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Gesunde Lebensweise durch entsprechende Ernährung und Bewegung thematisierte das Netzwerk für Gesundheit bei den 10. Gesundheitstagen in der Spessart Therme.
Die Aktualität des Themas verdeutlichte Gesundheitsdezernent Matthias Zach, der mit dem Geschäftsführer des Netzwerks, Dieter Holk, und dem Ersten Stadtrat Werner Wolf die zweitägige Veranstaltung offiziell eröffnete. Die Hälfte der Frauen und zwei Drittel der Männer sowie etwa zwei Millionen Kinder und Jugendliche seien von Übergewicht betroffen, gab er zu bedenken.
Im Netzwerk für Gesundheit Main-Kinzig sind derzeit der Kurbetrieb, die Kliniken Bellevue, Knappschaft, Salztal, St. Marien, Median-Kinzigtal und Lohrey sowie der Kalinka-Pflegedienst zusammengeschlossen, um ihre Kompetenz in den Bereichen Gesundheit, Prävention und Diagnostik zu bündeln. Neben den Netzwerkpartnern stellten weitere Gesundheitsdienstleister und Selbsthilfegruppen ihre Arbeit in der Brunnenpassage vor.
Kleine Gesundheits-Checks, wie Blutzuckeruntersuchung und Blutdruckmessung konnten die Besucher vor Ort durchführen lassen. Daneben informierten Mediziner und Therapeuten in Fachvorträgen, etwa über gesunde Ernährung, Möglichkeiten zur Gewichtsreduzierung und Fitness trotz Arthrose-Erkrankungen.
Freilich hatten die Verantwortlichen mit TV-Starkoch Mirko Reeh einen ausgewiesenen Kenner gesunden Essens eingeladen. Zudem hatte er nach eigenem Bekunden durch gezielte Ernährung und Sport etwa 60 Kilo abgenommen.
An beiden Tagen kreierte der Starkoch beim „Show-Cooking“ im Spessart Forum leckere Gerichte nach dem Motto: „Gesund essen heißt nicht, Verzicht üben.“ Alle seine Rezepte seien problemlos nach zu kochen, betonte der Autor von Kochbüchern.
Ein Nudelsalat mit frischen und getrockneten Kräutern, in dem auch kleingeschnittener „Handkäs“ nicht fehlte, schmeckte den Zuschauern vorzüglich. Während der Zubereitung der Gerichte waren nicht nur Entertainment in bester hessischer Mundart inklusive, sondern auch viele Tipps zur Handhabung von Küchenutensilien und konsequenter Verwendung aller Zutaten. „In einer guten Küche kommt nichts weg!“, stellte der Starkoch mit Blick auf die horrende Lebensmittelvernichtung fest. 46 Prozent des Gemüses wird weggeworfen, prangerte er die Verschwendung an. Gemüseabschnitte eignen sich bestens zur Zubereitung eines Gemüsefonds, denn „da weiß man, was drin ist!“
In seinem Vortrag am Nachmittag „Essen im Wandel der Zeit“ stellte Mirko Reeh die Ess-Gewohnheiten in Deutschland seit den Nachkriegsjahren chronologisch dar. Auf Hunger und Mangel folgte erhöhter Konsum in den 1950er und 1960er Jahren. Pizza, Spaghetti, Gyros standen auf dem Speiseplan, Imbissbuden und Supermärkte läuteten die Revolution beim Einkaufen ein. In den 1970er Jahren tauchten erstmals kritische Fragen nach Inhaltsstoffen auf, und die Einrichtung des Verbraucherschutzes etablierte sich, aber auch McDonalds eröffnete in München die erste Filiale. Die 1980er Jahre waren von der Ökobewegung geprägt, aber gleichzeitig boomten Fastfood-Produkte. In den 1990er Jahren etablierten sich die Discounter, das Übergewicht der Menschen stieg, und um die Jahrtausendwende wurden trotz Wohlstand flächendeckend Projekte wie „Die Tafel“ eingerichtet, während die Hälfte aller Lebensmittel vernichtet wird. Heute sind Lebensmittel unbegrenzt verfügbar, ihre Qualität steigt, der Fleischverzehr liegt bei 40 Prozent, und Bio-Produkte erfreuen sich reger Nachfrage, gleichzeitig steigen Adipositas und Krebserkrankungen. Seit den 1950er Jahren sank der Anteil des Monatseinkommens, den die Menschen für Lebensmittel ausgeben, kontinuierlich von damals 44 Prozent auf heute 13 Prozent, wusste Mirko Reeh.
Für gesunde Gerichte sorgten auch die Köche der Netzwerkkliniken, die die Besucher im historischen Konzertsaal bewirteten.
Zum Thema „Lieblingsessen“ hatten die Kinder der Grundschule an der Salz Bilder gemalt, die nun von der Jury prämiert wurden. Die Grundschulkinder bereiten regelmäßig als „Club der Kochmützen“ in den Kurkliniken Gerichte zu und lernen somit schon früh, was zur gesunden Ernährung gehört.