Kino- und Kulturverein stellt Projekt „Lebenswertes Schlüchtern“ vor

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25 Jahre Kuki, mit aktuellen Filmen, tollen Künstlern und mittlerweile 500.000 Besuchern – nun soll Schluss sein. Es gebe zu viele Bedenkenträger in der Stadt, die sich seit Monaten nicht entschließen könnten, ihre Räume auch für Kino zeitgemäß zu ertüchtigen. Dabei stünden sogar Fördergelder von Bund und Land bereit, heißt es in einer Presseerklärung des Kuki.

Obwohl ein Kinoabend in der Vorliebe der Bundesbürger seit zwei Jahrzehnten statistisch ganz oben stehe, sogar vor dem Besuch von Sportveranstaltungen (GfK Juli 2019), finde der ehrenamtliche Einsatz der Kuki-Mitglieder, die viel Zeit und Lebensenergie opfern, um sich seit Jahr und Tag für ihre Stadt einzusetzen, wenig Gegenleistung, bedauert der Verein. Niemand versteht so richtig, warum die Stadtlenker zögern und das gemeinnützige Kuki nicht stützen und in der Stadt halten.

Bereits bei der Schließung der Synagoge für öffentliche Kulturveranstaltungen vor zehn Jahren gaben der renommierte Regisseur Michael Verhoeven und seine Frau, die Schauspielerin Senta Berger, zu bedenken: „Das Kuki hat eine Bedeutung über die Stadt Schlüchtern hinaus für die gesamte Region. Es ist ein klassischer Beweis dafür, dass eine Stadt gegen die Nivellierung von Kinoorten und gegen eine Verflachung des allgemeinen Kinoprogramms ein Beispiel setzen kann. Gäbe es das Kuki Schlüchtern nicht, müsste man es umgehend gründen und mit der neuesten Technik ausstatten.“ Und sie ergänzten, „dass eine Schließung des Kinos als katastrophale Entscheidung in die Annalen der Stadt eingehen und in der Zukunft auch von denen erkannt wird, die jetzt zögern.“

Auch Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff gab damals den Hinweis: „Es ist leicht etwas abzuwickeln, das über Jahre entstanden ist. Es ist fast unmöglich, es je wieder erstehen zu lassen. Die Gemeinde sollte sich eher Hilfe aus Bund und Land holen als diesen einmaligen Ort der Kultur aufzugeben.“

Nun steht das Kultur-Kino wieder vor dem gleichen Dilemma. Kuki ist eine unverwechselbare Marke, ein Alleinstellungsmerkmal und ein Leuchtturm für den Bergwinkel. Und gerade diese werden doch mittlerweile landauf landab gesucht. So gibt es mächtige Schützenhilfe durch das Bundesprogramm „LandKULTUR“, das innovative Projekte als Impulsgeber für die Entwicklung ländlicher Räume weiter entwickeln möchte, um die kulturelle Teilhabe in ländlichen Räumen und Kleinstädten zu erhalten. Auch die Kulturstiftung des Bundes fördert Konzepte, die innovative Ansätze in der Kulturpolitik verfolgen, so die des Vogelsbergkreises, der mit dem Kulturzentrum Kreuz und der Musikschule Lauterbach nun ein neues Kulturnetzwerk knüpft.

Auch das Kuki ist von der Jury des „Kompetenzentrum Ländliche Entwicklung“ des Programms LandKULTUR bereits als „kultureller Anker in der Bergwinkelregion“ auserwählt worden. Eine Bundes-Förderung bis zu 100.000 Euro steht bereit, wenn die Stadt Schlüchtern entsprechende Räumlichkeiten für diesen Kulturknotenpunkt zur Verfügung stellt. Noch zauderten die Verantwortlichen der Stadt jedoch, diesen Weg mit dem Kuki und anderen Schlüchterner Vereinen aktiv zu beschreiten, teilt das Kuki mit. Die alte Synagoge und das neu geplante Kultur- und Begegnungszentrum seien, wie in der Presse zu lesen war, mit anderweitigen Aktivitäten und Inhalten versehen.

Das Kuki stellt deshalb mit dem Motto „Lebenswertes Schlüchtern“ die Entwicklung der Stadthalle Schlüchtern zum „Kulturknotenpunkt“ vor. Zusammen mit anderen Vereinen und Kulturakteuren könnte das Stadthallen-Areal samt seiner Gastronomie, den Freiflächen für Open-Airs und dem benachbarten Museum hervorragend für ein kulturelles Netzwerkprojekt genutzt werden. Man müsste laut Kuki eigentlich nur den kleinen Saal der Stadthalle mit einer zeitgemäßen Lärmschutz-Faltwand mit hohen Akustikdämmwerten umrüsten. Dann wäre auch Kinobetrieb dort möglich.

Parallel würden dann gleichzeitig zwei Gruppen und Veranstaltungen im großen und kleinen Saal Platz finden. Das wäre ein gewaltiger Schritt voran zu einer nachhaltigen und wirtschaftlicheren Nutzung der „Gudd Stubb“ und einer Belebung der Innenstadt auch im Winter. Die Kapazität würde sich auf einen Schlag nahezu verdoppeln, ohne dass die bisherigen Nutzer der Räume in ihrer Vereinsaktivität eingeschränkt wären, so das Kuki.

Diese Raumgestaltung liegt auch schon seit geraumer Zeit von Planerseite her auf dem Tisch der Verwaltung. Das Kuki greift die Idee nur wieder auf. Der Stadt ginge das ehrenamtliche Engagement des aus 80 Mitgliedern bestehenden Kulturvereins nicht verloren. Und es wäre zudem ganz im Sinne einer Umfrage im letzten Jahr, in der 1200 Bürger ein zeitgenössisches und attraktives Angebot von Kino und Live-Kultur als Daseinsfürsorge der Stadt mehr als begrüßen würden, argumentiert der Verein. „Was im Vogelsbergkreis bereits angepackt wird, sollte für uns im Bergwinkel auch möglich sein“, so der Kuki-Vorstand.

Die Zeit läuft. Um das Potential des Kuki für die nachhaltige Kulturentwicklung zu nutzen, gibt es nur noch ein ganz enges Fenster. Danach ist Schluss, die Bundesfördergelder verfallen, der Kulturverein gehört der Vergangenheit an. Die Stadtverantwortlichen haben es laut Kuki nach zwei Jahren Gesprächen in der Hand, die Weichen auf Grün zu stellen: „Wo eine Wille ist, ist auch ein Weg.“