Kleiner Ort feiert ganz groß

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Obwohl der kleine Ort nur 35 Einwohner hat, nahmen Hunderte Menschen am Jubiläums-Gottesdienst zum 900-jährigen Bestehen von Klesberg teil. Es war zugleich der abschließende offizielle Festakt der Jubiläums-Feierlichkeiten.
Seit mehreren Jahren wird von einem Organisationsteam in dem zum Steinauer Stadtteil Uerzell gehörenden Ortsteil Klesberg auf die Ausrichtung der Feierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen des kleinen Ortes hingearbeitet. An der Spitze des Teams stehen Martina Jobst und Timo Link. Eine Urkunde aus dem Jahr 1118 dokumentiert, dass „Clefesberge“ vor 900 Jahren durch eine Schenkung in den Besitz des Klosters Schlüchtern übergegangen ist.
Über die neun Jahrhunderte hinweg hat Klesberg, das mit nur neun Häusern als kleinster Ort der Bergwinkelregion gilt, eine wechselvolle Geschichte. Seit 1331 heißt der Ort Clesberg, später folgte die heutige Namensgebung. Im Jahr 1486 stiftete Kunigunde von Mörle die Kapelle, die heute noch der Blickpunkt des Dörfchens ist. Täglich um 12 Uhr wird die Glocke noch per Hand geläutet. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 schied Klesberg mit weiteren benachbarten Weilern aus der Pfarrei Hintersteinau aus und wurde kirchlich mit Ulmbach vereinigt.
Als offizieller und auch abschließender Festakt einer Veranstaltungsreihe fand jetzt zum Dorfjubiläum an der Kapelle ein Jubiläums-Gottesdienst statt, welchen die Pfarrer Samuel Rapu und Manfred Kopka zelebrierten. Martina Jobst und Timo Link sprachen Begrüßungsworte. Pfarrer Rapu hob Dankbarkeit und Besinnung sowie die Gemeinschaft mit Gott hervor. „Wir sind von Gott beschenkte Menschen“, sagte der Pfarrer. Wenn es auch großartiger Leistungen der Menschen bedurft habe, Klesberg über 900 Jahre zu erhalten, sei dennoch Gott der Ursprung und Erhalter der Gemeinschaft. „Ohne Gott kann keine menschliche Gemeinschaft bestehen“, betonte Rapu.
Der Ulmbacher Chorleiter Uwe Bäbler sorgte für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes, bei welchem die vielen Besucher gemeinsam mehrere Lieder sangen. Martina Jobst und Monika Leibold trugen Lesungen vor. Dass Klesberg schon immer eine besondere Funktion im Ulmbacher Kirchspiel hatte, unter anderem auch als Wallfahrtsort, brachte Pfarrer Kopka zum Ausdruck.
„Ich bin sehr gerne zu ihnen gekommen“, sagte Landrat Thorsten Stolz, der auch Schirmherr des Dorfjubiläums ist. Er zollte den Klesberger Bürgern große Anerkennung bezüglich der Ausrichtung der Feierlichkeiten und lobte die mehrmonatige Veranstaltungsreihe. Klesberg sei der Beweis, dass aus Einwohnern Bürger geworden seien, welche sich für ihren Ort engagierten. Stolz verwies auf die wechselvolle Geschichte des Jubiläumsortes, welche beweise, dass es immer weiter gehe. Wichtig sei, optimistisch nach vorne zu schauen.
Ganztägiger Festbetrieb in der großen Halle der Firma Link schloss sich dem Gottesdienst an. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Bei einem bunten Rahmenprogramm gab es sowohl etwas für Jung als auch für Alt. Viel Applaus erntete Landrat Stolz, als er den Musikverein Germania Steinau dirigierte.
Das Programm des Klesberger Jubiläumsjahres hatte bereits im April mit verschiedenen Naturexkursionen begonnen. Ende Mai/Anfang Juni fanden die „Klesberger Kulturwochen“ statt, wozu ein musikalischer Festkommers ebenso gehörte wie verschiedene geschichtsträchtige Vorträge.
Zum Dorfjubiläum ist auch eine von Martina Jobst verfasste Chronik herausgegeben worden. „Der Klesberg ist eine kleine, starke, stolze und liebenswerte Dorfgemeinschaft“, lobt darin Bürgermeister Malte Jörg Uffeln. In der Chronik wird auf die wechselvolle Geschichte und das Leben im Ort eingegangen, ebenso auf die Häuser. Es gibt lediglich neun Häuser, alle mit Hausnamen versehen, von „Andrese“ über „Jürje“ und „Fraanze“ bis „Schmitts“. „Die Chronik von Klesberg besteht nicht nur aus den zusammengetragenen historischen Daten, sondern auch aus Anekdoten, Erinnerungen und Bildern der Klesberger Einwohner, die sie lebendig und begreifbar machen“, erläutert Martina Jobst.