Die Stadt Schlüchtern und der Verein für Wirtschaft und Tourismus (WITO) haben am Freitagabend beim Jahresempfang in einer proppenvollen Stadthalle den Triathleten Rafael Ruppel (Finisher des Ironman auf Hawaii), den Goldschmied Fabian Vey (Bundessieger) und den Fleischermeister Dirk Ludwig (deutsches Ausbildungsass) als außergewöhnliche Persönlichkeiten und Botschafter der Stadt geehrt.
Einen Spendenscheck über 600 Euro erhielten die Verantwortlichen aus Breitenbach, Kressenbach, Wallroth, Gundhelm und Hohenzell, die bei den 850-Jahr-Feiern „die Dörfer auf den Kopf gestellt haben“, wie Laudatorin Kerstin Baier-Hildebrand meinte.
Bürgermeister Matthias Möller sprach von einem ereignisreichen Jahr 2018, das gezeigt habe, welche Vielfalt, Facettenreichtum und Engagement die Stadt ausmache und kündigte an, die Bergwinkelmetropole zu einer Drei-Generationen-Region entwickeln zu wollen. „Dafür benötigen wir das Vertrauen der Bürger und Rückenwind, sonst kann der Aufwind, den wir erleben, schnell vorbei sein.“
Er selbst sehe sich in seiner Funktion als Bürgermeister nach wie vor als parteiloser Manager der Stadt. „Ich muss mich mit allen Gruppierungen, Vereinen, Verbänden und Parteien arrangieren. Und ich werde mich auch mit allen engagieren. Denn eins eint uns alle: die Liebe zu unserer Stadt und der Wille, sie weiterzuentwickeln“, betonte der Rathauschef. Gerade bei den Themen Stadtmarketing und Kommunikation müsse vieles verändert werden. „Wir müssen die Bürger noch besser erreichen und umgekehrt.“
In Schlüchtern passiere derzeit unglaublich viel. Rund 10,3 Millionen Euro würden in die Entwicklung des Langer-Areals, die Baugebiete in der Kernstadt und Wallroth, die Sanierung des Freibades und die Dorferneuerung und Wirtschaftsförderung in diesem Jahr investiert. Erstmals seit langer Zeit sei es mit Hilfe der Hessenkasse und geschicktem Verhandeln gelungen, alle Kassenkredite abzubauen. Und dies ohne die Grundsteuer A und B und die Gewerbesteuer zu erhöhen. Der Bürgermeister teilte mit, dass die Entwicklung und der Ankauf des Langer-Geländes mit fünf Millionen Euro gefördert werde. „Es war die einzig richtige Entscheidung, das Areal zu erwerben und es unter dem Arbeitstitel Leben, Wohnen, Arbeiten selbst zu entwickeln. Wir alle waren mutig genug, diesen Schritt zu gehen.“ Möller berichtete, dass am Samstag, 13. April, im Erdgeschoss des ehemaligen Kaufhauses umfassend über alle anstehenden Projekte informiert werde. „Unsere Stadt muss als Marke weiterentwickelt werden. Ansiedlung von Wirtschaft und jungen Familien macht Schlüchtern fit für die Zukunft, so der Bürgermeister.
Axel Ruppert, Vorsitzender des Vereins für Wirtschaft und Tourismus, forderte die über 400 Gäste auf, sich als Gestalter der Stadt in Unternehmen und Vereine einzubringen. „Netzwerken ist wichtig. Um ins Gespräch zu kommen, wird es auch Baustellen-Stammtische geben.“ Er bezeichnete die von Möller angesprochene Steuerstabilität als ein hervorragendes Signal nach außen und wünschte weitere Verbesserungen im Stadtmarketing, das für ihn Kommunikation nach innen und außen bedeute. Er bat das Stadtparlament, hierfür weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, denn ein Euro Fördergeld löse zehn Euro Investitionen aus.
Zukunftsforscher Steffen Ball bescheinigte dem Mittelzentrum Schlüchtern, die Verschmelzung von Urbanität und Kleinstadtcharme erfolgreich voranzutreiben. Das Beispiel Schlüchtern zeige, dass der Gegensatz von Stadt und Land wohl nicht so groß sein könne. „Im ländlichen Raum flackern immer mehr Leuchtfeuer auf und die Metropolen verlieren als dauerhafter Lebensraum an Attraktivität. Die in Schlüchtern forcierte E-Mobilität ist so eine zukunftgewandte Botschaft nach außen.“
Die Bigband Route 66 umrahmte den Empfang musikalisch. Nach dem offiziellen Teil nutzten die Besucher die Gelegenheit, mit den Bediensteten der Stadt und dem Vorstand des Vereins für Wirtschaft und Tourismus ins Gespräch zu kommen.