In den kommenden Tagen beginnt die Blütezeit der Arnika. Die bekannte Heilpflanze ist auch im Spessart und im Vogelsberg noch an einigen Stellen zu finden. Doch dieses typische Gewächs mitteleuropäischer Kulturlandschaften hat es schwer, denn die ursprünglichen Nutzungsformen der Weideflächen haben sich verändert.
Seit 2015 gibt es daher ein Unterstützungsprojekt, um die Bestände wieder zu vergrößern oder wenigstens zu stabilisieren. Im Main-Kinzig-Kreis wird diese Ansiedlung der besonders geschützten Pflanzenart von der Ersten Kreisbeigeordneten Susanne Simmler als verantwortliche Dezernentin tatkräftig unterstützt. Bei einem Termin in der Gemarkung Ratzerod auf dem Gebiet der Gemeinde Sinntal hat sie selbst einige Wildstauden eingepflanzt.
Für diese Erhaltungsmaßnahme kooperiert die Untere Naturschutzbehörde des Kreises eng mit dem Landschaftspflegeverband und dem ArnikaHessen-Projekt des Botanischen Gartens Marburg. Insgesamt gibt es im Kreisgebiet noch 13 Reliktbestände von Arnica montana. Für diese Vorkommen werden auf der Grundlage der ausgewerteten Daten und Informationen passende Pflege- und Hilfsmaßnahmen entwickelt. Seit 2015 haben nun schon mehrere tausend Pflanzen eine neue Heimat im Main-Kinzig-Kreis gefunden.
„Es ist ein spannendes und sinnvolles Projekt, das von vielen Faktoren abhängt“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete, die allen Beteiligten für ihren Einsatz dankt. Diese aktive Mitwirkung sei die Grundvoraussetzung, dass der Versuch überhaupt gelingen kann. So wurden in diesem Jahr durch fleißige Hände noch einmal rund 1 800 Jungpflanzen an den geeigneten Plätzen im Spessart ausgewildert. Möglich wurde diese Aktion durch die Gärtner und Botaniker der Universität Marburg, die aus regionalem Saatgut die „neuen Wiesenbewohner“ herangezogen haben.
Insgesamt wurden 25 000 Exemplare allein in Hessen in diesem Jahr produziert, wie der wissenschaftliche Leiter Dr. Andreas Titze berichtet. Die markante Heilpflanze wächst auf mageren, kalkarmen Böden und ist Charakterart der Borstgrasrasen, die durch Beweidung oder späte Mahd entstanden sind. Das Verschwinden der althergebrachten Nutzungsformen wurde der Arnika zum Verhängnis. Vor allem durch das Düngen werden die Bestände erheblich dezimiert. Wie Dr. Titze betont, hat Deutschland durch seine geographische Lage für die Arnika eine besondere Verantwortung. Der Schutz und Erhalt dieser Art und ihres Lebensraums ist deshalb in Landes- und Bundesprogrammen zur biologischen Vielfalt verankert.
Ohne die aktive Unterstützung hätte die Pflanze kaum eine Chance, sich wieder auszubreiten. „Die veränderten Umweltbedingungen sorgen für eine Verdichtung der Wiesenflächen insbesondere durch Moose“, erläutert Maren Nowak, Biologin beim Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis. Die natürliche Vermehrung der Arnika wird dadurch erheblich eingeschränkt. Die drei Monate alten Jungpflanzen können sich allerdings wesentlich besser gegen die Konkurrenz durchsetzen und so die Population verstärken. In welchem Umfang sich diese Erwartung am Ende auch bestätigt, soll im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitung überprüft werden.
In diesem Jahr sind die äußeren Rahmenbedingungen durch die wiederholten Niederschläge sehr günstig. Doch im vergangenen Sommer brachte die außergewöhnliche Trockenheit auch einige Verluste unter den ausgewilderten Stauden. Damit die Aktion auch langfristig erfolgreich sein kann, wollen die Wissenschaftler im Rahmen des Projektes auch geeignete Pflegemaßnahmen formulieren.