„Wir haben Pfunde, mit denen wir wuchern können“

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„Man muss Bock auf das haben, was man macht“, beschrieb Apotheker Philipp Merz das Selbstverständnis von engagierten Geschäftsleuten und stieß damit auf die Zustimmung seiner Kollegen. Kollegen waren an diesem Abend keine Pharmazeuten, sondern Gewerbetreibende aus der Brüder-Grimm-Straße in Steinau.
Auf Initiative von Bäckermeister Jürgen Fink und Gandayo-Geschäftsführer Tim Schätzke trafen sie sich im Restaurant Rosengarten, um sich über die Zukunft der Einkaufsstraße in der Innenstadt auszutauschen. Fink und Schätzke freuten sich, dass so viele Interessierte – rund 20 an der Zahl – der Einladung gefolgt waren. Während Fink für die Brüder-Grimm-Straße eine eher düstere Prognose gab, sollte es nicht gelingen, das Ruder herumzureißen, erwähnte Schätzke die Veranstaltungen, die es in Steinau gibt, darunter Katharinenmarkt, Weihnachtsmarkt, Märchensonntag und Mittelalterspektakel. Mit seiner Firma betreibe er in der Brüder-Grimm-Straße verschiedene Messpunkte, deren Auswertung ergebe, dass sich an normalen Tagen 1 500 bis 2 000 Menschen in der Einkaufsstraße aufhielten. Dieses Potential gelte es, zu nutzen.
Im Stile eines Brainstormings forderten Fink und Schätzke die Anwesenden auf, Kritik, Sorgen und Ideen auf den Tisch zu packen. Einige waren sich alle, dass Steinau über eine wunderschöne Innenstadt verfüge. Deren Attraktivität sei für Gewerbe und Handel allerdings nicht sehr hoch, merkte Harmut Schmitt von der Kreissparkasse an und verwies auf den Leerstand in der Innenstadt. Auch Bürgermeister Malte Jörg Uffeln war überzeugt: „Wir haben Pfunde, mit denen wir wuchern können.“ Neben dem Kumpen sei auch der Amtshof ein Juwel. Mit Blick auf die „Schlechtredner in der Stadt“ sagte Uffeln: „Mir fehlt ein bisschen die Aufbruchstimmung und auch der Mut zum Scheitern.“ Aus dem Scheitern könne man lernen und Neues probieren.
Philipp Merz lenkte den Blick auf die „grundpositiven Dinge“ in der Stadt und nannte unter anderem das Gesundheitszentrum, die Brüder-Grimm-Schule und die Kindergärten sowie das Schwimmbad. Seine Kunden seien heute im Durchschnitt fünf Jahre jünger, unter ihnen viele junge Familien, die nach Steinau gezogen seien. Auch vereine Steinau mittlerweile Menschen aus vielen Kulturen. „Wir müssen ein gutes Angebot liefern für unsere Kunden und dabei sind persönliche Kontakte wichtig.“ Beim „guten Angebot“ hakte Jürgen Fink ein und betonte: „Es ist ein ehrliches Handwerk, das wir in Steinau betreiben.“
Detlef Heinichen, einer der Künstler des Theatriums Steinau, schwärmte: „Wir haben uns in die Stadt verliebt. Der Kumpen ist ein wunderschöner Ort und hat etwas zutiefst romantisches.“ Allerdings müsse er mehr genutzt werden. Mit dieser Ansicht war Heinichen nicht alleine. Bürgermeister Uffeln plädierte für neue Ideen zur Gestaltung des Kumpens, die ergebnisoffen diskutiert werden müssten. Jürgen Fink konnte sich einen regelmäßig wiederkehrenden Aktionstag auf dem Marktplatz vorstellen. An solch einem Tag könnten sich die Gewerbetreibenden, Kulturtreibenden und auch die Touristiker präsentieren. Heinichen nannte das Stichwort „Bürger spielen Theater“. Aus seiner Erfahrung als Leiter der beiden Museen Brüder-Grimm-Haus und Museum Steinau gab Burkhard Kling zu bedenken: „Man muss bei allen Aktivitäten Atem haben.“
Petre Bär, Inhaberin der Rösterei Kaffeebär“, wünschte sich ein modernes Image für Steinau und gab damit Philipp Merz recht, der eine digitale Steinau-Karte und die Schaffung digitaler Angebote ins Gespräch brachte. Zur Sprache kamen außerdem die Verkehrssituation in der Brüder-Grimm-Straße (Bürgermeister Uffeln: „Die Stadt trifft hier keine Entscheidung.“), die Nutzung des Parkplatzes Mauerwiese, die Einführung eines Shuttle-Busses aus den Stadtteilen und der Leerstand in der Innenstadt.
Als sich die Anwesenden auf ein erneutes Treffen am Donnerstag, 15. März, um 19 Uhr im Rosengarten einigten, war etwas spürbar von dem „Aufbruch“, den sich Uffeln für „seine“ Stadt wünscht.