnet.
Die Menschenschlange durch die Brüder-Grimm-Straße in Steinau: Hunderte Meter lang. Die Gäste: Gut gelaunt, beschwingt, voller Erwartung. Die Gast-Stars Anke Engelke und Iris Berben: Vergnügt wie beste Freundinnen. Händehaltend begeben sie sich über Kopfsteinpflaster und Rasenfläche auf die mit schwarzem Chiffon dekorativ ansatzweise abgeschirmte Bühne, die auf dem erhabenen Rasenplatz vor dem abschüssigen Gelände des Steinauer Amtshofes aufgebaut ist. Es ist ein Abend der Superlative. Für den der Kultur- und Kinoverein Kuki als Veranstalter verantwortlich zeichnet. Dem fulminanten Auftakt des Sommerfestivals, den mehr als 700 Gäste miterleben durften, folgt heute an selber Stelle der Auftritt von Ulrich Tukur – der Schauspieler wird zusammen mit seinen „Rhythmus-Boys“ auftreten.
„Komisch!“ Der Titel des abendfüllenden Programms von Engelke und Berben stellte Texte bekannter und unbekannter Autorinnen und Autoren spannend aneinander.
Literarisches Zwiegespräch
Und obwohl es „Komik überall gibt, sie jeden betrifft, aber sie auch jeden erwischt“, wird doch die gleiche Situation in unterschiedlichem Kontext anders wahrgenommen. „Wenn jemand ausrutscht und hinfällt, ist das tragisch. Aber wenn das Laurel und Hardy passiert, dann ist das witzig“, so Berben. Im literarischen Zwiegespräch zwischen den beiden Bühnengrößen werden Texte lebendig von Platon bis heute, von „Der Name der Rose“ (Umberto Eco) bis zum „Gespräch zwischen dem Kapaun und der Poularde“ (Voltaire). Der von Thomas Lienenlüke konzipierte Lese-Abend, im zurückliegenden Jahr auf der lit.Cologne erstmals gezeigt, bringt die „Göttliche Komödie“ (Dante) in ein Programm mit „Anna Blume, du tropfes Tier, ich liebe Dir!“ (Schwitters).
Spontaner Witz
Engelke und Berben, das spürt man, macht das Programm ebenso viel Spaß wie dem hingerissenen Publikum – und sie lassen es an spontanem Witz auch nicht fehlen.
Anke Engelke lacht. Das tut sie gern und oft – auch am Mittwochabend beim Auftakt des Kuki-Sommerfestivals im Steinauer Amtshof. Über die Texte, die sie selbst aus dem gemeinsamen Programm mit Iris Berben unter dem Titel „Komisch!“ vorträgt, aber auch über Berbens Textauszüge, über Anekdoten – und aus der Situationskomik heraus. ,,Wir haben wunderschöne Gläser. Aber kein Wasser. Auch das ist komisch“, scherzt Engelke eingangs.
Die beim Soundcheck bewunderten Kirschen vom Nachbarbaum stehen in kleinen Schälchen auf dem Tisch – das Wasser hat noch für die Blumendeko gereicht, das Trinkwasser wurde schlicht vergessen. Und als das Publikum vielstimmig bejaht, dass es mit Getränken versorgt sei, erwidert Engelke – gespielt streng – ,,deshalb müssen Sie mich doch nicht gleich so anschreien“. Locker wird darüber gelacht, Jandl, Hüsch, Monty Python – es ist eine verrückte Bandbreite der Literatur, die die beiden Künstlerinnen auf die Bühne bringen. Mit ihrem so bekannten, jeweils ganz eigenen Charme, ihrem Lachen – und insbesondere ihrer Gabe, der jeweils anderen auch selbst das Ohr zu schenken in der Zeit, wo eben jene das Wort ergreift, entzücken sie die Gästeschar.
Engelke wirbelt die ersten Schweißtropfen dieser schwül-warmen Nacht energisch mit einem rosafarbenen, großen Fächer beiseite – und schon geht es weiter im Programm, lustwandelnd auf diesem schmalen Korridor zwischen Nachdenklichkeit und Staunen, Lachen und dem Moment, wenn einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Etwa, als der KZ-Häftling trocken äußert: „Wer für Seife kein Geld hat, sollte sich kein KZ leisten.“ Generell, so stellt Engelke fest, „haben autoritäre Regimes und religiöse Führer Angst vor Humor“.
Lockerer Plauderton
Gekonnt wechseln Berben und Engelke wieder in den Plauderton, erzählen von unterhaltsamen Momenten beim Dreh, davon, in Nonnenklamotten aus dem Herrenklo zu kommen (Berben) oder vom „privaten Fetisch Uniform“ (Engelke), sie erinnern sich an Auftritte mit Thomas Gottschalk und die angebliche Geschlechtsumwandlung Berbens, daran, wie „Iris von ihrem letzten Auftritt hier geschwärmt hat“ – und dass sie genau deshalb nun gemeinsam auf der Bühne in Steinau stehen. Und das – wenn sich die Ankündigung bewahrheitet – nicht zum letzten Mal.
Von Heide Buhmann vom Kuki gibt es für beide Künstlerinnen jeweils ein Märchenbuch als Dankeschön – klar, dass die beiden sofort ins Blättern versunken sind, aber enttäuscht feststellen: „Das ist alles für eine Zugabe zu lang…“ Bis Engelke energisch ihr Buch zuwirft und ruft: „Was halten Sie davon: Wir kommen einfach nochmal wieder.“ Donnernder Applaus.
Alles wird signiert
Am spontan aufgestellten Signiertisch erhält alles eine Unterschrift: Zettel, Eintrittskarten, Veranstaltungsplakate. „Iris, kann ich ein Selfie mit Dir haben?“, ruft es auf der einen Seite. „Würden Sie bitte mal hier in die Kamera schauen?“, auf der anderen. Das Lächeln will nicht aufhören, die letzten Kirschen werden verspeist, der Amtshof leert sich – und macht Platz für einen wunderschönen erneuten Sommerabend mit dem Schauspieler und Musiker Ulrich Tukur und seiner witzigen „Boygroup“ – den Rhythmus Boys.
kukikino.de