Eine Ära ist in Schlüchtern zu Ende gegangen. 24 Jahre lang hat Falko Fritzsch das Amt des Bürgermeisters ausgeübt. Jetzt wurde der 68-Jährige offiziell verabschiedet.
Junge Leute in Schlüchtern kennen keinen anderen Bürgermeister als Falko Fritzsch. Dass es jetzt anders wird, ist für viele nur schwer vorstellbar. Im Jahr 1992 war Fritzsch erstmals mit dem Bürgermeisteramt betraut worden. Fünf Mal wurde er in den vergangenen 24 Jahren wiedergewählt. Bei der Wahl im März dieses Jahres hatte es nicht noch einmal geklappt. Matthias Möller wurde zum neuen Rathauschef gewählt.
Fritzsch wurde am vergangenen Freitag in der voll besetzten Stadthalle verabschiedet. Der erste Stadtrat Reinhold Baier begrüßte dazu eine Vielzahl geladener Gäste. Zahlreiche Redner brachten ihre Wertschätzung gegenüber dem scheidenden Stadtoberhaupt zum Ausdruck.
„Herzlich willkommen im neuen Lebensabschnitt“, sagte Baier zu Fritzsch. Die gemeinsame Arbeit sei stets von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet gewesen. Nahezu 30 Jahre habe man im Magistrat zusammengearbeitet. „Wer 24 Jahre Bürgermeister ist, kann nicht alles falsch gemacht haben“, sagte Baier.
Insgesamt 40 Jahre lang habe Falko Fritzsch viel für die Bergwinkelstadt getan, hob die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller hervor. Der scheidende Bürgermeister war von 1977 bis 1981 Ortsvorsteher der Innenstadt, von 1982 bis 1989 Stadtverordnetenvorsteher und von 1989 bis 1992 Erster Stadtrat. Seit dieser Zeit ist er nun über 24 Jahre Rathauschef. Müller sprach von einer beeindruckenden Leistung. Die Stadtkapelle Schlüchtern lockerte die Redebeiträge mit flotten Weisen auf.
„Man kann es als Bürgermeister nie allen recht machen“, gab Kreisbeigeordneter Matthias Zach zu bedenken. Dennoch habe Fritzsch für Schlüchtern viel bewegt. Er zeichne sich durch Geradlinigkeit, Leidenschaft, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen, Verantwortungsbereitschaft sowie durch ironischen Humor aus. Fritzsch sei kein Politiker für die Showbühne. Zach zeichnete den scheidenden Bürgermeister mit dem „Kinzig-Taler“ aus.
Der Direktor des hessischen Städte- und Gemeindebundes, Diedrich Backhaus, bescheinigte Fritzsch überaus großes Engagement und brachte dessen Tätigkeit im Hauptausschuss des Städte- und Gemeindebundes zur Sprache. Fritzsch habe zahlreiche Auszeichnungen bei Wettbewerben für die Bergwinkelstadt initiiert. Er habe sich mit aller Kraft vielen Herausforderungen gestellt, sagte Bürgermeisterin Iris Schröder als Vorsitzende der Bürgermeister-Kreisversammlung. Sie lobte Fritzsch als begnadeten Kommunalpolitiker.
Für die 4S-Kommunen des Bergwinkels sprach der Sinntaler Bürgermeister Carsten Ullrich. Fritzsch sei der Gründervater der kommunalen Zusammenarbeit gewesen und sei zugleich der Zusammenhalt der Region. Ullrich bescheinigte eine kollegiale, kooperative Zusammenarbeit. „Du wirst künftig nicht mehr fremdbestimmt sein“, sagte Ullrich zu seinem scheidenden Amtskollegen.
Dass Fritzsch als Bürgermeister stets versucht habe, das Bestmögliche für das Brandschutzwesen der Stadt Schlüchtern zu erreichen, hob Kreisbrandinspektor Markus Busanni hervor. Er zeichnete das Stadtoberhaupt mit der Verdienstmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes aus. Den Dankesworten schloss sich der stellvertretende Stadtbrandinspektor Andreas Leipold an. Fritzsch habe für die Feuerwehren als größte Abteilung der Stadt mit rund 400 ehrenamtlich Tätigkeiten viel getan.
Die kirchliche Würdigung und den Dank des Kirchenkreises Schlüchtern für den scheidenden Bürgermeister brachte Dekan Wilhelm Hammann zum Ausdruck. Er sprach von einem erfolgreichen Wirken mit vielen positiven Ergebnissen. Fritzsch habe nach dem Motto „Keinen Staub ansetzten, Staub aufwirbeln“ gehandelt, sagte Stadtverordnetenvorsteher Joachim Truss, der für die kommunalpolitischen Gremien und die Vereine sprach. Für die Partei des scheidenden Bürgermeisters, die SPD, zollte deren Fraktionsvorsitzender Helmut Meister Dank und Anerkennung.
„Ich habe das Amt nicht aus Geltungssucht ausgeübt“, sagte Falko Fritzsch in seiner abschließenden Ansprache. Vielmehr habe er nach vorangegangenen kommunalpolitischen Tätigkeiten den Wunsch gehabt, als Stadtoberhaupt entscheiden zu können. In seinen persönlichen Dank schloss er an erster Stelle seine Familie mit Ehefrau Ingrid ein. Vieles sei gemeinsam ertragen und überwunden worden, einschließlich Morddrohungen. Auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung schloss er in seinen Dank ein. Kritisch beleuchtete er die Zusammenarbeit der Hauptamtlichen und der Ehrenamtlichen in der Kommunalpolitik. Ironisch meinte er: „Der Bürgermeister hat immer Recht“. Etwas Humor würde manch schwierigen Diskussionen gut tun. Die Meinung der Wähler im Frühjahr „Es langt jetzt mit dir“, habe er akzeptiert. Die Bürger hätten etwas Neues gewollt – und das sei gut so.
Mit stehenden Ovationen, mit vielen guten Wünschen und reichlich Geschenken wurde der scheidende Bürgermeister verabschiedet.