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„Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen“, so heißt es – und jeder, der in diesen Tagen die Main-Kinzig-Kliniken in Gelnhausen und Schlüchtern betritt, bemerkt sofort, dass sich die Abläufe in beiden Häusern grundlegend verändert haben. Die Kliniken gehen seit der Ausbreitung des Coronavirus neue Wege – und damit sind im wahrsten Sinne des Wortes auch neue Wege für Patienten entstanden.
An beiden Klinikstandorten werden seit einigen Tagen Patienten behandelt, die an COVID-19 erkrankt sind. Die Vorbereitungen hierfür waren umfangreich: „Wir haben räumliche und personelle Kapazitäten schaffen müssen – und dies im Hinblick darauf, den größtmöglichen Schutz für alle zu gewährleisten, die sich in unseren Häusern aufhalten, ob Patienten oder Mitarbeiter“, so Geschäftsführer Dieter Bartsch. Die derzeitigen Strukturen sehen die intensivmedizinische Versorgung in Gelnhausen vor, sowohl in Gelnhausen als auch in Schlüchtern wurden Infektionsstationen eingerichtet. Insgesamt wurden an beiden Standorten neben zahlreichen Verdachtsfällen bisher 32 bestätigte COVID-19-Patienten versorgt, bei etwa fünf von ihnen war oder ist eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. „Der Umbau unserer Intensivstation, der dank des großen Engagements vieler Mitarbeiter in wenigen Tagen abgeschlossen werden konnte, macht es möglich, dass wir uns stufenweise dem Bedarf anpassen und situationsgerecht aufstellen können“, erklärt Bartsch.
Und auch in Schlüchtern sorgt ein ausgeklügeltes Konzept dafür, dass COVID-19-Patienten getrennt von allen anderen Patienten untergebracht und speziell versorgt werden. Auch hier arbeiten Mitarbeiter aller Abteilungen und Berufsgruppen Hand in Hand bei der Entwicklung außergewöhnlicher Lösungen. Ein Beispiel ist die Versorgung der isolierten Patienten durch den sogenannten „Außendienst“. Da sich die Isolierstation im Erdgeschoss befindet und jedes Patientenzimmer mit einem Fenster ausgestattet ist, ist es bei der Versorgung nicht immer notwendig, das Patientenzimmer zu betreten: Benötigt der Patient beispielsweise lediglich eine Flasche Wasser oder hat eine Probe für das Labor abzugeben, kann eine Übergabe unter strengen Sicherheitsvorkehrungen durch das geöffnete Fenster erfolgen – dies erhöht erheblich den Mitarbeiterschutz.
Als nicht nur äußerst hilfreich, sondern absolut notwendig hat sich an beiden Standorten das sogenannte Ampelkonzept erwiesen: Von Betreten der Häuser, aber auch im Laufe jedweder Behandlung ist es maßgeblich, ob der Patient den Status „grün“, „gelb“ oder „rot“ aufweist – er also „nicht-infektiös“, „möglicherweise infektiös“ oder „nachgewiesenermaßen infektiös“ ist. „Dieses Farbsystem hat Vorrang vor den bisherigen Abteilungsstrukturen“, erläutert Bartsch: „Es ermöglicht uns, die Bereiche für jeden erkennbar abzugrenzen, Patienten zu leiten und unsere Mitarbeiter gezielt einzusetzen.“
Neue Wege schlagen die Kliniken auch in punkto Materialbeschaffung ein. „Wie für alle Kliniken ist es für uns eine große Herausforderung, Schutzmaterialien in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Dieser nehmen wir uns mit höchster Priorität an“, erklärt der Geschäftsführer. Hierfür werden nicht nur die bestehenden Kontakte zu den Stammlieferanten genutzt, sondern auch unkonventionelle und kreative Lösungen gesucht – und dies auf regionaler bis hin zu internationaler Ebene. „Teilweise konnten wir große Produktmengen ordern und haben die entsprechenden Lieferungen auch schon erhalten. Für andere Produkte stehen die Lieferungen noch aus. Darüber hinaus stehen wir mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration hinsichtlich der geplanten Materialverteilung über das Land Hessen in Kontakt“, so Bartsch: „Klar ist: Dieses Thema wird uns in der nächsten Zeit noch intensiv begleiten, und wir schöpfen alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aus.“
Insgesamt sehen sich die Main-Kinzig-Kliniken zum jetzigen Zeitpunkt gut aufgestellt und beobachten die Entwicklungen sehr genau, um weiterhin flexibel zu agieren. „Wir erhalten Unterstützungsangebote und Solidaritätsbekundungen aus der gesamten Region, für die wir sehr dankbar sind“, berichtet Bartsch. Dieser Zuspruch aus der Bevölkerung, der interne Zusammenhalt und die bisherigen Erfahrungen stimmen das Team aktuell zuversichtlich. Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnten 14 COVID-19-Patienten bereits wieder entlassen werden.