Bergwinkel feiert ausgelassen Kalten Markt

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Zigtausend Besucher aus nah und fern haben den 73. Kalten Markt gefeiert und waren gemütlich durch die Gassen geschlendert. 260 Marktbeschicker boten Socken, Felle, Bürsten, Körbe, Holzwaren und Schmuck feil. Die Marktschreier hatten Hochkonjunktur. „Der Kalte Markt ist ein Muss“, berichtete Bananen-Fred, der gefühlte 30 Jahre auf dem größten Volksfest des oberen Kinzigtals frisches Obst verkauft.
Die Gaumenfreuden kamen in der „Fressgasse“ unter den Linden nicht zu kurz. Crêpes, Mandeln oder Waffeln für den süßen, Flammlachs, Kartoffel-Twister, Bigos oder Fleischspieße für den deftigen Hunger: Die Auswahl war riesengroß. Auch die Partnerstadt Jarocin war mit einem Stand vertreten und servierte Eintopf aus gedünstetem Sauerkraut und Rind- und Schweinefleisch. Die evangelische Kirche verkaufte Souvenirs und bat um Spenden für die Renovierung der Stadtkirche.
„Hauptsache, es groovt“ war bei den Planemächern das musikalische Motto, als die Kultband „Echo Four“ nach der Eröffnung loslegte und „Sweet Margarita & Special Guests“ am Samstag die Gypsy Kings und diverse Rockgrößen hochleben ließen.
Im Zelt der Bürgergarde versorgte „Doc Rock“ in ihrem unverwechselbaren eigenen Stil die Fans mit sattem Rock‘n‘Roll. Am Samstagabend rockte „Backyard28“ mit Classic Rock und Blues von AC/DC bis ZZ Top die Bühne. Am Montag ging es dort mit den Kinzigtal Spitzbuben in die finale Runde.
Am Samstagnachmittag veranstalteten die ehemaligen Kalte-Markt-Präsidenten nach Einbruch der Dunkelheit den Lampionzug durch die Schlüchterner Gassen. Dabei trafen die Kinder mit ihren bunten Laternen Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Hans im Glück, Sterntaler, Rumpelstilzchen, Rotkäppchen, Frau Holle, den Hasen und den Igel. Die Gymnastikdamen begeisterten mit Struwwelpeter und Zappelphilipp, die Landfrauen erzählten das Märchen vom süßen Brei. Den Zug der Kinder begleiteten Bürgergarde, Nachtwächter und Mönche. Platzkonzerte gaben Stadtkapelle Schlüchtern, Eisenbahnermusikverein Elm und Musikverein Herolz.
Erst den Möller, dann den Böller, hieß es tags zuvor bei der Eröffnung durch den neuen Kalte-Markt-Präsidenten Mike Borde. Beim Leiterspruch, den Dietmar Keidel verfasst hatte, erinnerte „Toaster“ Jörg Schlögl an das Versprechen des Bürgermeisters baden zu gehen, sollte bis Ende 2018 keine Kinzigbrücke stehen. „Die Uhr, Matthias, ist am Laufe, du solltest dir schon en Neopren-Anzug kaufe.“
Der Rathauschef verlas einen Brief von Dr. Vitali Klitschko, der gerne zum Kalte-Markt-Frühstück gekommen wäre und auch den „Lasch“ besucht hätte. Doch die Amtsgeschäfte hätten es nicht erlaubt. Möller lobte die ehrenamtliche Power und betonte in Anlehnung an ein Kennedy-Zitat: „Denkt nicht darüber nach, was die Stadt für euch tun kann, sondern denkt darüber nach, was ihr für eure Stadt machen könnt.“ Die Euphorie in Schlüchtern sei da. Film- und Heimatabend suchten ihresgleichen. Rettungsassistent Mike Borde freute sich als neuer Kalte-Markt-Präsident in den kommenden dreieinhalb Tagen und Nächten die Schlüsselgewalt über Schlüchtern zu haben. Als Mitbegründer des Jugendrotkreuzes habe er sein Hobby zum Beruf gemacht. Er stehe heute noch der Truppe bei. „Fanfaren bitte … Hiermit erkläre ich den Kalten Markt 2018 für eröffnet. Die Böller bitte.“
Wer sich die Stadt mit den drei Türmen aus der Vogelperspektive anschauen wollte, fand auf dem Riesenrad einen Platz in der ersten Reihe. Hoch im Kurs bei jungen Leuten standen auf dem Rummel Taumler, Drop Zone, Berg- und Talbahn und Auto-Skooter, aber auch das Trampolinspringen. Richtig gruselig wurde es in der Geisterbahn. Ein Glanzlicht setzte am Sonntagabend ein Großfeuerwerk auf der Mauerwiese.