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Der Abschied fällt ihm nicht leicht. Das ist Werner Hildebrand deutlich anzumerken. Vier Jahrzehnte sind eben eine lange Zeit. „Ich werde gerne daran zurückdenken“, versichert der Metzgermeister aus Steinau. Er wird seinen Verkaufsstand auf dem Wochenmarkt in Gelnhausen zum Ende des Monats aufgeben, denn mit seinen 75 Jahren will Hildebrand nun doch in Rente gehen. Bürgermeister Daniel Christian Glöckner und Ordnungsamtsleiterin Roswitha Krack bedanken sich mit einem kleinen Präsent für die jahrzehntelange Treue bei Werner Hildebrand. Im Februar wird ein anderer Metzger seinen Platz übernehmen.

„Wenn Du einmal einen Stand auf dem Markt hattest, kannst Du nicht mehr daheim bleiben“, sagte Werner Hildebrand beim 40. Geburtstag des Gelnhäuser Wochenmarktes im März 2016. Schon vor 25 Jahren hat er seine Metzgerei abgegeben und ist auf den mobilen Verkaufswagen umgestiegen. Auf dem Wochenmarkt in Gelnhausen war er einer der Männer der ersten Stunde und fungiert seither als Sprecher der Marktbeschicker. „Das war toll und sehr hilfreich, dass wir mit Ihnen immer einen so zuverlässigen Ansprechpartner hatten“, bedankt sich Ordnungsamtsleiterin Roswitha Krack. Bürgermeister Glöckner möchte wissen, wie der Steinauer eigentlich auf Gelnhausen gekommen ist. „Ich bin mit einem Bein Gelnhäuser“, sagt er. „Meine Mutter war Gelnhäuserin.“ Über eine in Gelnhausen lebende Cousine kam der Kontakt zustande. Und schon ergründen Glöckner und Hildebrand im angeregten Gespräch die Ahnengalerie des Metzgermeisters, thematisieren später noch das Sterben der Schlachthöfe und die EU-Richtlinien, die es dem Fleischerhandwerk nicht gerade leicht machen. Werner Hildebrand weiß, wovon er spricht. Er ist seit über 53 Jahren Fleischermeister und immer noch produktiv tätig. Seit fast vier Jahrzehnten bietet er seine Fleisch- und Wurstwaren sowie Schinkenspezialitäten in Gelnhausen an. Noch gut erinnert er sich an die Anfänge des Wochenmarktes auf dem Untermarkt und den Umzug auf den Obermarkt. Er spricht mit Begeisterung von der tollen Atmosphäre auf dem Obermarkt und von seinen Kunden. „Wir haben viele Stammkunden, da wird auch Persönliches ausgetauscht. Es war mir wichtig, einen Nachfolger zu finden, der die Kunden in meinem Sinne weiterbetreut und ein ähnliches Angebot bereithält“, so Hildebrand. Wie tief die Verbundenheit zu seinen Kunden ist, hat Hildebrand schwarz auf weiß: In Fulda hat ein Karikaturist seine Bestürzung über Hildebrands Abschied zu Papier gebracht, in Gelnhausen hat Bärbel Krauthan für ihn ein Gedicht verfasst: „Der Schreck war groß – wie werd des bloß, was mache mer – kaa Flaasch mer?“ Für Nachschub aber ist gesorgt: Die Fleischerei Birkenbach aus Kalbach bei Fulda wird ab Februar mit Fleisch und Wurst aus eigener Herstellung in die Fußstapfen von Werner Hildebrand treten.

„Unser Markt lebt von seiner familiären Atmosphäre und den überwiegend regionalen, frischen Produkten. Hier kennen die Händler noch die Namen ihrer Kundinnen und Kunden“, betont der Bürgermeister. „Sie werden uns fehlen“, sagt Glöckner, bedankt sich bei Werner Hildebrand für seine Treue zum Wochenmarkt in der Barbarossastadt und wünscht ihm für den Ruhestand alles Gute. Werner Hildebrand verrät freudig lächelnd, dass er sich in seiner künftigen Freizeit seinem großen Garten und vor allem seiner Frau widmen werde. Und verschwindet wieder im Wagen hinter der Verkaufstheke – zum freundlichen Dienst am Kunden.